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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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sechs Hemden und acht Taschentücher auf einen Boden fallen ließ,
der von den Stiefeln Seiner Lordschaft beschmutzt war, worauf sie prompt einen
hysterischen Anfall erlitt.
    Sherry traf
bei Einbruch der Dämmerung desselben Tages in London ein, an dem Ferdy seinen
so erfolglosen Besuch in der Half Moon Street gemacht hatte, nachdem er den
ganzen Weg sein Kabriolett selbst kutschiert hatte. Er war müde und
durchfroren und hatte das wichtige Sportereignis dieses Tages versäumen
müssen. Von dem erschrockenen Butler informiert, daß Mylady sich für eine
Gesellschaft ankleide, eilte er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die
Stiegen empor, betrat ohne Umstände das Zimmer seiner Frau und fragte,
unbekümmert um die Anwesenheit der Kammerfrau, in wütendem Ton: «Was, zum
Teufel, habe ich wieder über dich hören müssen?!»
    Die
Kammerfrau zog sich erschrocken in den Hintergrund zurück; Hero, vor ihrem
Spiegel sitzend, blickte ihn in völliger Verwirrung an und stotterte: «Sherry!
Sherry! Ich erwarte – ich habe dich ...»
    «Nein, bei
Gott, ich könnte wetten, daß du mich nicht erwartet hast!» sagte er. Er zog
Mrs. Bagshots Brief aus der Tasche und drückte ihn in Heros Hand. «Lies das!»
Er wurde jetzt der Kammerfrau gewahr und wandte sich unverzüglich gegen sie:
«Was, zum Teufel, stehen Sie hier herum? Hinaus!»
    Die
Kammerfrau überraschte ihre junge Herrin jetzt damit, daß sie auf sehr
würdevolle Weise ihren festen Entschluß bekanntgab, Mylady zu verteidigen und
zu beschützen, selbst dann, wenn sie von wilden Pferden angegriffen würde. Hero
war durch dieses völlig unerwartete Eintreten zu ihrem Schutz tief ergriffen,
bat sie aber doch, das Zimmer zu verlassen. Maria warf dem Viscount einen Blick
tiefsten Abscheus zu, der dem ganzen männlichen Geschlecht galt, und zog sich
zurück, um Mrs. Bradgate und das Küchenmädchen mit der Erzählung jener Umstände
ihres eigenen Lebenslaufs zu erfreuen, die dazu geführt hatten, daß sie das
ganze männliche Geschlecht in allen wesentlichen Dingen für tieferstehend als
das liebe Vieh hielt.
    Inzwischen
las Hero, völlig verstört, den Brief ihrer Cousine Jane. Sie ließ einen kleinen
Ausruf hören, sah auf und stotterte: «Aber, Sherry, warum denn? Warum? Ich
habe mich vergewissert, daß du nicht den geringsten Einwand erheben würdest.»
    «Keinen
Einwand?» donnerte er. «Keinen Einwand, daß du dich derart zur
Schau stellen willst? Daß in allen Clubs Wetten auf dich abgeschlossen werden!
Alle glotzäugigen Dummköpfe Londons lachen über dich und glauben, daß du es
ebenso arg treibst wie Letty Lade!»
    «Aber
L-Lady Royston ...»
    «Sally
Royston!» unterbrach er sie. «Sally Royston! Bei Gott, es bedurfte nur noch
dessen! Sie ist das gemeinste Frauenzimmer – das schamloseste Weib ...»
    «Sherry,
nein. O nein, nein, wie wäre das möglich? Ich hab sie in einem der
exklusivsten Salons kennengelernt, wahr und wahrhaftig!»
    «Du hast
Lady Maria Berwick auch in den exklusivsten Häusern getroffen und eine Menge
anderer. Willst du etwa dein Benehmen nach dem ihren richten? Guter Gott, wirst
du denn nie etwas lernen?»
    Sie
erbebte. «Sherry, wenn ich etwas Unrechtes getan habe, tut es mir schrecklich
leid, aber wie konnte ich das vermuten? Lady Fakenham fand nichts dabei ...»
    «Was? Sie weiß davon und tat nichts, um es
zu verhindern?»
    «Nein, o
nein! Sie ist noch auf dem Land. Aber in Fakenham Manor, als ich Lady Fairford
besiegte – Sherry, da hast du dich doch sehr gefreut. Du sagtest damals, du
wärest stolz auf mich!»
    Er starrte
sie an. «Das? Das war ein Zeitvertreib unter Freunden, unter Ausschluß der
Öffentlichkeit und unter den Augen meiner Tante. Was bedeutet denn das? Wie
konntest du annehmen, es wäre mit einem öffentlichen Rennen in Epsom zu
vergleichen, wo es allen Leuten freisteht, Wetten abzuschließen, und das sich
jeder Tom, Dick oder Harry ansehen kann? Ich glaube wirklich, du mußt verrückt
sein!»
    Sie preßte
die Hände gegen ihre Wangen. «Ich dachte nicht – ich wußte nicht – o Sherry,
sei nicht böse mit mir!»
    «Nicht böse
mit dir? Wenn du aus einer Verlegenheit in die andre gerätst, dich blamierst
und damit auch mich, und – du behauptest, daß du es nicht wußtest! Sagte es dir
denn deine Cousine Jane nicht? Ist sie nicht eigens hierhergefahren, um dich zu
ermahnen, unter keinen Umständen etwas Derartiges zu tun?»
    «Ja», sagte
Hero atemlos. «Aber ich habe nicht auf sie geachtet, weil sie so

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