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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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ich Sie innerhalb dieser kurzen Frist
benachrichtigen kann», sagte Lady Fanny eisig. «Meine Schwägerin hält sich im
Augenblick ziemlich weit von London entfernt auf. Sie dürfen frühestens in
drei oder vier Tagen damit rechnen, von uns zu hören.»
    «Nun ...»
Mrs. Challoner war unschlüssig, denn das Gespräch war keineswegs so verlaufen,
wie sie es erwartet hatte. «Also gut, ich warte bis übermorgen, Madam. Und Sie
brauchen sich nicht einzubilden, daß ich mich einfach abwimmeln lasse.» Sie
rauschte zur Tür, erinnerte sich dann aber rechtzeitig, Lady Fanny ihre Adresse
zu geben. Als sie endlich knickste und den Raum verließ, fühlte sie sich ein
bißchen wie ein Feldherr nach einer verlorenen Schlacht, dem der Gedanke, was
die Zukunft bringen wird, gelindes Magendrücken bereitet.
    Diese
Niedergeschlagenheit hätte sich, wäre sie imstande gewesen, fünf Minuten später
mit einer Tarnkappe wieder in das Haus zurückzukehren, allerdings sogleich
verflüchtigt. Kaum hatte sich nämlich die Eingangstür hinter ihr geschlossen,
als Lady Fanny auch schon aufsprang und nach der Tischglocke griff, um heftig
zu läuten, und dem daraufhin erscheinenden Lakaien befahl, unverzüglich Mr.
John Marling zu ihr zu bitten.
    Als dieser
kurze Zeit später ins Zimmer trat, fand er seine Mutter in einem Zustand
höchster Erregung vor.
    «Du meine
Güte, John, das hat ja eine Ewigkeit gedauert!» rief sie. «Schließ die Tür,
bitte! Es ist etwas Entsetzliches passiert, und du mußt sofort nach Bedford.»
    Mr. Marling
antwortete phlegmatisch: «Ich fürchte, Ihr Wunsch kommt mir heute sehr
ungelegen, Mama,da mich Mr. Hope eingeladen hat, ihn in die Royal Society 1 zu begleiten,wo eine Diskussion über die Phlogiston 2 -Theorie
stattfinden soll, an der ich sehr interessiert bin.»
    Lady Fanny
stampfte mit dem Fuß auf. «Willst du mir verraten, wozu eine lächerliche
Theorie gut sein soll, wenn Vidal im Begriff ist, uns alle in einen gräßlichen
Skandal zu verwickeln? Du kannst jetzt in keine Society gehen! Du mußt nach
Bedford!»
    «Da Sie
mich fragen, Mama, wozu die Phlogiston-Theorie gut sein soll, und sie offenbar
Vidals Ausschweifungen gegenüberstellen, muß ich leider antworten, daß dieser
Vergleich völlig absurd ist und das Benehmen meines Cousins absolut belanglos
macht», sagte Mr. Marling triefend vor Sarkasmus.
    «Ich
verbitte mir jedes weitere Wort über deine langweilige Theorie», erklärte Ihre
Ladyschaft. «Wenn unser Name in den Schmutz gezogen wird, werden wir ja sehen,
ob Vidals Benehmen belanglos ist oder nicht.»
    «Bei dieser
Gelegenheit erinnere ich mich dankbar daran, daß ich nicht Alastair heiße. Was
hat Vidal nun wieder ausgefressen?»
    «Ach, eine
grauenhafte Sache! Ich muß sofort deiner Tante schreiben. Dabei habe ich immer
gesagt, er würde eines Tages zu weit gehen. Die arme, arme Léonie! Es bricht
mir fast das Herz, so leid tut sie mir.»
    Mr. Marling
fragte, ohne den Blick von ihr zu wenden, während sie sich an ihren
Schreibtisch setzte, noch einmal: «Was hat Vidal ausgefressen?»
    «Er hat ein
unschuldiges Mädchen entführt – nicht daß ich die Geschichte glaube, denn die
Mutter ist eine wahre Harpyie, und ich bin fast sicher, die Kleine ist ihm
freiwillig gefolgt, aber wenn nicht, dann graut mir bei dem Gedanken, was das
für Folgen haben kann.»
    «Wenn Sie
sich etwas klarer ausdrücken könnten, Mama, würde ich Sie wahrscheinlich
leichter verstehen.»
    Lady Fannys
Feder kratzte hastig über das Papier. «Du wirst nie was anderes verstehen als
deine ekelhaften Theorien, John», sagte sie gereizt, hielt jedoch im Schreiben
inne, um ihm ihre Unterredung mit Mrs. Challoner aufs anschaulichste und
lebhafteste zu schildern.
    Als sie
fertig war, sagte Mr. Marling voller Abscheu: «Eine unbeschreibliche
Schamlosigkeit. Vidal sollte diese junge Dame lieber heiraten und mit ihr im
Ausland leben. Ich habe keine Hoffnung, daß er sich jemals bessern wird, und
ich bin überzeugt, solange er in England frei herumläuft, wird niemand von uns
auch nur eine Sekunde Ruhe haben.»
    «Heiraten?
Und was glaubst du, würde Avon dazu sagen? Nein, wir können nur hoffen, daß es
uns gelingt, noch etwas zu unternehmen.»
    «Ich finde,
es wäre besser, wenn ich nach Newmarket fahren würde, um meinen Onkel zu
benachrichtigen», sagte Mr. Marling düster.
    «Um Gottes
willen, John, fall mir jetzt nicht auf die Nerven!» rief seine Mutter. «Léonie
würde es mir nie verzeihen, wenn ich Avon das zu

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