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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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Kontinent leben wirst. Ein den
Gepflogenheiten entsprechend ausgetragener Ehrenhandel wäre noch verzeihbar.
Eine Wirtshausrauferei kann man nur – so hoffe ich wenigstens – über kurz oder
lang vergessen.»
    Dem Marquis
stieg das Blut ins Gesicht. «Einen Augenblick, Sir. Ob ich mich nun in Barn
Elms oder in einem Wirtshaus duelliere; spielt keine Rolle – ich pflege meine
Angelegenheiten in jedem Fall durchaus fair zu erledigen.»
    «Ich bitte
um Entschuldigung», antwortete Avon mit einem leichten Neigen seines Kopfes.
«Es liegt wohl an meinem vorgerückten Alter, daß es mir schwerfällt, mich mit
den Manieren deiner Generation zu befreunden. Zu meiner Zeit war es jedenfalls
nicht Mode, im Spielsalon oder in betrunkenem Zustand zur Waffe zu greifen.»
    «Ein
Fauxpas, Sir, zugegeben, den ich bedaure.»
    Der Herzog
blickte ihn zynisch an. «Deine Gefühle interessieren mich nicht im geringsten,
Vidal. Ich werfe dir nur vor, daß du die Unverschämtheit besessen hast, deine
Mutter aufzuregen. Das erlaube ich nicht. Du verläßt England auf der Stelle.»
    Vidal war
sehr blaß, und in seinem Mundwinkel zuckte ein Muskel. «Ich denke, ich werde
mich dem Gericht stellen.»
    Der Herzog
hob sein Monokel und maß ihn von oben bis unten. «Es scheint, als hättest du
die Situation nicht ganz erfaßt», bemerkte er. «Du verläßt England weder um
deinen Hals zu retten, noch weil ich es wünsche, sondern einzig und allein, um
deiner Mutter weiteren Kummer zu ersparen. Ich hoffe, ich habe mich klar genug
ausgedrückt?»
    Vidal
blickte ihn trotzig an, schritt nervös zum Fenster hinüber, kehrte um und
blieb vor seinem Vater stehen. «Durchaus. Und wenn ich nicht gehe, was dann?»
    «Dann wäre
ich – natürlich zu meinem größten Bedauern – gezwungen, die entsprechenden
Maßnahmen für deine Abreise zu ergreifen.»
    Der Marquis
lachte. «Bei Gott, davon bin ich überzeugt! Gut, ich gehe.»
    «Du
solltest nicht vergessen, dich von deiner Mutter zu verabschieden», empfahl
ihm Seine Gnaden. «Bis heute abend kannst du die Küste noch leicht erreichen.»
    «Wie Sie
wünschen, Sir», meinte Vidal gleichgültig. Er nahm Hut und Handschuhe vom
Tisch. «Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen?»
    «Nur eine
Kleinigkeit», antwortete Avon. «Du hast dich recht gut in der Hand – mein
Kompliment.»
    «Ich dachte
eigentlich, daß gerade mein Mangel an Selbstbeherrschung Ihr Zartgefühl
verletzt hat, Sir», sagte Vidal grimmig. «Ich gestehe, ich kann diesem
Meinungsumschwung nur schwer folgen.»
    Avon
lächelte. «Du darfst mich nicht für dumm halten, mein Lieber. Ich bin mir
völlig bewußt, daß du mir jetzt nur allzugern meine alles andere als
blütenreine Vergangenheit ins Gesicht schleudern würdest.»
    «Ehrlich
gesagt, Sir, finde ich Ihre Moralpredigt in der Tat etwas befremdend.»
    «Ja, eine
Ironie des Schicksals, nicht wahr?» stimmte Seine Gnaden zu. «Ich bin mir
darüber wohl im klaren. Aber gerade deshalb möchte ich nicht, daß mein Sohn in
meine Fußstapfen tritt. Und du wirst zweifellos zugeben, daß ich meine
reichhaltige Erfahrung auf dem Gebiet des Lasters in die Lage versetzt, das Für
und Wider eines solchen Lebenswandels richtig zu beurteilen.» Er erhob sich
und kam zum Kamin. «Doch um von im Augenblick wichtigeren Dingen zu sprechen –
mein Konto bei Foley's in Paris steht dir selbstverständlich zur Verfügung.»
    «Danke,
Sir, ich habe genug für meine Bedürfnisse», sagte der Marquis steif.
    «Gratuliere.
Du bist sicherlich der erste Alastair, der das jemals von sich behaupten
konnte. Deine Mutter erwartet dich oben.»
    «Dann darf
ich mich verabschieden», erwiderte Vidal. «Erlauben Sie mir noch, mich für die
Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen bereitet habe, zu entschuldigen.» Er
verbeugte sich ohne zu lächeln und machte scharf auf dem Absatz kehrt. Als er
mit einem wütenden Ruck die Türklinke niederdrückte, fragte Avon: «Übrigens,
wie steht es mit meinem Rekord?»
    Der Marquis
blickte stirnrunzelnd über die Schulter. «Ihr Rekord, Sir?»
    «Drei
Stunden und siebenundvierzig Minuten habe ich gebraucht», sagte Seine Gnaden
sinnend.
    Vidal mußte
unwillkürlich lachen. «Nun, Sir, die Zeit ist unterboten.»
    «Das dachte
ich mir», meinte Avon. «Darf ich erfahren, um wieviel?»
    «Um drei
Minuten. Aber das Karriol war eine spezielle Konstruktion.»
    «Meines
auch. Es freut mich, daß du meinen Rekord verbessert hast. Wenn ich zwanzig
Jahre jünger wäre ...»
    «Bitte,
Sir, Sie wollen

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