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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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nach nichts anderem als
nach harter, besitzergreifender Männlichkeit, und wenn Mr. Comyn sie später in
entsprechend romantischer Weise in die Arme genommen hätte, wäre es ihm damit
gelungen, sich sofort siegreich gegen den Vicomte zu behaupten. Aber Mr. Comyn
war zutiefst verletzt und nahm Julianas Betragen als bare Münze hin, statt die
Kehrseite der Medaille zu betrachten und dem geheimen Wunsche der Festung, erobert
zu werden, unverzüglich nachzukommen. Er war eben jung und benahm sich denkbar
ungeschickt. Wo brutale Leidenschaft am Platz gewesen wäre, übte er sich in
Geduld und Nachsicht, dann wieder machte er ihr bittere Vorwürfe, wo ein
schmeichelnder Kuß viel mehr erreicht hätte. Miss Marling faßte daraufhin den
Entschluß, ihm eine Lektion zu erteilen, und es war diese löbliche Absicht, die
sie den Ball im Hotel Saint-Vire besuchen ließ. Der Gute sollte nur merken, was
es hieß, an ihr herumzunörgeln und ihr eine Strafpredigt nach der anderen zu halten.
Da sie aber trotz ihres affektierten Getues in Wirklichkeit sehr verliebt in
ihn war, bat sie ihren Cousin, ihm eine Einladung zu besorgen.
    Während der
ersten beiden Tänze nahm sie der Vicomte de Valmé in Beschlag und führte sie
anschließend in einen verschwiegenen Alkoven, um ihr mit wahrhaft betörendem
Charme den Hof zu machen, doch er wurde bei dieser angenehmen Beschäftigung
schon nach kurzer Zeit durch das plötzliche Auftauchen von Vidal gestört, der
höchst unliebenswürdig sagte: «Wenn du gestattest, Bertrand, möchte ich einen
Moment mit Juliana allein sprechen.»
    «Nein,
Dominique, was bist du doch für ein abscheulicher Patron! Dauernd willst du
Juliana für dich beanspruchen! J'y suis, j'y reste. Hast du inzwischen
wenigstens diesen Frederick umgebracht?»
    «Vidal,
hast du Frederick eine Einladung gegeben?» fragte Miss Marling gespannt.
    «Ja, aber
ich glaube nicht, daß er davon Gebrauch machen wird.»
    «A la
bonne heure!» sagte
der unverbesserliche Vicomte und schaute mit einem impertinenten Lächeln zu
seinem Cousin auf. «Worauf wartest du noch, mon cher? Du bist hier
völlig de trop.»
    «Ich warte,
daß du endlich verschwindest – aber nicht mehr lange», erwiderte Seine
Lordschaft.
    Der Vicomte
zuckte in übertriebenem Entsetzen zusammen. «Eine Drohung, Juliana! Dafür habe
ich eine unfehlbare Witterung! Paß auf, gleich wird er mich erschießen – ja ich
bin schon so gut wie tot. Aber wenn du mir die Rosen gibst, die du an deinem
Busen trägst, sterbe ich glücklich.»
    Vidals
Augen funkelten. «Ich zähle bis drei – willst du dann ebenso glücklich durch
dieses Fenster fliegen, mein lieber Bertrand?»
    «Auf gar
keinen Fall!» sagte der Vicomte hastig. Er erhob sich und küßte Miss Marlings
Hand. «Ich beuge mich der force majeure, liebste Juliana. Unser Cousin
entbehrt leider jeglicher Finesse. Ich bin überzeugt, wenn ich dir noch
länger zu Füßen liege, gibt es wirklich bald Scherben.»
    «Sehr
tapfer bist du ja nicht, Bertrand», bemerkte Miss Marling aufrichtig.
    «Aber ich
bitte dich, mein Engel, schau doch nur, wie groß er ist!» flehte der Vicomte.
«Er würde bestimmt recht unsanft mit mir umgehen, und dabei käme mein
eleganter Rock zu Schaden. Oh, schon gut, Vidal, ich gehe, ich gehe!»
    Miss
Marling winkte ihm belustigt zum Abschied zu und wandte sich dann an ihren
Cousin. «Ich finde ihn wahnsinnig amüsant», gestand sie.
    «Das sehe
ich», sagte Vidal. «Wo ist Mary Challoner?»
    Miss
Marling riß die Augen auf. «Kannst du ihn nicht leiden? Ich dachte, er sei ein
Freund von dir.»
    «Ist er
auch», antwortete der Marquis.
    «Und da
drohst du ihm, ihn aus dem Fenster zu werfen? Eine seltsame Freundschaft, das
muß ich schon sagen.»
    Er
lächelte. «Seltsam? Keineswegs, denn nur einen Freund würde ich aus dem Fenster
werfen.»
    «Ach du
lieber Himmel!» sagte Juliana und dachte, was für unbegreifliche Wesen die
Männer doch waren.
    Seine
Lordschaft nahm ihren. Fächer, einen zierlichen Cabriolet mit vergoldeten,
durchbrochenen Elfenbeinstäben und Borten, und klopfte ihr damit leicht auf die
Finger. «Hör zu, Ju. Willst du diesen Comyn oder willst du ihn nicht?»
    «Du meine
Güte, was um alles in der Welt meinst du denn?» rief Juliana.
    «Antworte
mir.»
    «Ja doch,
natürlich. Aber ich verstehe überhaupt nicht, warum ...»
    «Dann
solltest du lieber aufhören, mit Bertrand zu flirten.»
    Miss
Marling wurde rot. «Oh, ich – ich flirte nicht mit ihm.»
    «So?»
fragte Seine

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