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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Gillingham vorgestellt?»
    «Niemand,
Sherry. Sie stellte sich selbst vor. Sie sagte, sie wäre eine Freundin von
dir.»
    «Willst du
damit sagen, daß diese unverschämte Person die Frechheit besessen hat, dir
einen Besuch zu machen?» fragte er.
    «Nein, Sie
sagte mir, sie sei leidend gewesen und konnte es aus diesem Grunde nicht tun.»
    «Ha!» stieß
Seine Lordschaft hervor. «Bei Jupiter! Das ist ja reizend! Das hätte sie denn
doch nicht gewagt.»
    «Ach,
Liebster, als ich sah, welche Art Gesellschaft sie pflegte, fürchtete ich, sie
könnte nicht ganz der richtige Verkehr sein», sagte Hero reumütig. «Denn als
ich ihr Haus betrat, war außer Sir Matthew Brokkenhurst und Wilfred Yarford
niemand da, den ich kannte, und ich wußte, daß du nicht einverstanden bist,
wenn ich mit den beiden auf freundschaftlichem Fuße stehe.»
    «Sie sahen
dich also dort? Verwünscht!» murmelte Seine Lordschaft. «Sie – sie beachteten
mich kaum, Sherry, und ich versichere dir, daß ich den Kopf nur ganz leicht zum
Gruße neigte.»
    «Darum
handelt es sich nicht. Wenn Yarford dich sah, dann wird es ganz London
erfahren. Nichts könnte unangenehmer sein. Alle alten Klatschbasen – ja, und
nicht nur die alten – werden herumerzählen, daß du leichtsinnig bist. Ich
glaube, daß Brock den Mund halten würde, zum Teufel, er behauptet doch, mein
Freund zu sein. Aber bei Gott, wenn er mir nur die Hälfte der Freundschaft
entgegenbrächte, deren er mich immer versichert, dann hätte er dich aus dieser
Räuberhöhle herausgeführt und nach Hause gebracht. Gil oder George, ja sogar
Ferdy hätten nicht einen Augenblick gezögert! Aber jetzt ist es zu spät, sich
darüber Sorgen zu machen. Wo hast du die Gillingham kennengelernt?»
    «In den
Ballsälen des Pantheon, Sherry. Man gab dort einen Maskenball.»
    «Mit wem
warst du dort?»
    «Mit meiner
Cousine Therese Hoby und ihren Bekannten.»
    «Das hätte
ich mir denken können. Es war also ihr Werk?»
    «Nein,
bestimmt nicht. Therese kennt Mrs. Gillingham gar nicht, obwohl sie sagte, daß
sie sie für untadelig hält, was auch ich fand, denn weißt du, Sherry, sie sieht
so aus.»
    «Ja, ich
weiß», sagte er grimmig. «Erzähl mir alles!»
    Sie
erzählte ihm gehorsam alle Umstände ihrer Begegnung mit Mrs. Gillingham, und
während er zuhörte, umwölkte sich seine Stirne immer mehr. Als
er aber erfuhr, auf welche Art sich diese Dame in die Gesellschaft seiner Frau
eingedrängt hatte, mit welcher Verschlagenheit sie es bewerkstelligt hatte,
Heros Vertrauen zu gewinnen, und sie bereitwillig sie ihr gestattet hatte, auf
Kredit zu spielen, sah er einer drohenden Gewitterwolke so ähnlich, daß Hero
in ihrer Erzählung zu stottern begann und ihn nur noch beschwörend anzublicken
vermochte. Sie erkannte, daß weit mehr als nur Zorn in seinem Antlitz zu lesen
war und der gespannte Ausdruck seiner Augen nicht so sehr ihr galt als ganz
andern Personen. Sie sagte auf gut Glück: «Sherry, es war sehr unrecht von mir,
aber ich habe es nicht böse gemeint.»
    Er
beobachtete sie nicht, sondern sah auf die Uhr. «Ich gehe aus», sagte er kurz.
«Aber ich werde zurück sein, um mit dir zu dinieren.» «Sherry, wohin gehst du?»
fragte sie ängstlich.
    «Kümmere
dich nicht darum. Ich habe etwas zu erledigen – und ich möchte nicht dinieren,
bevor es nicht geschehen ist.»
    «Geh nicht!
Wenn du so böse mit mir bist ...»
    «Ich bin
dir nicht böse.» Er legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte sie leicht
an sich. «So! Du bist der lästigste Fratz auf Gottes weiter Welt, aber du
meinst es nicht böse. Ich hätte nie – doch jetzt ist es eben geschehen.» Er hob
ihr Gesicht und küßte sie auf die Wange. «Und jetzt weine nicht, während ich
fort bin, denn es besteht nicht der geringste Grund dafür. Außerdem kleidet es
dich nicht, wenn du rote Augen hast, und das kann ich nicht leiden. Versprichst
du's mir?»
    Sie nickte
und lächelte etwas tränenfeucht. Sherry verließ den Salon, lief die Treppe
hinab, zog seinen Mantel an, nahm Hut und Stock, trat aus dem Haus und begab
sich mit Riesenschritten in südlicher Richtung die Straße hinab.
    Er hatte
nicht weit zugehen, um sein Ziel zu erreichen, und er war vom Glück begünstigt,
denn sein Wild hatte das Haus noch nicht verlassen, obwohl eine Sänfte
bereitstand, um ihn, wie der Lakai dem Viscount mitteilte, zu einer Abendgesellschaft
zu tragen.
    «Du
brauchst mich nicht anzumelden», sagte Sherry und stieg die Treppe in den
zweiten Stock

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