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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Severn nachtrauere.
Oh, ich leugne gar nicht, daß es mir geschmeichelt hat, Gegenstand seiner
Aufmerksamkeit zu sein, und – ja, vielleicht hat mich auch der Gedanke gereizt,
Herzogin zu werden. Als ich mir aber vorstellte, wie eine Ehe mit ihm aussehen
würde und daß ich gezwungen wäre, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen
– oh, da konnte ich es einfach nicht über mich bringen.»
    «Willst du
damit sagen, daß er tatsächlich den Mut aufbrachte und du ihm einen Korb
gegeben hast?» rief er aus.
    Sie nickte.
«Ja, ich konnte ihn nicht daran hindern. Es war verhängnisvoll, daß ich zu
Weihnachten nach Severn Towers fuhr. Aber bitte, Sherry, sprich mit niemandem
darüber. Es wäre unschicklich, wenn ich damit prahlen würde, einen solchen Sieg
errungen zu haben, und Severn wäre es sicher sehr peinlich, wenn alle Welt es
wüßte.»
    «Bei Gott,
das ist ja unglaublich!» sagte Sherry wie vom Donner gerührt.
    Sie
versuchte zu lächeln. «Nein, wie abscheulich du wieder bist. Du kannst dir
vielleicht vorstellen, wie tief ich bei der Mama in Ungnade gefallen bin. Mit
Ausnahme von meinem Papa ist deine Mama der einzige Mensch, der freundlich zu
mir war, und teilweise ist das auch der Grund, weshalb ich mit ihr nach Bath
fahre. Um ganz offen mit dir zu sein, Sherry, ich glaube, sie hat sich die
verrückte Idee in den Kopf gesetzt, daß du dich vielleicht von der armen
kleinen Hero scheiden läßt, um mich schließlich doch noch zu heiraten.»
    «Nun, das
werde ich nicht tun», sagte Seine Lordschaft ohne den Schatten von Galanterie.
    «Mach dir
ja keine falschen Hoffnungen, daß ich dich nehmen würde», erwiderte Miss Milborne.
«Ich mache mir aus dir ebensowenig wie aus Severn. Doch, ja, vielleicht ein
klein wenig mehr, aber auch nicht sehr viel.»
    «Ich wäre
froh, wenn ich wüßte, aus wem du dir etwas machst», sagte Sherry.
    Sie wandte
ihr Gesicht ab. «Ich dachte, du wüßtest es. Wenn es aber nicht der Fall ist,
bin ich nur froh darüber.»
    «George?»
    Als sie
nicht antwortete, sagte er: «Welche Verwirrung! George nahm dir dein Verhalten
derart übel, daß man seither nichts mit ihm anfangen kann. Geht zum Teufel, so
schnell er nur kann. Es wäre am besten, wenn du in London bliebest, Bella.»
    «Nein»,
erwiderte sie. «Das fällt mir nicht im Traum ein. George kann von mir denken,
was er will: ich fahre mit Lady Sheringham nach Bath.»
    «Tu das ja
nicht! Es ist ein gräßlicher Ort, ich selbst kann ihn nicht ausstehen!»
Plötzlich unterbrach er sich, seine Brauen zogen sich mit einem Ruck zusammen
und seine Augen nahmen einen starren Ausdruck an. «Bath! Wann habe ich zum
letztenmal von diesem Ort gesprochen? Ich sagte, ich müsse dorthin fahren, um
– Großer Gott, warum habe ich vorher nie daran gedacht? Bath – Schule –
Erzieherin! Das hat sie getan, die kleine Törin, das Häufchen Elend! Mein
Kätzchen! Sie ist in einem verdammten Seminar, darauf kannst du Gift nehmen,
und höchstwahrscheinlich zwingt man sie zu schwerer Arbeit wegen einer Horde –
sag meiner Mutter, daß ich sie mit dem größten Vergnügen nach Bath begleiten
werde, allerdings muß sie bereit sein, schon morgen zu reisen.»
    «Sherry!»
rief Isabella mit offenem Mund. «Du glaubst, daß Hero dort sein könnte?»
    «Glauben?
Ich bin überzeugt! Wäre ich nicht ein so verrückter Dummkopf, dann hätte ich
schon vor Wochen daran gedacht. Weißt du was, Bella? Wenn wir meine Mutter bei
guter Laune erhalten wollen, dann sagen wir ihr am besten nichts davon. Laß sie
nur annehmen, daß du mich überredet hast: mir macht es nichts aus, sie kann
aber höllisch unangenehm werden, wenn nicht alles nach ihrem Kopf geht, und
wenn du erst zwei Tage lang mit ihr in einer Kutsche eingesperrt warst – denn
sie wird nie einwilligen, die Reise in einem Tag zu machen –, dann wirst du
ihrer Hysterie auch etwas müde geworden sein!»
    Mit diesem
vernünftigen, wenn auch respektlosen Rat ergriff Seine Lordschaft Mantel und
Hut und eilte davon, um seine Vorbereitungen für die sofortige Abreise aus
London zu treffen.

20
    Während sich diese Ereignisse abspielten,
hielt sich Hero als Gast von Lady Saltash am Upper Camden Place in Bath auf.
Anfänglich etwas eingeschüchtert durch die alte Dame, der man allgemein
nachsagte, daß sie ebenso respekteinflößend wie spitzzüngig sei, hatte sie sich
rasch eingelebt und ihre Schüchternheit bald verloren. Der Mops, bisher noch
nicht zu seinen Vätern versammelt, wurde ihrer besonderen

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