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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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mitgeteilt?»
    «Heute
nachmittag. Bei dieser Gelegenheit war er auch so gütig, mir eine Einladung für
den Ball im Hotel Saint-Vire zu überreichen. Offenbar kennt er seine Cousine
besser als ich, denn ich hätte mir nicht träumen lassen, daß sie hingehen
würde.»
    «Heute
nachmittag ... Ach, und dabei hatte ich so gehofft, er würde keinen
protestantischen Pfarrer finden, der uns traut!» rief Mary unbedacht. «Was
soll ich denn jetzt nur tun? Was um alles in der Welt soll ich denn nur tun?»
    Mr. Comyn
betrachtete sie verblüfft. «Verstehe ich Sie richtig, Madam, daß eine
Vermählung mit Lord Vidal nicht Ihrem Wunsch entspricht?»
    Sie
schüttelte den Kopf. «Nein, keineswegs, Sir. Ich weiß, Sie müssen mein Benehmen
– meine kompromittierende Situation ...» Sie sprang auf und wandte ihm den Rücken
zu.
    Mr. Comyn
erhob sich ebenfalls, ergriff ihre Hände und streichelte sie tröstend. «Glauben
Sie mir, Miss Challoner, ich kann mir genau vorstellen, wie Ihnen zumute ist.
Ich versichere Sie meines aufrichtigsten Mitgefühls, und es wäre mir eine
Ehre, wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein könnte.»
    Miss
Challoner erwiderte sanft den Druck seiner Finger und versuchte zu lächeln.
«Sie sind sehr freundlich, Sir. Ich – ich danke Ihnen.»
    Ein
plötzliches Geräusch von der Tür her ließ sie zusammenzucken. Sie fuhr bestürzt
herum und blickte geradewegs in die funkelnden Augen von Lord Vidal.
    Seine
Lordschaft stand auf der Schwelle, und es war unverkennbar, daß er gesehen
hatte, wie Mary sich von Mr. Comyn löste. Seine rechte Hand ruhte anzüglich auf
dem Griff seines leichten Galadegens, und seine Miene drückte eine
unmißverständliche Drohung aus. Er war bereits in voller Balltoilette – ganz
in goldverbrämtem Purpur, Handgelenke und Hals von kostbarer Spitze umrieselt.
    Zu ihrem
Ärger fühlte Miss Challoner, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, und sie
sagte mit einer Stimme, die bei weitem nicht so gelassen klang wie sonst: «Ich
dachte, Sie wären im Hotel Saint-Vire, Sir.»
    «Das sehe
ich», erwiderte Seine Lordschaft scharf. «Hoffentlich störe ich nicht?»
    Dabei sah
er Mr. Comyn herausfordernd an. Mary zwang sich, Haltung zu bewahren, und
erklärte ruhig: «Aber durchaus nicht, Sir. Mr. Comyn wollte sich gerade
verabschieden.» Sie reichte dem jungen Mann die Hand und fügte hinzu: «Sie
sollten von Ihrer Ballkarte Gebrauch machen, Sir. Bitte!»
    Er
verbeugte sich und küßte ihr die Fingerspitzen. «Danke, Madam. Doch ich würde
mit großem Vergnügen bleiben, falls Sie das Verlangen nach Gesellschaft hegen.»
Der Sinn dieser Worte war eindeutig. Mylord schlenderte ostentativ in die
Mitte des Zimmers, doch bevor er etwas sagen konnte, erwiderte Miss Challoner
rasch: «Das ist äußerst liebenswürdig, Sir, aber ich werde mich bald
zurückziehen. Erlauben Sie mir, Ihnen gute Nacht zu wünschen – und viel Glück.»
    Mr. Comyn
verbeugte sich noch einmal, beehrte Seine Lordschaft mit einem leichten Neigen
seines Kopfes und schritt hinaus.
    Der Marquis
schaute ihm finster nach, bis sich die Tür hinter ihm schloß, dann wandte er
sich an Miss Challoner: «Sie stehen mit Comyn wohl auf recht vertrautem Fuß,
was?»
    «Nein»,
antwortete Mary, «wie käme ich dazu?»
    Er trat auf
sie zu und packte sie an den Schultern. «Wenn Sie nicht wollen, daß ich diesem
verdammten Musterknaben eine Kugel in den Schädel jage, dann lassen Sie sich gefälligst
nie wieder Hand in Hand mit ihm erwischen. Habe ich mich klar genug
ausgedrückt, Mädchen?»
    «Völlig»,
sagte Miss Challoner. «Darf ich mir die Bemerkung gestatten, daß ich Sie
einfach lächerlich finde, Mylord. Nur Eifersucht könnte diesen unangebrachten
Zorn hervorrufen, und wo keine Liebe ist, kann auch keine Eifersucht sein.»
    Er ließ sie
los. «Ich weiß, wie ich mein Eigentum zu schützen habe.»
    «Ich bin
nicht Ihr Eigentum, Sir.»
    «Noch
nicht, aber bald. Setzen Sie sich. Warum sind Sie nicht auf dem Ball?»
    «Ich hatte
keine Lust hinzugehen. Dasselbe könnte ich übrigens Sie fragen.»
    «Da ich Sie
dort nicht angetroffen habe, bin ich hierhergekommen.»
    «Ich fühle
mich unendlich geschmeichelt», sagte Miss Challoner.
    Er lachte.
«Dann habe ich ja erreicht, was ich wollte, meine Liebe. Warum hat der Bursche
mit Ihnen Händchen gehalten?»
    «Um mich zu
trösten», sagte Miss Challoner bedrückt.
    Er streckte
ihr die Arme entgegen. «Darf ich das nicht?»
    Sie
schüttelte stumm den Kopf. Ein seltsamer

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