Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
Vom Netzwerk:
anderes übrigbleiben, als mir eine schlaue Lüge
auszudenken. Ich muß unbedingt verhindern, daß er erfährt, wie leichtsinnig
Dominique sich diese ganze Suppe eingebrockt hat. Das würde ihn nämlich sehr
zornig machen, tu sais.»
    «Er wird
dir nicht glauben», sagte Lady Fanny.
    «Oh,
vielleicht doch, weil ich ihn noch nie angelogen habe», meinte Léonie traurig.
«Ich habe mir das alles durch den Kopf gehen lassen, und mir ist sehr elend
dabei zumute. Ich werde ihm schreiben, daß Cousine Harriet krank ist und ich
sie deshalb besuche. Bei ihrem Alter wird ihn das bestimmt nicht überraschen.
Wenn es dann notwendig sein sollte, daß Dominique dieses Mädchen heiratet, daß
ich bereits verabscheue, werde ich ihn dazu zwingen. Nur wird niemand wissen,
daß ich in Paris war, denn ich fahre gleich wieder heim und spiele die
Ahnungslose. Dann schreibt Dominique Monseigneur, daß er sich vermählt hat –
und wenn das mit Sir Giles' Enkelin stimmt, ist es schließlich kein so großes
Malheur –, und ich tue so, als wäre ich ganz begeistert, und vielleicht regt
sich Justin gar nicht allzusehr darüber auf.»
    Fanny
ergriff ihre Hände. «Ach, Liebste, machen wir uns doch nichts vor. Er wird
schäumen vor Wut, und wenn er sich in diesem Zustand befindet, dann ist sogar
Dominique im Vergleich zu ihm das reinste Lamm.»
    Léonies
Lippen zitterten. «Ich weiß», sagte sie. «Aber wenigstens ist es nicht so
schlimm wie die Wahrheit.»

11
    Als Mrs. Challoner am nächsten Morgen
zufällig aus dem Fenster sah, erblickte sie zu ihrer Genugtuung eine sehr
elegante Equipage, die soeben vor ihrem Haus hielt. «Die Herzogin!» rief sie
sofort und eilte zum Spiegel hinüber, um ihre Haube zurechtzurücken. Dann
drohte sie Sophia, sie würde sie eine Woche lang in ihrem Zimmer einschließen,
falls sie auch nur mit einem Wort aus der ihr zugedachten Rolle fiel. Sophia
setzte gerade mit trotziger Miene zu einer Antwort an, als Betty die Tür
öffnete und mit vor Ehrfurcht bebender Stimme verkündete: «Die Herzogin von
Avon, Ma'am!»
    Als Ihre
Gnaden eintrat, war Mrs. Challoner so überrascht, daß sie vergaß zu knicksen.
Sie hatte mit einer Dame gerechnet, die um mindestens zwanzig Jahre älter war
als das jugendlich wirkende Geschöpf, das nun vor ihr stand, und sich innerlich
auf einen Kampf mit einem fürchterlichen Drachen vorbereitet. Aber diese
großen, veilchenblauen Augen, das Grübchen und die kupferroten Locken, die
unter einem Strohhut hervorlugten, paßten ganz und gar nicht zu ihrer
Vorstellung von der Herzogin, und so konnte sie die elegante Erscheinung nur
fassungslos anstarren, statt ihren Besuch mit der richtigen Mischung aus Stolz
und Höflichkeit zu begrüßen.
    «Sie sind Mrs.
Challoner?» fragte die Herzogin ohne Umschweife.
    Sie sprach
mit unverkennbar französischem Akzent, was ihre Gastgeberin noch mehr
verwirrte. Sophia war ebenfalls völlig verblüfft und rief, jede Form außer acht
lassend: «Himmel, Sie sind Vidals Mutter?»
    Léonie maß
sie von oben bis unten, bis Sophia errötete und verlegen von einem Fuß auf den
anderen trat. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf Mrs. Challoner, die
sich ihrer guten Manieren entsann, ihrer Tochter befahl, den Mund zu halten,
und einen Stuhl heranzog. «Bitte, wollen Eure Gnaden sich nicht setzen?»
    «Danke»,
sagte Léonie und nahm Platz. «Madame, man hat mir berichtet, Ihre Tochter sei
mit meinem Sohn durchgebrannt, und es fällt mir ehrlich gestanden schwer, das
zu verstehen. Vielleicht haben Sie deshalb die Güte, mir zu erklären, wie es zu
diesem Vorfall kam?»
    Mrs.
Challoner betupfte sich mit einem Taschentuch die Augen und beteuerte, vor
Kummer und Schande ganz außer sich zu sein. «Mary ist nämlich ein braves
Mädchen, Euer Gnaden, und es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, mit Seiner
Lordschaft zu fliehen. Madam, Ihr Sohn hat mein armes, unschuldiges Kind
gewaltsam entführt!»
    «Tiens!» sagte die Herzogin
mit höflichem Interesse. «Dann ist mein Sohn wohl ein Einbrecher? Hat er sie
vielleicht aus Ihrem Haus weggeholt?»
    Mrs.
Challoner ließ das Taschentuch fallen. «Aus meinem Haus? Wie sollte er das
fertigbringen? Nein, unmöglich!»
    «Genau
diese Frage habe ich mir auch gestellt», sagte die Herzogin. «Möglicherweise
hat er eine Falle für sie aufgebaut, um ihrer auf der Straße habhaft zu werden,
und sie dann gefesselt und geknebelt in seine Kutsche gezerrt.»
    Mrs.
Challoner beäugte sie feindselig, während Léonie mit

Weitere Kostenlose Bücher