Georgette Heyer
schuldet. Wäre
schrecklich schlechter Ton, mein Kind!»
«Ja, ja,
das weiß ich, und ich habe in der Tat auch alle meine Schuldscheine eingelöst,
obwohl ich zunächst nicht wußte, wie in aller Welt ich es tun sollte; denn ich
wäre lieber gestorben als ...»
«Einen
Moment!» rief Sherry, faßte nach ihren unruhigen Händen und hielt sie mit
hartem Griff fest. «Wie ist es dir gelungen, das Geld zu bekommen, um die
Schuldscheine einzulösen? Ich könnte schwören, daß von deinem vierteljährlichen
Nadelgeld nur noch sehr wenig vorhanden ist. Kätzchen, du hast doch nicht etwa
die Smaragde verkauft?»
«O nein,
Sherry. So etwas Schlechtes hab' ich natürlich nicht getan. Sie gehören doch
nicht mir, folglich darf ich sie nicht verkaufen. Wie kannst du glauben, daß
ich auch nur im Traum an so etwas denken könnte?»
«Wie, zum
Teufel, hast du dir das Geld verschafft?»
«Ich habe
es mir ausgeborgt!» erwiderte sie triumphierend.
«Ausgeborgt? Du lieber Gott,
dann wäre es mir schon lieber gewesen, du hättest die Smaragde verkauft! Wer –
Kätzchen, sag mir ja nicht, daß du dich an den alten Gil gewendet hast, um dir
das Geld zu leihen.»
«Nein,
nein. Ich wußte, daß das unmöglich ist. Ich ging zu den Leuten, von denen du
mir erzählt hast, sie waren äußerst zuvorkommend, und ...»
«Zu was für
Leuten?» unterbrach er sie und wurde ein wenig blaß. «Ich erinnere mich nicht,
wie sie heißen, aber du kennst sie, Sherry. Du nanntest sie Hundertprozenter,
und sie wohnen ...»
«Howard und
Gibbs!» stieß er erschrocken hervor.
«Ja, so
heißen sie», sagte sie kopfnickend. «Und als ich ihnen sagte, daß ich deine
Frau bin, waren sie gleich – das heißt, es war eigentlich nur ein Mann –, war
er gleich äußerst zuvorkommend und sagte, er sei bereit, mir das Geld
vorzustrecken, und ich brauche nicht zu befürchten, daß er mich zu einer
früheren Bezahlung drängen werde.»
«Dafür kann
ich garantieren, daß er das gesagt hat», rief Sherry. Er lief? ihre Hände los.
«Howard und Gibbs! Kätzchen, wie konntest du nur?»
«Bist du
böse?» stotterte sie. «Habe ich etwas Unrechtes getan? Das wußte ich nicht,
denn du sagtest, daß du Geschäfte mit ihnen hättest, und da dachte ich ...»
Er stöhnte.
«Zum Teufel! Ich sagte, ich sagte! Um Gottes willen, Mädel, habe ich je
gesagt, daß du mit ihnen Geschäfte machen sollst?»
«Nein,
Sherry», erwiderte sie leise. «Aber du sagtest auch nicht, daß ich es nicht tun
darf, und was hätte ich sonst tun sollen, wenn ich so viel Geld schuldig war?»
Er sagte
scharf: «In drei Teufels Namen, warum hast du es mir nicht erzählt? Zum
Kuckuck, vielleicht habe ich dir schon ein- oder zweimal eine Ohrfeige gegeben,
und ich glaube, ich hätte es auch diesmal getan, aber du kannst dich vor mir
doch nicht gefürchtet haben?»
Sie erhob
sich rasch, und Röte stieg ihr in die Wangen. «Vor dir gefürchtet, Sherry? O
nein, niemals! Aber mir war so furchtbar zumute. Du kannst das nicht verstehen.
Du hattest eine so schreckliche Pechsträhne, und diese abscheulichen Pferde
führten sich in Newmarket so schlecht auf – und ich hätte alles eher getan, als
dich darum zu bitten, meine Spielschulden zu bezahlen.»
Er starrte
sie an. «Hero, du konntest doch nicht annehmen, ich würde es je zulassen, daß
du in die Hände dieser Blutsauger fällst?»
«Aber,
Sherry, ich bin überzeugt, daß sie nichts Derartiges sind. Ich werde das
Kapital von meinem Nadelgeld bezahlen und ...»
«Du kleine
Närrin! Sie wissen ganz genau, daß du das nicht tun wirst. Sie hoffen, daß du
dich noch tiefer in Schulden stürzt und dadurch noch sicherer in ihre Krallen
gerätst, bis – oh, zum Teufel, was hat das alles für einen Zweck? Höre, Fratz – niemals, was immer auch geschehen mag, darfst du etwas mit
Geldverleihern zu tun haben! Es ist der sicherste Weg, um ins Verderben zu
geraten! Ja, ja, ich weiß, ich bin selbst in ihren Händen gewesen, aber das ist
eine ganz andere Sache – wenigstens – nein, das stimmt nicht ...! Ich kann dir
nur eines sagen: ich werde mich wohl hüten, ihnen je wieder in die Hände zu geraten.
Und jetzt mußt auch du mir's versprechen.»
«Ich
verspreche es. Es tut mir schrecklich leid. Wenn ich gewußt hätte, daß du es
nicht willst ...»
«Ich
glaube, du hast es gewußt, Kätzchen», sagte er scharfsichtig. «Denn es sieht
dir gar nicht ähnlich, daß du mir nicht erzählst, welchen neuen Streich du
gespielt hast.»
Sie ließ
den Kopf
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