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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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von ihrer fruchtlosen Vorsprache im Hause Avon, sondern
brach gleich nach dem Lunch auf, um ihren Bruder Henry zu besuchen, traf aber
nur ihre Schwägerin zu Hause an. Mr. Simpkins war, wie sie erfuhr, noch in der
City, doch seine Frau, deren scharfem Blick es nicht entging, daß Mrs.
Challoner vor Neuigkeiten beinah platzte, lud sie überaus herzlich ein, seine
Rückkehr abzuwarten und zum Abendessen zu bleiben. Die Gute brauchte nicht
lange, um die Redeschleusen ihrer Schwägerin zu öffnen, und die beiden Damen
verbrachten ein paar sehr gemütliche Stunden damit, sich angeregt über das
Thema zu unterhalten und alle möglichen Pläne für die bevorstehende Heirat zu
schmieden.
    Als Henry
und Joshua kurz vor fünf heimkamen, wurden sie unverzüglich von der ganzen
Geschichte in Kenntnis gesetzt. Mrs. Challoner würzte ihre Schilderungen mit
einer Fülle von Einzelheiten und Vermutungen, und Mrs. Simpkins gab reichlich
ihren Senf dazu.
    «Und stell
dir nur vor, Henry», schloß Mrs. Challoner triumphierend, «wie schlau die Kleine ist! Da
tut sie so, als hätte sie sich aufgeopfert, um Sophys Ruf zu retten, und dabei
hat sie die ganze Zeit vorgehabt, selbst mit dem Marquis durchzubrennen, denn
warum ist sie sonst nicht zurückgekehrt, wie sie es angeblich wollte? Oh, sie
ist schon eine richtige Hexe!»
    Ein lautes
Stöhnen ihres Neffen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ihn. «Ja, Joshua, für dich
ist das natürlich ein harter Schlag», sagte sie freundlich. «Aber du weißt, ich
war immer der Meinung, daß sie dich nicht erhören wird. Schließlich ist sie ein
außerordentlich hübsches Mädchen, und ich habe ihr oft genug eine glänzende
Partie prophezeit.»
    «Ziehst du
vielleicht eine Heirat in Betracht?» fragte Joshua verächtlich. «Hoffentlich
bleibt es dir erspart, sie als etwas ganz anderes als eine Ehefrau zu erleben.
Nein, so eine Schamlosigkeit!»
    Mr.
Simpkins unterstützte seinen Sohn. «Du wirst noch genügend Zeit haben, mit
einer glänzenden Partie zu prahlen, wenn es dir gelungen ist, den Marquis
festzunageln», sagte er. «Wenn der Herzog wirklich nicht in London ist, mußt
du ihn finden. Mein Gott, Clara, man könnte fast annehmen, du bist froh, daß
alles so gekommen ist!»
    Mrs.
Challoner, der die puritanischen Ansichten ihres Bruders nur zu bekannt waren,
erinnerte sich hastig wieder ihrer gekränkten Mutterwürde und erzählte ihm von
ihrem vergeblichen Versuch, den Herzog und die Herzogin zu sprechen, worauf er
erwiderte, sie dürfe keine Minute verlieren, einen der beiden aufzustöbern.
Die Ärmste mußte zugeben, daß sie keine Ahnung hatte, wie sie das anstellen
sollte, doch ihre Schwägerin wußte Rat, denn sie las nicht umsonst seit Jahren
sämtliche Journale und Hofnachrichten. Sie konnte nicht nur alle Namen und Titel
Seiner Gnaden, des Herzogs von Avon, in einem Atemzug hersagen, sondern wußte
auch, daß in der Half Moon Street ein Bruder von ihm wohnte, und daß es da noch
eine verwitwete Schwester gab, die mit einem Bürgerlichen verheiratet gewesen
war.
    Als Mr.
Simpkins den Namen des herzoglichen Bruders hörte, zuckte er unwillig auf und
erklärte, es sei völlig sinnlos, sich an ihn zu wenden. Der Ruf, den Lord
Rupert Alastair genoß, war ihm bekannt, und er versicherte Mrs. Challoner,
dieser Gentleman sei trotz seines hohen Ranges ein zügelloser,
verschwenderischer, unmoralischer Mensch und sicherlich der letzte, der ihr
helfen würde, Vidal zur Heirat zu zwingen. Er riet ihr, am nächsten Morgen Lady
Fanny Marling aufzusuchen, wozu sie sich denn auch nach längerem Hin und Her
entschloß.
    Lady Fannys
Personal war nicht so gut geschult wie das im Hause Avon, und Mrs. Challoner
wurde auf ihre Bemerkung hin, Lady Marling würde es bedauern, sie nicht empfangen
zu haben, vorgelassen.
    Lady Fanny
saß in einem Morgenkleid aus irischer Polonaise, zu dem sie eine
Musselinschürze und ein ebensolches, mit Bändchenspitze ver ziertes
Flügelhäubchen trug, in einem kleinen Morgenzimmer im rückwärtigen Teil des Hauses,
und da sie den vagen Verdacht hegte, bei dem Besuch müsse es sich um eine Manteauschneiderin
oder eine Putzmacherin handeln, die auf die Begleichung längst fälliger
Rechnungen drängen wollte, befand sie sich in keineswegs rosiger Laune. Mrs.
Challoner hatte eine Eröffnungsrede vorbereitet, kam jedoch nicht dazu, sie anzubringen,
denn Mylady empfing sie in einer Weise, daß es ihr die Sprache verschlug. «Ich
muß schon sagen», rief sie streng, «die Zeiten

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