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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Leicestershire auf der Jagd; sogar Miss Milborne befand sich noch
immer in Severn Towers. Die einzige erfahrene Persönlichkeit, die sie hätte an
die Kandare nehmen können, war Mrs. Bagshot, aber da Sherry diese Dame und ihre
Töchter des öftern als einen Haufen altmodischer Weiber gebrandmarkt hatte,
konnte es nicht überraschen, daß Hero die ernste Predigt, die Cousine Jane ihr
hielt, nicht beachtete. Mr. Ringwood, der einen Tag darauf mit einer schweren
Erkältung nach London zurückkehrte, legte sich sofort ins Bett und erfuhr daher
nichts von dem Wettrennen der Damen; aber Lord Wrotham, der ihn nach London
begleitet hatte, hörte davon; obwohl er durchaus nicht zu jenen gehörte, die
gesteigerten Wert auf Konvention legten, hatte er das unsichere Gefühl, daß es
für Sherrys Frau vielleicht doch nicht das richtige sei, sich an einem
öffentlichen Wettrennen zu beteiligen. Er beriet sich mit dem
Honourable Ferdy über die Schicklichkeitsfrage, und Ferdy, der ohne die
geringsten Bedenken auf Heros Sieg gewettet hatte, war unverzüglich von der
offensichtlichen Unschicklichkeit der ganzen Affäre überzeugt und sagte, bei
Jupiter, er wundere sich, daß er nicht schon früher daran gedacht habe, und
was, zum Teufel, jetzt noch geschehen könne, da die Wetten abgeschlossen, ein
Datum festgesetzt und alle Vorkehrungen getroffen seien. Lord Wrotham stimmte
mit ihm überein, daß es sehr schwer sei, herauszufinden, was noch geschehen
könne, aber nachdem er das Problem überschlafen hatte, kam ihm der Einfall, Mr.
Ringwood zu Rate zu ziehen, in dessen gediegenes Urteil er großes Vertrauen
setzte. Er fand Mr. Ringwood mit den Füßen in heißem Senfwasser: ihm zur Seite
stand eine Bowle mit dampfendem Punsch. Er hegte durchaus keinen Zweifel
darüber, was geschehen müsse. Er erklärte, Lady Sherry müsse unverzüglich
gewarnt werden, daß ein Start unter diesen Umständen unschicklich sei.
    «Ja, aber
wer soll es ihr sagen?» fragte George argwöhnisch.
    «Du»,
erwiderte Mr. Ringwood mit großer Festigkeit.
    «Nein,
verdammt, das werde ich nicht! Zum Kuckuck, Gil, ich kann Sherrys Frau
unmöglich sagen, wie sie sich benehmen soll.»
    «Du mußt es
ihr sagen», erklärte Mr. Ringwood. «Würde es ihr selbst sagen, wenn ich nicht
diese verdammte Erkältung hätte. Darfst es Sherry nicht zu Ohren kommen lassen.
Wäre ihm sehr unangenehm.»
    Lord
Wrotham sah ihn finster an, beglückte ihn mit einem Kraftausdruck und seiner
völlig unerbetenen Ansicht über des Freundes Erkältung, Moral und
vollständigen Mangel an Grundsätzen. Mr. Ringwood stärkte sich mit einer
reichlich bemessenen Menge Punsch und erklärte kurz: «Werde dir etwas sagen,
George: Ferdy muß es tun!»
    «Ja, bei
Gott!» rief George aus. «Er ist Sherrys Cousin, er muß es tun!»
    Aber Ferdy,
den man unter Drohungen dazu gebracht hatte, Hero gleich am folgenden Tag zu
besuchen, erwies sich keineswegs als erfolgreicher Sendbote. Er war so
übertrieben taktvoll, daß es ihm völlig mißlang, Hero von ihrer falschen
Einstellung zu überzeugen. Sie lachte ihn bloß aus, versicherte ihm, daß er
ebenso spießig sei wie ihre Cousine Jane, worauf sie sich entfernte, um ihr
Bibliotheksbuch bei Richardson umzutauschen, ehe er auch nur ein Viertel von
dem sagen konnte, was er sich auf dem Weg in die Half Moon Street zurechtgelegt
hatte. Als Mr. Ringwood erfuhr, was sich ereignet hatte, kritisierte er die
Torheit des einen Freundes und die moralische Feigheit des andern aufs
heftigste und gab seine Absicht bekannt, Lady Sherry am nächsten Vormittag
selbst einen Besuch abzustatten.
    Es war zu
spät. Mrs. Bagshot, die Hero nach ihrem Besuch in heftigem Zorn verließ, hatte
keine Zeit verloren, Sherry einen Brief mittels Eilboten nach Melton zu
schicken, um ihn rundheraus über die letzte Eskapade seiner Frau zu
unterrichten. Sie zeichnete ein abschreckendes Bild der unausbleiblichen
Folgen, sie gab ihm eine anschauliche Darstellung der Schwierigkeiten, die sich
ergeben würden, wenn der Name einer Lady in den Clubräumen in Verbindung mit
Pferderennen und Wetten in aller Munde wäre, und teilte ihm schließlich mit,
daß sie begreiflicherweise ihre Hände bei dieser üblen Angelegenheit in
Unschuld waschen müsse.
    Diese
Nachricht erreichte Sherry am Vorabend eines der vielversprechendsten Rennen
der Saison und verursachte bei ihm einen derartigen Wutausbruch, daß Mrs.
Goring, die zufällig eben mit einem Stoß frisch gewaschener Wäsche durch die
Halle ging,

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