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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Bagshot angemeldet hätte, vermag niemand zu erraten, am
wenigsten konnte sie es selbst. Aber durch diesen Ausgang wurde sie so zornig,
daß sie, wäre sie nicht eine sehr wohlerzogene junge Dame gewesen, George ins
Gesicht geschlagen hätte. Sein heftiges Ungestüm hatte ihre Frisur in
Unordnung gebracht, außerdem fühlte sie, daß ihr Gesicht heiß errötet war, und
sie entnahm der Miene des Butlers, daß er Zeuge von Georges Leidenschaft
geworden war; sie sah auch, daß sich Cassy und Eudora, obwohl sie kaum Zeit
gehabt hatten, sie in Georges Armen zu überraschen, eine ziemlich genaue
Vorstellung von dem machten, was sich ereignet hatte, so daß sie vor Zorn hätte
aufschreien können.
    Als Mrs.
Milborne nach Hause zurückkehrte, stellte sie zu ihrer angenehmen Überraschung
fest, daß ihre Tochter, die sie in widerspenstiger Stimmung verlassen hatte,
plötzlich so gefügig war, wie es sich eine anspruchsvolle Mutter nur wünschen
konnte. Miss Milborne war in der Tat bereit, ihrer Mutter den Gefallen zu tun,
Weihnachten schließlich doch in Severn Towers zu verbringen.
    Lord
Wrotham, den seine Freunde gehindert hatten, sich eine Kugel durch den Kopf zu
schießen, fand darin ein wenig Erleichterung, daß er mit jedem Gentleman in
äußerster Heftigkeit Streit begann, der entgegenkommend oder verrückt genug
war, seinen Ansichten entgegenzutreten. Er fand deren drei. Einer davon war
Sherry, dem es gelang, über den rasenden Liebhaber im Verlauf einiger lebhafter
Runden die Oberhand zu gewinnen. Der zweite war der Honourable Marmaduke Fakenham,
der jede Beleidigung, die ihm mit Genuß und Aplomb entgegengeschleudert wurde,
übertrumpfte, um sich nachher niederträchtigerweise zu weigern, dem armen
George die Satisfaktion zu geben, nach der er sich so sehnte; und der dritte
war ein ganz fremder Mann, der so unglücklich war, in einem Torweg an George
anzustoßen, und so rasch bereit, an dessen hierauf folgendem Benehmen Anstoß
zu nehmen, daß allen Anwesenden klarwurde, er habe keine Ahnung, mit wem er es
zu tun hatte. Doch Ferdy und der wenig sprachgewandte Mr. Gumley, die zufällige
Zeugen waren, zogen ihn hastig beiseite und enthüllten ihm Georges Identität,
bevor er Zeit gehabt hatte, sich weiter zu engagieren.
    Auf diese
Art um seine Beute gebracht, zog sich George auf seine väterlichen Besitzungen
zurück, deren allgemeiner Verfall mit seiner Stimmung so ungemein gut
zusammenpaßte. Hier verbrachte er die Zeit zum Teil damit, sich seiner Mama und
seinen Schwestern gegenüber höchst widerwärtig zu betragen, und zum Teil damit,
auf Hetzjagden so tollkühn zu reiten, daß sich seine Freunde zu der
Prophezeiung veranlaßt sahen, er werde sich noch einmal den Hals brechen.
    Die
Sheringhams verbrachten die Weihnachtstage in Buckinghamshire, dem Landsitz
der Fakenhams, wo die beiden eines der Paare in einer großen fröhlichen
Gesellschaft junger Leute bildeten, die von Lady Fakenham nicht allzu strenge
bemuttert wurden, und deren liebenswürdige Veranlagung sie bei den jungen
Leuten unerhört populär machte. Der Besuch, der länger als eine Woche währte,
wurde durch die Verheerungen, die Jason unter der beweglichen Habe der übrigen
Gäste anrichtete, nur leicht getrübt. Diese Plünderungen fanden unmittelbar
nach dem Empfang des Zeitmessers statt, den Hero dem Reitknecht geschenkt
hatte, und wurden von ihm unter Tränen damit erklärt, daß man sie dem Zwang
zuschreiben müsse, unter dem er sich in den vergangenen Monaten der Abstinenz
befunden hatte. Sein entrüsteter Gebieter weigerte sich
entschieden, diese Erklärung anzuerkennen, und es schien, als ob eine höchst
peinsame Sitzung im Stall unausbleiblich wäre. Doch Ferdy, dessen Uhr für
Jason keine Versuchung mehr bildete, trat zu seinen Gunsten vermittelnd ein und
erklärte (zur Erbitterung verschiedener Herren, deren Uhrketten, Siegel und
Börsen Jason gestohlen hatte), der Umstand, daß er noch immer im Besitze seiner
Uhr sei, zeige, daß der Reitknecht sich moralisch sehr gebessert habe. Eine
dringende Fürbitte Heros entschied die Angelegenheit. Der Viscount willigte
unter der Bedingung ein, den zitternden Diener zu begnadigen, daß er alles
gestohlene Gut wieder zurückstelle. Dies geschah, und nachdem Seine Lordschaft
die glückliche Idee hatte, Jason zu drohen, ihn nach London zurückzuschicken,
falls er seinen Instinkt noch einmal die Oberhand gewinnen ließe, gab Jason
eilfertig und ganz freiwillig dem Honourable Marmaduke eine

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