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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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seine Rockaufschläge. «Nein, nein, Sherry, nur das nicht,
schick mich nicht zu ihr! In Ungnade nach Hause geschickt zu werden ...»
    «Niemand braucht
zu erfahren, weshalb du dort bist. Warum, zum Teufel, sollte sich jemand
darüber wundern, daß du deine Schwiegermutter besuchst?»
    «Meine
Cousine Jane wird es wissen, und auch alle meine hiesigen Freunde, und Lady
Sheringham wird allen erzählen, wie schlecht ich gewesen bin!»
    «Unsinn!
Bitte, wer hat etwas davon gesagt, daß du schlecht gewesen bist?»
    «Sie wird
es sagen! Sie hat von allem Anfang an gesagt, ich hätte dein Leben zerstört,
und jetzt wird sie wissen, daß es wahr ist. Sherry, bitte, töte mich lieber,
als mich auf diese Art zu ihr zu schicken!»
    Er
entfernte ihre Hände von seinen Rockaufschlägen und sagte in strengem Ton: «Hör
auf, so dummes Zeug zu reden! Noch nie im Leben habe ich einen solchen Schwulst
gehört! Kannst du denn nicht einsehen, daß ich jetzt nur das tue, was ich von
allem Anfang an hätte tun müssen?»
    «Nein,
nein, nein!»
    «Aber ich!»
sagte Seine Lordschaft mit einem eigensinnigen Zug um den Mund. «Nein, Hero,
sag nichts mehr. Ich habe es beschlossen. Du wirst morgen nach Sheringham Place
fahren, und ich werde dich persönlich hinbringen.»
    «Nein,
Sherry! Sherry, hör mich an! Hör mich doch nur an!» rief sie wie wahnsinnig.
    «Und ich
sage dir, daß es zwecklos ist, dich in diese Wut hineinzusteigern. Du lieber
Gott, kannst du denn nicht verstehen, wie unmöglich es ist, unser Leben auf
diese Art fortzusetzen? Ich kann dich nicht dazu bringen, dich korrekt zu
benehmen. Aber meine Mutter kann es – und sie wird es auch tun!»
    Während er
sprach, schob er sie entschlossen aus dem Weg und eilte auf die Türe zu.
    «Sherry!»
rief sie verzweifelt.
    «Nein!»
sagte Seine Lordschaft mit entsetzlicher Endgültigkeit und schloß die Tür vor
ihrer Nase.

18
    Nachdem Mr. Ringwoods Erkältung einer
vernünftigen Behandlung fast ganz gewichen war, fühlte er sich an diesem Abend
um so viel besser, daß die Aussicht, einen Abend einsam am eigenen Kaminfeuer
verbringen zu müssen, ihn mit äußerstem Widerwillen erfüllte. Da sein Kammerdiener
gemeldet hatte, draußen wehe ein unangenehmer Wind mit Eisregen vermischt,
hielt er es für eine Tollkühnheit, sich auf den Weg in einen seiner Clubs zu
machen, und schickte statt dessen ein Billett auf den Cavendish Square, in dem
er Mr. Fakenham um die Ehre seiner Gesellschaft zu einem Dinner und zu einem
oder zwei Robbern Pikett bat. Ferdy, von der Lage seines Freundes gerührt,
sagte gutmütig ein Rendezvous ab, das er mit einigen andern Freunden im Hotel
Long hatte, und begab sich zur angegebenen Stunde in die Stratton Street, wo
ihn sein Gastgeber mit einer nur noch leicht geröteten Nase empfing. Er war in
den purpurfarbenen Brokat-Dressinggown gehüllt, den Ferdy selbst einmal
getragen, und hatte dazu ein Tuch ä la Belcher um den Hals geknüpft, das
durchaus nicht dazu passen wollte. Dieser so übel harmonierende Aufzug mußte
jemanden ins Herz treffen, der in modischen Dingen tonangebend war, und Ferdy
ließ Mr. Ringwood mit aller Aufrichtigkeit wissen, daß er verteufelt aussehe.
    «Ich fühle
mich auch verteufelt», sagte Mr. Ringwood mürrisch. Dann fügte er mit einem schwachen
Aufflackern seiner Lebensgeister hinzu: «Ich habe mich auf alle Fälle von
meinem Diener rasieren lassen.»
    «Ja», gab
Ferdy zu, und schauderte bei dem Gedanken, wie Mr. Ringwood zu einer früheren
Tageszeit ausgesehen haben mochte. «Gil, lieber alter Junge, dann hätte ich
nicht mit dir dinieren können. Hätte nicht den kleinsten Bissen
hinuntergebracht.» Er betrachtete das Halstuch ä la Belcher mit argen
Befürchtungen. «Zum Teufel, ich bin ohnedies nicht sicher, ob ich imstande sein
werde, etwas zu mir zu nehmen!»
    Kurz darauf
war er dennoch imstande, einem ausgezeichneten Dinner volle Gerechtigkeit
widerfahren zu lassen. Es bestand aus Krebsen in Butter, Hammelbraten mit
Pastinak, einer Fasanenpastete mit verschiedenen Nebengerichten,
einschließlich Büchsenstör, einem Kalbsgelee und einem Schweinskopf. Nachdem
Mr. Ringwood diese Mahlzeit mit einem exzellenten Chambertin hinuntergespült
hatte, fühlte er sich beinahe wiederhergestellt und war sogar geneigt
anzunehmen, daß er sich, wenn er im Laufe des Abends nur genug Portwein trank
und etwas Brandy, zum Abschluß des Ganzen, am nächsten Morgen wie ein neuer
Mensch fühlen werde. Da der Honourable Ferdy an diesem Programm

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