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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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als der Inhalt der Weinflasche sich zu
senken begann. Ihre Lebensgeister verdankten dieser Tätigkeit bedeutenden
Gewinn, und Mr. Ringwood ging sogar so weit, zu erklären, er hätte sich nie so
prächtig gefühlt, seitdem Revesby zum
erstenmal in seinem Gesichtskreis aufgetaucht war. «Es ist alles nur zum
Besten, Sherry, denk an meine Worte! Solange er keine neuen Gemeinheiten bei
deiner Frau versucht – und da er ein so feiger Hund ist, glaube ich nicht, daß
er es wagen würde –, besonders jetzt, da er weiß, daß du ihn ertappt hast.
Dennoch wirst du gut daran tun, alter Junge, ihn im Auge zu behalten.»
    «Das werde
ich», erwiderte Sherry. «Ja – aber auch das Kätzchen. Mein Gott, Gil, weißt du,
daß das eine höllische Arbeit ist? Ich habe aus diesem Grund schon schlaflose
Nächte, das kann ich dir versichern. Das soll nicht heißen, daß sie mit voller
Absicht in diese verdammten Verlegenheiten gerät. Aber – ach was!»
    Mr.
Ringwood betrachtete aufmerksam sein Weinglas. «Sie würde nie etwas tun, von
dem sie glaubt, daß du es nicht haben willst, Sherry», sagte er behutsam vorfühlend.
    «Das weiß
ich. Aber das Teuflische daran ist: sie glaubt, daß ich die anstößigsten Dinge
gern habe», sagte Sherry. «Außerdem betrachtet sie jedes Wort, das ich sage,
als Evangelium und glaubt, alles, was ich tue, müsse korrekt sein – nun, das genügt
wahrhaftig, um weiße Haare zu bekommen. Sie hätte zum Beispiel nie daran
gedacht, zu diesen Blutsaugern zu gehen, wenn ich nicht dumm genug gewesen
wäre, ihr zu erzählen, daß ich mit ihnen zu tun gehabt habe. Und ich will
verdammt sein, ' wenn sie sich in diesem verfluchten Haus aus keinem andern
Grund immer tiefer in Schulden stürzte, als weil es die Gewohnheit der Narren
ist, zu denen auch ich gehörte. Es ließ mir fast das Blut gerinnen, als ich es
erfuhr.»
    Mr.
Ringwood pflichtete ihm bei, daß das gewiß genug war, um jedes Mannes Nerven zu
zerrütten; nach einer kurzen Pause sagte er: «Sherry, weißt du, was ich
glaube?»
    «Ja. Daß
sie es nicht böse meint», erwiderte Sherry. «Du hast das schon früher gesagt –
in der Tat sagst du es immer wieder! –, und ich weiß es auch, ohne daß du es
mir sagst.»
    «Ich wollte
das gar nicht sagen», erklärte Mr. Ringwood. «Wollte sagen, daß sie nie einen
Fehler zweimal macht. Habe es beobachtet.»
    «Nun, daran
kann ich nichts finden», erwiderte Seine Lordschaft ungeduldig.
    «Nein, denn
du bemerkst vieles nicht, Sherry. Habe mir das schon oft gedacht», sagte Mr.
Ringwood und verfiel in nachdenkliches Schweigen.
    Der
Viscount war nicht der Mann, der seine Zeit damit vergeudete, Betrachtungen
über die Bedeutung rätselhafter Bemerkungen anzustellen, daher schenkte er den
Worten seines Freundes keine Beachtung. Zu diesem Zeitpunkt war die
Gillinghamsche Affäre, wie er sie nannte, bereits bereinigt; obwohl dieser
Umstand diese oder jene unangenehme Sparmaßnahme zur Folge hatte, wie den
Verkauf einiger Pferde, war er doch eher geneigt, anzunehmen, daß er dabei
besser weggekommen war, als man zunächst hätte erwarten dürfen. In Wirklichkeit
war er von der Ziffer, die
ihm sein Finanzberater zur Ansicht vorgelegt hatte, völlig überrascht worden.
Er hätte nie gedacht, daß er so viel Geld verbraucht haben könnte. Es war ihm
deutlich und anschaulich bewiesen worden, daß er übermäßige Verluste an den
Spieltischen erlitten hatte, und da er dem Spiele nicht in dem Maße verfallen
war, wie die Erfahrungen des verflossenen Jahres vermuten ließen, gelang es
ihm, diesen Zeitvertreib mit ziemlichem Gleichmut drastisch einzuschränken. In
jeder andern Jahreszeit hätte ihn die Langeweile zu den Spieltischen zurückgetrieben,
aber der Viscount war ein verwegener Reiter auf Hetzjagden, und die Saison war
in vollem Gang. Er verbrachte einen beträchtlichen Teil seiner Zeit in
Leicestershire, und das einzige, von dem man hätte behaupten können, daß es
sein Vergnügen einigermaßen überschattete, war sein wachsender Hang, darüber
nachzudenken, was Hero in seiner Abwesenheit tun würde.
    Aber Hero
gab sich die größte Mühe, nicht neuerdings in eine Klemme zu geraten, und
außer daß sie mit ihrem Phaeton durch die St. James Street fuhr, unterlief ihr
kein ernsthafterer gesellschaftlicher Verstoß. Sie begleitete Sherry eine Woche
lang nach Melton und unterhielt sich im Jagdhaus mit Ferdy und Mr. Ringwood.
Als sie aber darauf bestand, ebenfalls hinter der Meute zu reiten und Sherrys
Stil mit

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