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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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antwortete sie.
    «Ist sie
geladen?»
    «Ich weiß
nicht», sagte Miss Challoner, ein Opfer unheilbarer Wahrheitsliebe.
    Er begann
wieder zu lachen und ging weiter. «Na, dann schieß!» forderte er sie auf. «Dann
werden wir es gleich wissen. Ich brauche noch etliche Schritte, um bis zu dir
zu kommen.»
    Miss
Challoner sah, daß er es ernst meinte, schloß die Augen und drückte ab. Es gab
einen ohrenbetäubenden Knall, und der Marquis taumelte. Im nächsten Moment
hatte er sich wieder in der Hand. «Sie war geladen», sagte er kühl.
    Miss
Challoner riß die Augen wieder auf, sah, daß Vidal sich den linken Oberarm
hielt, und bemerkte zu ihrem Entsetzen einen roten Fleck, der sich rasch auf
seinem Ärmel ausbreitete. Sie ließ die Pistole fallen und griff sich
erschrocken an die Wange. «Um Gottes willen, was habe ich getan!» schrie sie.
«Sind Sie schwer verwundet?»
    Er lachte,
aber es klang nun ganz anders, so als wäre er jetzt ehrlich amüsiert. «Plançons
schöne Wand hat mehr abgekriegt als ich», antwortete er.
    Da stürzte
der Genannte auch schon ins Zimmer. Die Augen quollen ihm fast aus dem Kopf,
als er die Bescherung sah, und er überschüttete sie mit einem Schwall von
Fragen, die er mit aufgeregten Gesten begleitete. Mylord machte nicht viel
Federlesens mit ihm. «Beruhige dich, mein Freund. Madame wollte sich nur
überzeugen, daß meine Pistole in Ordnung ist.»
    «Aber,
Milor', in meine 'otet! Mein schöner salle, er sein ganz verdorben! Ah, mon Dieu, so sehen Sie doch, was für eine Loch in meine Wand!»
    «Setz den
Schaden auf die Rechnung, du alter Schurke, und erlöse mich vom Anblick deines
fetten Kadavers», sagte Seine Lordschaft. Dann sah er seinen Diener hinter dem
erbosten Franzosen. «Fletcher, schaff den Kerl da fort.»
    «Sehr wohl,
Mylord», erwiderte Fletcher mit steinerner Miene und schob M. Plançon zur Tür
hinaus.
    Miss
Challoner sagte schuldbewußt: «Ach, es tut mir ja so leid! Ich wußte nicht, daß
es soviel Schaden anrichten würde.»
    In Vidals
Augen begannen die Funken zu tanzen. «Sie haben seinen schönen salle ruiniert
und außerdem meinen nicht minder schönen Rock auf dem Gewissen.»
    «Ich weiß»,
sagte Miss Challoner und ließ zerknirscht den Kopf hängen. «Aber schließlich
war es Ihre Schuld», fügte sie mutig hinzu. «Sie haben mich dazu aufgefordert.»
    «Mag sein,
aber ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, daß Sie's tun würden»,
antwortete Seine Lordschaft.
    «Sie hätten
eben nicht näher kommen sollen», sagte sie streng.
    «Offensichtlich»,
bestätigte er. Er begann vorsichtig, seinen Rock auszuziehen. «übrigens – mein
Kompliment. Ich kenne nur eine Frau, die auch die Courage gehabt hätte,
abzudrücken.»
    «Und wer
ist das?» fragte Miss Challoner.
    «Meine
Mutter. Und nun verarzten Sie gefälligst Ihr Werk, sonst geht Plan çons Teppich auch noch drauf.»
    Miss
Challoner nahm gehorsam das Taschentuch, das er ihr entgegenstreckte. «Sind
Sie sicher, daß es nichts Ernstes ist?» fragte sie besorgt. «Es blutet
schrecklich.»
    «Ganz
sicher. Anscheinend kippen Sie nicht gleich um, wenn Sie Blut sehen.»
    «Ich bin
nicht so zartbesaitet, Sir.» Sie rollte seinen Ärmel hoch. «Ich fürchte, die
Spitze ist kaputt, Mylord. Tue ich Ihnen weh?»
    «Überhaupt
nicht», sagte Vidal höflich.
    Miss
Challoner machte aus ihrem eigenen Taschentuch einen Bausch und wickelte dann
das von Mylord fest um die Wunde.
    «Danke»,
sagte er, als sie fertig war. «Wenn Sie mir jetzt noch in meinen Rock helfen
wollen, können wir uns unterhalten.»
    «Glauben
Sie, daß das gut ist?» fragte sie zweifelnd. «Vielleicht fängt es dann wieder
zu bluten an.»
    «Mein gutes
Mädchen, der Kratzer ist wirklich nicht der Rede wert!»
    «Und ich
hatte schon Angst, ich hätte Sie getötet», gestand Miss Challoner.
    «Dazu fehlt
Ihnen die Treffsicherheit, meine Liebe», meinte er grinsend. Er zog mühsam
seinen Rock an und rückte einen Stuhl an den Kamin. «Setzen Sie sich», befahl
er. Als sie zögerte, nahm er eine seiner eigenen Pistolen aus der Tasche und
überreichte sie ihr. «Wenn Sie das nächste Mal Lust haben, auf mich zu
schießen, nehmen Sie die hier», empfahl er. «Sie werden sehen, sie ist viel
handlicher.»
    Sie nahm
Platz und antwortete, obwohl er lächelte, mit ernster Stimme: «Wenn ich noch
einmal schieße, dann am besten gleich auf mich selbst.»
    Er lehnte
sich vor und nahm ihr die Waffe wieder weg. «In diesem Fall behalte ich sie.»
Er schaute

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