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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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haben, dieses unglückliche Mädchen zu verführen ...»
    «Ach, ich
weiß nicht, Sherry ...» warf Ferdy aufrichtig ein. «Zum Zeitvertreib – ich
glaube, daß es dort verteufelt langweilig ist.»
    «Ja, das
glaube ich selbst», stimmte Hero zu. «Aber welche Schlechtigkeit von ihm,
Ferdy! Wie herzlos! Wie konnte er das nur tun! Er hat sie nur zum
Zeitvertreib zugrunde gerichtet, denn ich glaube nicht, daß er sich je das
geringste aus ihr gemacht hat.»
    «Weißt du
was?» sagte Ferdy plötzlich und wandte sich an Mr. Ringwood. «Konnte mich
nicht erinnern, warum mir das alles so bekannt vorkam. Weiß es jetzt wieder!
Sah im Lyzeumtheater genauso ein Stück. Vater stieß das Mädchen in den Schnee
hinaus. Warf Ruths Vater sie auch in den Schnee, Kätzchen?»
    «Nein, nein
– wenigstens weiß ich es nicht. Aber dies ist eine wahre Begebenheit, Ferdy.»
    «Kümmere
dich nicht um Ferdy», befahl der Viscount. «Die Sache ist die, Kätzchen, die
ganze Angelegenheit geht uns nichts an und wir können nicht ...»
    Unter dem
empörten Augenaufschlag Heros begann er zu stottern und warf Mr. Ringwood einen
wilden Blick zu, ihm doch zu Hilfe zu kommen.
    Mr.
Ringwood tat sein möglichstes. «Es ist Sherry nicht recht, das Kind von Revesby
in seinem Fremdenzimmer zu haben, Kätzchen. Kann es ihm nicht verargen: könnte
ihn durch Weinen um seinen Schlaf bringen.»
    «O nein, es
handelt sich doch nur um die heutige Nacht. Sherry, du kannst doch nicht so
herzlos sein und die arme Seele in dieser Nachtstunde wieder fortschicken.
Nein, das könntest du nicht!»
    «Nein, ich
habe auch nicht gesagt, daß ich es tun will, aber die Sache ist die, Kätzchen –
zum Kuckuck, was stellt sich Monty eigentlich vor, mir seinen Bastard einfach
aufzuhalsen», rief Sherry im Tone äußerster Entrüstung.
    «Wenn ich
es jetzt überlege», bemerkte Mr. Fakenham plötzlich, «so war es gar nicht im
Lyzeumtheater. Es war im Non-Pareil. Der Titel des Stückes wird mir in einer
Minute einfallen.»
    «Ich
dachte, derartige Dinge kommen nur im Theater vor», sagte Hero traurig. «Ich
wußte nicht, daß die Männer so schlecht sein können!»
    «Nun ja,
aber, Kätzchen, du verstehst das nicht so genau», sagte Sherry verzweifelt.
«Das klingt alles sehr schlimm, aber zehn zu eins wette ich, daß die Geschichte
noch eine zweite Seite hat. Diese kleinen Affären, mußt du wissen – ach, man
kann nicht darüber sprechen – aber – zum Kuckuck, das sind Dinge, die jedem
passieren können.»
    «O nein!»
rief Hero. Ihre Stimme brach, und ihre Augen schwammen in Tränen. «Dir nicht,
Sherry, dir nicht!»
    «Nein, nein
– mein Gott, ich hoffe nicht!» sagte Seine Lordschaft, der plötzlich eine haarsträubende
Vision der Szene hatte, die sich in der King Street abgespielt hatte. Da
bemerkte er, daß sowohl sein Cousin wie auch Mr. Ringwood, von Heros Aufschrei
und verängstigtem Aussehen tief erschüttert, ihn vorwurfsvoll ansahen, und er
fragte mit zorniger
Stimme: «Was, zum Teufel, seht ihr beide mich so an? Ich habe nie im Leben
jemanden verführt, das könnt ihr mir glauben! Überdies gehöre ich nicht zu
jener Sorte Männer, die ihre Bastarde im Rinnstein verhun gern lassen. Ich
meine, ich würde sie nicht verhungern lassen, wenn ich welche hätte; aber ich
habe keine – wenigstens habe ich nie etwas davon gehört. Ach, geht zum Teufel!»
    Seine
fassungslosen Freunde entschuldigten sich sogleich, wobei Ferdy erklärte, daß
ihn der Augenblick mit fortgerissen habe. Der Viscount war ernstlich verstimmt,
doch Mr. Ringwood war geistesgegenwärtig genug, sein Glas frisch zu füllen, und
Hero, die eine seiner Hände zwischen die ihren nahm, sagte: «O nein, Sherry,
ich weiß, daß du das nie tun würdest. Und, nicht wahr, du erlaubst mir, daß ich
dem armen Mädchen helfe?»
    «Ich glaube
selbst, daß wir etwas für sie tun müssen», sagte Seine Lordschaft. «Obwohl ich
verdammt sein will, wenn ich eine Ahnung habe, was geschehen soll. Ich werde
mit Monty sprechen müssen, aber ich kann euch verraten, ich tue es nicht gern,
denn es ist sonnenklar, daß er nicht die Absicht hat, das Kind anzuerkennen.»
    «Nein,
nein, sprich nicht mit ihm», sagte Hero. «Er hat genug Unheil angerichtet und
soll der armen Ruth nicht mehr in die Nähe kommen. Ich habe mir einen Plan
zurechtgelegt, der die ganze Situation
großartig löst. Sie soll nach Melton fahren, und, nicht wahr, Sherry, du wirst
ihr gestatten, in dem leerstehenden kleinen Häuschen am Westtor zu

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