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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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überflüssigerweise. «Außerdem kann ich
nicht verstehen, was in Sherry gefahren ist, daß er mit ihr flirtet, wo er doch
mit Ihnen verheiratet ist. Denn das tut er, Kätzchen, darum kommen wir nicht
herum.»
    «Ach, wenn
es mir nichts ausmacht, dann braucht es auch Sie nicht zu bekümmern.»
    Seine
dunklen feurigen Augen blickten forschend in die ihren. «Es macht Ihnen
wirklich nichts aus?» fragte er geradeheraus.
    Sie seufzte
ganz leise. «Nur ganz wenig, George. Wenn wir aber in ein anderes Zimmer
gingen, brauchten wir sie nicht zu sehen, und Sie könnten mir ein Glas
Mandelmilch bringen. Glauben Sie nicht, daß das eine große Erleichterung für
uns wäre?»
    Er führte
sie vom Parkett. «Nein. Es gibt für keinen von uns beiden einen Trost», sagte
er mit unterdrückter Leidenschaft.
    Dennoch
fanden sie einen gewissen Trost, als sie in den Erfrischungssalon kamen, denn
dort entdeckten sie Mr. Ringwood und Ferdy; dieser verriet ihnen augenblicklich
die Art der Wette, die er soeben verloren hatte. Hero amüsierte sich sehr
darüber, und auch Georges Stirn erhellte sich für einen Augenblick. Aber
alsbald umwölkte sie sich wieder. Denn er erinnerte sich, daß er denselben
Versuch wie Sherry am frühen Abend unternommen hatte und nicht im gleichen Maße
erfolgreich gewesen war. Als Sherry Miss Milborne auf der Suche nach einer
eisgekühlten Limonade bald darauf in den Salon führte, eilte er sofort auf sie
zu und beschwor die Beauté – Sherry völlig ignorierend –, den nächsten Walzer
mit ihm zu tanzen. Sie entschuldigte sich jedoch und wollte sich der Gruppe um
Hero anschließen, allein er verstellte ihr den Weg.
    «Sie dürfen
mich nicht so zum besten halten», rief er mit bebender Stimme. «Warum wollen
Sie nicht einen einzigen Walzer mit mir tanzen? Was habe ich Ihnen denn getan?
Antworten Sie mir, Isabella!»
    «Du lieber
Gott! Nicht das geringste», erwiderte sie. «Es ist nur deshalb, weil ich die
Tänze bereits vergeben habe ...»
    «An Severn!
Das genügt mir nicht, denn Sie werden schwerlich alle Walzer mit ihm tanzen!
Sie behandeln mich, als ob ...»
    «Um Himmels
willen, Mylord, machen Sie mir hier keine Szene! Ich bitte Sie, bedenken Sie,
wo Sie sind! Wir erregen bereits Aufsehen.»
    «Das ist
mir gleichgültig. Wollen Sie mit mir tanzen?»
    «Also gut,
den nächsten Reigentanz, das heißt, nur, wenn Sie sich mir gegenüber mit mehr
Schicklichkeit betragen.»
    George
mußte sich zufriedengeben, aber nichts hätte unter einem un seligeren Stern
stehen können als der Tanz, den sie ihm so widerwillig gewährt hatte. Er
versuchte jedesmal, wenn die Tanzfiguren sie wieder zusammenbrachten, ein
Gespräch fortzusetzen, das sich bald zo einem lebhaften Streit entwickelte; und
da Miss Milborne einen Horror davor hatte, lächerlich gemacht zu werden, und
die belustigten Blicke, die man ihnen zuwarf, sehr wohl bemerkte, war sie nahe
daran, heftig zu werden, und ließ sich zu einigen scharfen Bemerkungen
hinreißen, die sie gar nicht beabsichtigt hatte, die aber von George sehr übel
aufgenommen wurden.
    «Zum
Kuckuck», rief Sherry treuherzig aus, «ob ich es mir je hätte träumen lassen,
daß ich mich bei einem dieser Clubbälle einmal so gut unterhalten würde.
Dennoch, Kätzchen, glaube ich, wir sollten gehen, bevor George das Tanzparkett
verläßt, sonst würdest du ihn wahrscheinlich wieder küssen wollen; seinem
Aussehen nach ist er bestimmt wieder trostbedürftig. Kommst du, Gil?»
    Mr.
Ringwood drückte seine Bereitwilligkeit aus, den Ball zu verlassen, und da
auch Ferdy in diesem Augenblick dahergeschlendert kam, lud der Viscount beide
ein, mit ihm zu einem belebenderen Schluck, als das Zeug war, das man im Almack
erhalten konnte, in die Half Moon Street zurückzukehren. Die Sheringhamsche
Equipage wurde herbeigerufen, und die ganze Gesellschaft entfernte sich aus
dem Ballsaal; im Vestibül trafen sie Sir Montagu Revesby, in dessen
Gesellschaft sie das Gebäude verließen. Sherry forderte ihn natürlich ebenfalls
auf, in die Half Moon Street zu kommen, aber bevor Sir Montagu Zeit fand, etwas
auf diese Einladung zu erwidern, trat eine Unterbrechung völlig unerwarteter
Art ein. Eine Gestalt, die sich bisher regungslos an die Hausmauer gedrückt
hatte, stürzte plötzlich vor, und man konnte im Lichte der Straßenlaterne
erkennen, daß es eine junge Frau war, die ein in einen Schal gehülltes Bündel
im Arme hielt. Wenn sie nicht so abgehärmt ausgesehen hätte, dann wäre sie
sogar auffallend

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