Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
Vom Netzwerk:
törichte Dinge
vorbrachte, und du doch sagtest, sie sei nichts als ein dummes Frauenzimmer.
Ich dachte, sie ist eben nur ...»
    Hier
unterbrach er sie mit einem so beunruhigenden Gesichtsausdruck, daß sie sich
in ihrem Fauteuil so klein wie möglich machte. «So, ich habe dir also gesagt,
du sollst nicht auf sie achten? Ich hätte mir aber denken können, daß es dazu
kommen würde! Ich ermutigte dich zu dem Wettrennen! Natürlich! Ich war
es, der dir sagte, beim Faro gutes Geld dem schlechten nachzuwerfen, nicht
wahr, mein Mädchen? Und von Wucherern Geld auszuborgen, und ...»
    «O Sherry,
nicht, nicht! Oh, wenn ich nur auf meine Cousine Jane gehört hätte, oder auf
Ferdy!»
    «Ferdy?»
rief er aus. «Er warnte dich also auch?»
    Sie nickte
verzweifelt. «Ja, aber ich achtete auch auf ihn nicht, weil er ebenso töricht
ist wie meine Cousine Jane, und ich dachte ich Bath te, du würdest dich freuen,
wenn ich Lady Royston besiege.»
    Ein
unheimlicher Schrei brach von den Lippen des Viscount. Er zerrte mit dem
Gehaben eines Menschen, den man an den Rand des Wahn sinns getrieben hatte, an
seinen wohlgepflegten Locken. Hero bedeckte ihr Antlitz mit den Händen und
weinte herzzerbrechend.
    Der
Viscount, der sich wieder in der Gewalt hatte, machte mit düster gefurchter
Stirne einen Gang durchs Zimmer. Dann warf er seiner Frau einen nachdenklichen
Blick zu und sagte kurz: «Es hat gar keinen Zweck zu weinen. Das macht die
Sache nicht besser. Die größte Wahrscheinlichkeit besteht, daß du dich bei den
einzigen Menschen, die etwas zu bedeuten haben, bereits unmöglich gemacht
hast.»
    Hero fand
in dieser Feststellung zwar nichts, was sie ermutigt hätte, mit dem Weinen
aufzuhören, aber sie gab sich dennoch die größte Mühe, schneuzte ihr winziges
Näschen und schluckte ihre Tränen entschlossen hinunter, während Seine
Lordschaft fortfuhr, durch das Zimmer zu schreiten. Nachdem sie ihn einige
Augenblicke schüchtern beobachtet hatte, erhob sie sich, versuchte sich ihm zu nähern
und sagte in flehendem Ton: «O Sherry, bitte, verzeih mir! Ich werde nie
wieder eine Wettfahrt machen – wirklich, wirklich, ich hätte mich nie dazu
verpflichtet, wenn ich gewußt hätte, daß du es so schrecklich mißbilligst.
Sherry, ich wollte nichts Unrechtes tun! Ach, wenn ich nur nicht gar so
unwissend wäre!»
    Er blieb
stehen und sah sie an. «Nein, du wolltest nichts Unrechtes tun. Das weiß ich
ganz genau. Hast du vielleicht die Absicht, mir zu sagen, daß es meine Schuld
ist? Nun, das weiß ich ebenfalls, aber es gestaltet die Situation damit auch
nicht leichter.»
    Sie faßte
nach einer seiner Hände und hielt sie mit warmem Druck fest. «Nein, nein, es
ist bestimmt nicht deine Schuld», sagte sie. «Ich bin es, die so dumm und
lästig ist, und es tut mir so leid!»
    «Nein, es
ist meine Schuld», erwiderte er. «Ich hätte dich nie auf diese Art heiraten
dürfen. Wäre ich kein so verrückter Windbeutel gewesen, dann hätte ich wissen
müssen – nun, es hat keinen Sinn, das jetzt weiter zu untersuchen, denn das Unheil
ist nun einmal geschehen. Die Sache ist einfach die, daß du nicht reif genug
warst, um in der Stadt zu leben, da du außer mir niemanden hattest, der dir
sagte, wie du dich zu benehmen hast.»
    Sie ließ
seine Hand fallen, ihre Wangen erblaßten, und ihre Augen saugten sich an seinem
Gesicht fest. «Sherry!» flüsterte sie.
    Sherry nahm
seinen Rundgang wieder auf. Er blickte nicht mehr so finster drein, sah aber
plötzlich viel älter und ein wenig sorgenvoll aus. Dann blieb er abrupt stehen
und sagte scharf: «Dafür gibt es nur eines. Da du keine Mutter hast, um dich zu
beraten, muß es eben die meine sein, die dir alles das beibringt, was du wissen
mußt. Ich hätte dich von allem Anfang an in ihre Hände geben müssen. Doch es
ist noch nicht zu spät. Ich werde dich morgen nach Sheringham Place bringen.
Sag deiner Zofe, daß
sie deine Koffer zeitgerecht packt. In der Gesellschaft werde ich verbreiten,
daß du unpäßlich bist und aufs Land fahren mußtest, um wieder zu Kräften zu
kommen.»
    «Sherry, nein!» bat sie atemlos. «Du kannst nicht so grausam sein! Ich will nicht nach
Sheringham Place! Deine Mutter haßt mich ...»
    «Dummes
Zeug!» unterbrach er sie. «Ich erkläre dir, daß nichts anderes zu tun übrig
bleibt. Ich behaupte durchaus nicht, daß meine Mutter nicht eine verteufelt
törichte Frau ist, aber sie kennt die Gebräuche der vornehmen Welt und sie kann
...»
    Hero
klammerte sich an

Weitere Kostenlose Bücher