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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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dazustehen?»
    «Lady
Sheringham, ich muß Sie inständig bitten, sich nicht betrügen zu lassen», sagte
Revesby in etwas gepreßtem Ton. «Die unglückliche Frau scheint von Sinnen zu
sein. Ich schlage vor, daß man sie ins nächste Wachzimmer bringt.»
    Ein Stöhnen
des Mädchens veranlaßte Hero, sie noch fester zu umschlingen und entrüstet zu
sagen: «Wie können Sie es wagen? Haben Sie denn kein Erbarmen mit dieser armen
Seele? Ist dieses liebe kleine Baby tatsächlich von Ihnen?»
    «Es ist das
seine! Das seine!» schrie das Mädchen. «Schauen Sie es nur an, sieht es ihm
nicht ähnlich?»
    Ferdy, der
das schlafende Kind betrachtete, sagte zweifelnd: «Komische Sache, wie Frauen
in einem Baby immer Ähnlichkeiten entdecken können. Nun, ich möchte sagen, daß
sie überhaupt nichts und niemandem ähnlich sehen. Erinnere mich, ebenso
gedacht zu haben, als der Älteste meiner Schwester Fairford geboren wurde. Sie
und meine Mutter behaupteten, daß er dem armen Fairford aus dem Gesicht
geschnitten sei. Ich sage ja nicht, daß er ein wenig reizvoller Mann ist,
dieser Fairford, aber ...»
    «Ach, sei
still, Ferdy», unterbrach ihn Sherry, völlig außer Fassung geraten. «Da haben
wir es! Das dachte ich mir. Jetzt beginnen wir bereits Aufsehen zu erregen.
Zehn zu eins wette ich, daß jetzt auch noch jemand aus dem Almack weggehen
wird, und dann werden wir als nette Narren dastehen – um Himmels willen, Monty,
schaff das Mädchen weg!»
    «Mein
lieber Sherry, ich habe bereits erklärt, daß ich dieses Mädchen nie im Leben
vorher gesehen habe. Ich muß in dieser Angelegenheit jede Verantwortung
ablehnen. Und wenn du vernünftig bist, rufst du die Wache und läßt das
Frauenzimmer wegschaffen.»
    Die ganze
Zeit über war der Lakai der Sheringhams bei der Equipage gestanden und hatte
den Wagenschlag offengehalten, anscheinend blind und taub gegen alles, was um
ihn herum vorging. Zwei Sänftenträger, die von der gegenüberliegenden
Straßenseite neugierig herbeigekommen waren, ließen jetzt ihre Absicht
erkennen, zur Verteidigung des verlassenen Mädchens einzutreten, das Tor des
Clubhauses öffnete sich, und Stimmengewirr wurde vernehmbar. Da drehte sich
Revesby plötzlieh auf
dem Absatz herum und eilte mit langen Schritten die Straße hinab. Ein
verzweifelter Schrei des Mädchens ließ Mr. Ringwood erschauern und veranlaßte
Sherry zu einer Verzweiflungstat.
    «Los,
steigen Sie um Gottes willen in den Wagen», rief er und schob beide Frauen
hinein.
    «Ja, bitte
kommen Sie mit mir», sagte Hero zu ihrem Schützling. «Das Baby wird sich auf
dieser schrecklich zugigen Straße sonst noch erkälten, und ich verspreche
Ihnen, daß wir uns Ihrer annehmen werden, nicht wahr, Sherry?»
    «Ja, das
heißt – nun, lassen wir das jetzt», erwiderte ihr äußerst beunruhigter Gatte.
«Fahr nach Hause, John!»
    Der
Kutscher nahm diesen Befehl würdevoll zur Kenntnis; die Tür wurde hinter den
beiden Frauen geschlossen. Der Lakai sprang hinten auf, und die Equipage setzte
sich im selben Augenblick in Bewegung, als eine Damengruppe mit den sie
begleitenden Kavalieren die Stufen des Almack herabzusteigen begann.
    Ferdy
starrte noch immer auf die Stelle, wo er Revesby zuletzt gesehen hatte. Mr.
Ringwood schob eine Hand unter seinen Arm und zog ihn mit sich fort, um sich
mit ihm und dem Viscount zu Fuß in die Half Moon Street zu begeben.
    «Habe nie
etwas erlebt, was das übertrifft!» sagte Ferdy. «Der Kerl ging einfach davon.
Sagte kein Wort zu irgend jemandem! Bei Gott, er hat sich gedrückt! Schlimm,
sehr schlimm!»
    «Du
wolltest dich doch auch drücken», erinnerte ihn Mr. Ringwood. «Zum Teufel! Ist
eine scheußliche Sache! Könnte nicht behaupten, daß ich es ihm verarge.»
    «Er hatte
kein Recht, Sherry mit dem Baby einfach stehenzulassen», sagte Ferdy ernst.
«Zum Kuckuck, ist doch nicht Sherrys Baby.»
    «Das
Mädchen ist bestimmt verrückt», sagte Sherry.
    «Nein, das
ist sie nicht», widersprach Mr. Ringwood. «Ich glaube, daß es Revesbys Kind
ist, es wäre nicht sein erstes.»
    «Zum
Teufel, Gil, und wenn schon! Höchst bedauerlich, daß sie Revesby gerade vor
dem Almack gestellt hat; andererseits hat doch nie jemand angenommen, daß er
wie ein Heiliger lebt.»
    «Ferdy hat
recht», sagte Mr. Ringwood. «Der Bursche ist ein ganz gemeiner Kerl! Hat kein
Recht, das Kind verhungern zu lassen. Er könnte leicht genug dafür sorgen,
noch dazu wenn es sein Kind ist.»
    «Das
Mädchen schien ihrer Sache sehr sicher zu

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