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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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sie stirnrunzelnd an. «Sie sollten mir lieber alles erklären», sagte
er abrupt. «Ich habe das Gefühl, daß meine ursprüngliche Meinung über Sie doch
die richtige war.»
    «Und was
dachten Sie da?»
    «Daß Sie
fürchterlich prüde sein müssen.»
    Sie nickte.
«Ja, Mylord», sagte sie schlicht.
    «Was ist
denn dann in Gottes Namen in Sie gefahren, mir diesen üblen Streich zu
spielen?»
    Sie
verschränkte die Hände im Schoß. «Wenn ich Ihnen das sage, Mylord, werden Sie
wahrscheinlich schrecklich wütend.»
    «Sie können
mich nicht noch mehr ärgern, als Sie's schon getan haben», sagte er. «Ich will
jetzt die Wahrheit wissen. Also bitte, heraus damit!»
    Sie starrte
einen Augenblick schweigend ins Feuer. Er beobachtete sie stumm, und plötzlich
sagte sie in ihrer ruhigen Art: «Sophia bildete sich ein, sie könnte erreichen,
daß Sie sie heiraten. Sie ist noch sehr jung und dumm. Meine Mutter ist
ebenfalls ...» sie errötete verlegen – «nicht sehr klug. Ich glaubte nicht, daß
Sie das tun würden, sondern war überzeugt, Sie würden versuchen, sie zu Ihrer
Mätresse zu machen, und ich hatte Angst um sie, weil sie sich so – so töricht
benahm, und weil ich wußte, daß Sie sie ruinieren würden.» Sie hielt inne, aber
er sagte nichts. «Der Brief, den Sie überbringen ließen», fuhr sie fort, «war
an 'Miss Challoner' gerichtet. Und sehen Sie, da ich eben die ältere
'Miss Challoner' bin, geriet er mir in die Hände. Ich wußte, daß Sie der
Absender waren, aber ich öffnete ihn trotzdem. Sophia hat ihn nie zu Gesicht
bekommen, Mylord.»
    «Demnach
war alles gelogen, was Sie mir in Newhaven erzählten?»
    Miss
Challoner errötete. «Ja, Sir. Ich wollte sichergehen, daß Sie ein für allemal
von Sophia geheilt sind, und ich dachte, nur wenn ich Sie glauben machen
könnte, daß sie Sie so an der Nase herumgeführt hat, würden Sie endgültig genug
von ihr haben.»
    «Sehr
richtig», sagte Vidal grimmig.
    «Ja. Nur
rechnete ich nicht damit, daß Sie mich zwingen würden, an ihrer Stelle
mitzugehen. Auch nicht, daß ich jemals genötigt sein könnte, Ihnen das alles zu
erzählen. Ich dachte, Sie würden mich sofort hinauswerfen, und dann wäre ich
nach London zurückgereist, und nur meine Mutter und Sophia hätten davon
erfahren. Natürlich sehe ich jetzt ein, daß ich eine große Dummheit begangen
habe. Aber das ist nun die ganze Wahrheit, Mylord.»
    «Eine
Dummheit?» sagte er. «Sie waren verrückt! Himmel, was für ein verdammtes
Durcheinander!» Er sprang auf und begann hin und her zu gehen. Dann sagte er
heftig: «Sie kleine Närrin, Sophia war das Risiko, das Sie auf sich nahmen,
niemals wert. Selbst wenn es Ihnen gelungen ist, sie vor mir zu retten, werden
mir nur zu bald andere folgen.»
    «O nein»,
sagte sie unglücklich. «O nein, Mylord!»
    «Aber ja,
glauben Sie mir. Und wie soll ich Sie jetzt aus diesem Schlamassel wieder
herauskriegen?»
    «Wenn Sie
mir eine Passage auf dem Postschiff buchen lassen würden, wäre mir schon sehr
gedient», sagte sie.
    Ein Lächeln
huschte über sein Gesicht. «Was, wollen Sie der See tatsächlich noch einmal
trotzen?»
    «Ich muß»,
antwortete sie. «Ich hoffe, es wird diesmal keine so stürmische Überfahrt.»
    Er
schüttelte ungeduldig den Kopf. «Nein, das geht nicht. Sie können jetzt nicht
heimfahren.»
    «Wohin soll
ich denn sonst?» fragte sie bestürzt. «Ich muß nach Hause.»
    «Unmöglich»,
wiederholte er. «Ist Ihnen denn nicht klar, daß Sie sich bereits seit gestern
in meiner Gesellschaft befinden? Mein armes Mädchen, Sie sind die Entehrte,
nicht Sophia.»
    «Aber
nein», sagte sie ruhig. «Ich kann mir doch eine Geschichte ausdenken, die die
Leute zufriedenstellen wird.»
    Er lachte
kurz auf. «Sobald es einmal bekannt ist, daß Sie an Bord meiner Jacht waren,
wird Ihnen niemand Ihre Unschuld glauben, meine Liebe», sagte er.
    «Aber kein
Mensch braucht ...» Sie verstummte, weil ihr soeben einfiel, daß sie ja ihrer
Mutter eine Nachricht hinterlassen hatte.
    Er las ihre
Gedanken. «Sie haben einen Brief geschrieben, nicht wahr? Natürlich! Welche
Frau hätte das nicht getan!»
    Sie schwieg
beschämt. Er kam zum Kamin zurück und schaute finster auf sie nieder. «Hören
wir auf, die Klingen zu kreuzen», sagte er. «Es macht mir nichts aus, wenn ich
Fehler begehe. Möglich, daß alles meine Schuld ist, aber wie kommen Sie zu
einer Mutter – zu einer Schwester wie Sophia?»
    «Sir»,
sagte Miss Challoner, indem sie ihn sehr ernsthaft

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