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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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Person dem Cousin eines berüchtigten Wüstlings –
letzten Endes auch Mörders gegenüberzustehen. Außerdem ...»
    «Ich will
dir einmal etwas sagen, John», unterbrach ihn die Herzogin. «Du solltest
Dominique im Grunde dankbar sein, denn wenn du nicht sein Cousin wärst, würde
dich garantiert kein Mensch beachten.»
    «Lieber
Gott, Tante, glauben Sie etwa, ich lege Wert darauf, solcherart Aufsehen zu
erregen? Es ist das Abstoßendste, was es überhaupt für mich gibt. Und was seine
jüngste Schandtat betrifft, schreibe ich sie größtenteils dem Einfluß von Onkel
Rupert zu. Vidal hat seit jeher beliebt, in einem Maße mit ihm Kontakt zu
pflegen, wie ich es – und ich glaube sagen zu können wohl auch meine Mutter –
höchst unklug fand. Ich zweifle nicht daran, daß er seine völlige Mißachtung
jeglicher Moral von ihm lernte.»
    «Du bist
einfach unerträglich!» rief die Herzogin. «Mein armer Junge, mir ist nun
absolut klar, daß du eifersüchtig auf Dominique bist.»
    «Eifersüchtig?»
wiederholte Mr. Marling verblüfft.
    «Aber
natürlich», nickte seine Tante. «Dominique erschießt einen Mann. Pfui, wie
schrecklich, sagst du empört. Und warum? Weil du es nie könntest! Du brächtest
es nicht einmal fertig, einen Elefanten zu treffen. Dominique entführt ein
Mädchen. O Gott, wie skandalös! Bien entendu, aber dir, dir würde es
bestimmt nicht einmal gelingen, eine Blinde zu überreden, mit dir
durchzubrennen, und wenn du mich fragst, so finde ich das nicht skandalös,
sondern tragisch!»
    Mr. Marling
war außerstande, darauf etwas Passendes zu erwidern, doch Ihre Gnaden
tätschelte ihm, nachdem sie ihn mit dieser kurzen, aber um so
niederschmetternden Rede schachmatt gesetzt hatte, mit einem holdseligen
Lächeln das Knie. «So, und nun wollen wir überlegen, was ich tun muß, um
Dominique aus dieser Klemme zu helfen.»
    Mr. Marling
konnte der Versuchung nicht widerstehen, süffisant zu bemerken: »Ich vermute,
die bedauernswerte junge Dame, die sich zur Zeit in seiner Gesellschaft
befindet, hätte Hilfe weitaus nötiger.»
    «Ah, pah!»
machte die Herzogin ungeduldig. «Es ist wirklich unmöglich, sich mit dir zu
unterhalten, weil du mit deinem Spatzenhirn einfach nicht begreifst, worum es
geht!»
    «Tut mir
leid, wenn ich Sie enttäusche, Madam, aber Sie scheinen diese Affäre doch zu
sehr auf die leichte Schulter zu nehmen.»
    «Keineswegs»,
sagte Léonie steif. «Nur glaube ich nicht, daß alles stimmt, was diese Mrs.
Challoner deiner Mutter erzählt hat. Wenn Vidal ihre Tochter nach Frankreich
mitnahm, ist sie ihm meiner Ansicht nach aus freien Stücken gefolgt, und damit
erledigt sich die Angelegenheit von selbst. Selbstverständlich möchte mir Mrs.
Challoner gern einreden, daß die eine Schwester mit meinem Sohn ging, um die
andere zu retten. Voilà une histoire peu croyable. Ich frage mich, wenn
das wahr ist, wo steckt das Mädchen dann? In England, bien sûr, denn
warum sollte Vidal jemand nach Frankreich mitnehmen, den er gar nicht will?»
    «Das habe
ich mir auch schon überlegt, Tante Léonie, und dabei kam ich auf eine Antwort,
die Sie aber wahrscheinlich nicht gelten lassen werden. Falls Mrs. Challoner
uns keine Lügen auftischte, hat Vidal das Mädchen gezwungen, ihn zu begleiten,
weil er sich rächen wollte.»
    In dem
langen Schweigen, das nun folgte, knetete die Herzogin nervös ihre Finger.
«Das ist also deine Meinung, John?»
    «Sie müssen
zugeben, Madam, das wäre durchaus denkbar.»
    «Ja. In
seiner Wut könnte Dominique ... Ich muß sofort zu Rupert! Warum fahren wir
eigentlich so langsam? Sag dem Kutscher, er soll sich beeilen!»
    «Zu meinem
Onkel?» fragte John erstaunt. «Ich kann mir nicht vorstellen, wozu das gut
sein soll!»
    «Nein?»
sagte Leonie heftig. «Dann will ich's dir sagen. Er wird mit mir nach
Frankreich fahren und mir helfen, Dominique und dieses Mädchen zu finden.»
    «Du lieber
Himmel, Madam, soll das heißen, daß Sie mit ihm nach Frankreich reisen?»
    «Warum
nicht?»
    «Aber
Tante, das wird man doch sehr seltsam finden, wenn es be kannt wird. Die Leute
werden glauben, Sie sind mit meinem Onkel durchgebrannt. Außerdem ist er meines
Erachtens ein höchst unpassender Begleiter für eine Dame, die wie Sie daran
gewöhnt ist, daß man ihr jeden nur erdenklichen Wunsch von den Augen abliest.»
    «Vielen
Dank, John, aber ich bin durchaus in der Lage, das zu riskieren, und Rupert
wird sicher ausgezeichnet für mein leibliches Wohl sorgen», sagte Ihre

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