Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
Vom Netzwerk:
einem rührenden, wenn auch übel angebrachten Vertrauen in seine
Allwissenheit getreulich nachzuahmen versuchte, weigerte er sich rundweg,
dieses Experiment zu wiederholen. Darin wurde er von seinen beiden Freunden
unterstützt, denen das Jagdvergnügen an diesem Tag durch das tollkühne
Betragen der jungen Frau gründlich verdorben worden war. Da sie hinter Sherry
ritt, hatte sie sich wenigstens nicht des Verbrechens schuldig gemacht, der
Meute zuvorzukommen, aber selbst Mr. Ringwood mußte zugeben, daß niemand sich
je darauf verlassen konnte, daß sie sich im Jagdgebiet korrekt und diskret
benehmen werde.
    Lord
Wrotham verbrachte ebenfalls einen großen Teil seiner Zeit in Leicestershire,
da der letzte Streit zwischen ihm und Miss Milborne zu einer Entfremdung
geführt hatte, die von der nüchtern denkenden Mutter der Beauté geschickt
gefördert wurde. Die Erwartungen dieser Dame waren äußerst hochfliegender
Natur, denn Severns Aufmerksamkeiten wurden auffallend genug, um selbst seiner
Mutter zu Ohren zu kommen. Die Herzogin traf völlig unerwartet in London ein;
in ihrem erstaunlich zahlreichen Gefolge befanden sich ihr Schloßkaplan, ihre
Haushälterin, ihr Haushofmeister und eine reichlich verschüchterte Dame unbestimmten
Alters, die anscheinend die Funktionen einer Hofdame zu erfüllen hatte. Die
Odds, die im Club dagegen gelegt wurden, daß Seine Gnaden den Mut aufbringen
werde, sich Miss Milborne zu erklären, verlängerten sich unmittelbar darauf;
als aber bekannt wurde, daß die Herzogin der Green Street einen feierlichen
Besuch abgestattet hatte, hielten alle jene, bei denen große Summen auf dem
Spiele standen, den Atem an. Niemand wußte natürlich, was sich während dieses
Vormittagsbesuches ereignet hatte, aber diejenigen, die mit der Herzogin am besten
bekannt waren, erzählten bei dem hierauf folgenden Clubabend, daß ihr Verhalten
den Milbornes gegenüber äußerst gnädig gewesen sei. George, der nicht zu den
Bekannten zählte, vermochte in ihrem römischen Antlitz nicht den kleinsten Zug
der Leutseligkeit zu entdecken und fand, daß sich in ihrem Gehaben nichts
anderes erkennen ließ als Stolz und Überheblichkeit. Demzufolge stiegen seine
Lebensgeister; sie wurden aber alsbald wieder durch die unglaubliche Neuigkeit
herabgedrückt, daß Ihre Gnaden Mrs. Milborne und Tochter eingeladen habe, die
Weihnachtstage in Severn Towers zu verbringen.
    Es war nur
zu wahr. Die Herzogin, die bemerkte, daß ihr sonst so leicht lenkbarer Sohn
eine Halsstarrigkeit zeigte, die sie stark an den verstorbenen Gentleman
erinnerte, den sie in ihren Gesprächen nur als «dein armer Vater» bezeichnete,
war bereit, aus der ganzen Affäre das Bestmögliche zu machen. Sie war von
Isabella in der Tat angenehm überrascht gewesen. Die gründlichsten
Nachforschungen hatten nicht die geringsten nachteiligen Umstände in der
Ahnenfolge der Milbornes zutage zu fördern vermocht, und sie ließ sich herbei,
Isabella als wohlerzogenes junges Mädchen zu bezeichnen, ein Lob, das ihren
Sohn zu einem strahlenden Lächeln veranlaßte, wobei er dankbar ausrief: «Ich
war überzeugt, Madam, daß Sie von ihr im höchsten Grade entzückt sein würden!»
    Als George
von dem projektierten Besuch in Severn Towers hörte, verlor er keine Minute, um
in der Green Street Besuch zu machen. Er hatte das Glück, einen Augenblick zu
wählen, in dem Mrs. Milborne außer Haus war, wodurch es ihm gelang, bei der
Beauté vorgelassen zu werden. Ohne Einleitung forderte er Auskunft, ob das
Gerücht wahr sei, und nachdem Miss Milborne zugegeben hatte, daß Ihre Gnaden
tatsächlich eine Einladung habe ergehen lassen, betrug er sich so hemmungslos,
daß Isabella, die zwischen dem natürlichen Wunsch geschwankt hatte, zu den
Logiergästen des herzoglichen Schlosses zu gehören, und ihrer mädchenhaften
Abneigung, Severn jene Ermutigung zu geben, die die Annahme der Einladung beinhalten
mußte, nun auch heftig wurde; sie erklärte nicht nur, daß sie beabsichtige,
genau das zu tun, was ihr beliebe, sondern fügte als Verschärfung noch hinzu,
daß ihre Handlungen Lord Wrotham nichts angingen. Darauf vergaß sich Seine
Lordschaft so weit, sie in die Arme zu reißen, in einer überwältigenden
Umarmung an die Brust zu ziehen und ihr Gesicht mit leidenschaftlichen Küssen
zu bedecken. Wie Miss Milborne auf diese stürmische Behandlung reagiert hätte,
wenn der Butler ihrer Mutter nicht zufällig eben in diesem Augenblick die Tür
geöffnet und die Damen

Weitere Kostenlose Bücher