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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Weißt du, was passieren wird? Die Wache wird ihn einsperren!»
    Dieses
schmähliche Schicksal ereilte Ferdy jedoch nicht. Unangefochten erreichte er
die Stratton Street, um dieselbe Mitteilung zu erhalten, mit der
Lord Wrotham etwas früher an diesem Abend begrüßt worden war. Es
zeigte sich sogar, daß er noch weit niedergeschlagener war, als Seine
Lordschaft gewesen, er kam aber zu demselben Entschluß. Zum zweitenmal
an diesem Tage führte Mr. Ford einen der Freunde Mr.
    Ringwoods
in dessen Salon, um dort einen Brief zu schreiben. Es kostete Ferdy viel Zeit
und tiefes Nachdenken, einen Brief zu verfassen, der Mr.
    Ringwood
die ganze Situation erklärte; als er aber das elegant stilisierte Dokument
durchlas, war er mit sich nicht unzufrieden. Seiner Meinung nach war es dazu
angetan, Mr. Ringwood einerseits die Dringlichkeit der Sache
selbst zu veranschaulichen, anderseits ihn über die völlige Selbstlosigkeit
und Loyalität des Schreibers in der auf dem Spiele stehenden Angelegenheit zu
beruhigen. Es erklärte eindeutig, daß Ferdy seinen
Cousin nach Bath begleiten werde; dann wurde es allerdings ein wenig
verworren durch die düstere Anspielung auf den möglichen Bedarf eines
Sekundanten, aus. der Mr. Ringwood schließen konnte, Ferdy hielte es
für äußerst wahrscheinlich, daß Sherry ihn fordern werde: eine Möglichkeit,
welche er den Machinationen einer geheimnisvollen Kraft zuschrieb, deren Namen Gil
mit Hilfe des Honourable Marmaduke Fakenham
ausfindig machen könne. Als Ferdy zu dieser Stelle seines Schreibens kam, fiel
ihm auf, daß es Mr. Ringwood vielleicht höchst unerwünscht wäre, eine
derartige Hilfe in Anspruch zu nehmen, daher fügte er als kurzes Postskriptum
hinzu: «Lieber nicht.»
    Die mühsame
Komposition eines so hochliterarischen Meisterwerks erheischte es natürlich,
daß der Honourable Ferdy nach einer kleinen Stärkung
suchte. Glücklicherweise befand sich auf der Anrichte in einer der Karaffen
etwas Brandy. Ferdy goß ihn in einen Pokal, trank ihn aus und fügte – da er in
allen Dingen des guten Tons sehr genau war –, nach erfolgter Genehmigung ein
zweites Postskriptum hinzu: «Trank ein Glas Brandy.»
    Er verließ
Mr. Ringwoods Wohnung mit dem stolzen Gefühl, daß nichts ungetan geblieben war,
was einem Ehrenmanne geziemte. Da ihm der Brandy Mut eingeflößt hatte, begab er
sich in die Half Moon Street. Das Haus lag völlig dunkel da, und es dauerte
einige Zeit, ehe er auf sein beharrliches Klopfen Antwort erhielt. Es schien
ihm ein äußerst merkwürdiger Umstand zu sein, daß in Sherrys Haus niemand die
Tür öffnen kam, und er überlegte gerade, ob er sich etwa in der Nummer geirrt
habe, als im zweiten Stockwerk ein Fenster aufgerissen wurde und Sherrys
ziemlich verschlafene und äußerst zornige Stimme fragte, wer, zum Teufel, denn
da wäre.
    Ferdy
erblickte den Kopf seines Cousins nur in vagen Umrissen und sagte: «Hallo,
Sherry, mein lieber Junge! Was, zum Teufel, machst du dort oben?»
    «Du bist
es, Ferdy?» fragte Sherry wütend. «Was, zum Teufel, tust du dort unten, und
warum weckst du mich zu dieser nachtschlafenden Zeit?»
    «Wie,
Sherry, du kannst doch bestimmt noch nicht geschlafen haben?» sagte Ferdy
ungläubig. «Der Abend ist doch erst angebrochen. Kam, um mit dir zu plaudern.
Ist sehr wichtig.»
    «Hölle und
Teufel! Bin todmüde! Was du für ein höllisch lästiger Kerl bist, Ferdy!» sagte
Sherry aufs höchste erbittert. Er zog den Kopf aus dem Fenster zurück und
öffnete wenige Minuten später die Tür, um seinen Cousin einzulassen. Ferdy trat
liebenswürdig lächelnd ein, lehnte es aber kategorisch ab, das Bett im
Fremdenzimmer zu benützen. «Muß zu White zurück, Sherry, nachdem ich mit dir
gesprochen habe», sagte er. «Bin mit Freunden verabredet. Was bewog dich, so
früh zu Bett zu gehen?»
    «Zum
Kuckuck, es ist ein Uhr vorbei», erwiderte Sherry. «Außerdem fahre ich morgen
früh nach Bath.»
    «Ist doch
nichts dabei», sagte Ferdy. «Ich fahre auch nach Bath, deswegen gehe ich aber
nicht um ein Uhr zu Bett. Warum sollte ich das tun?»
    «Du bist
betrunken, Ferdy. Du fährst doch nicht nach Bath.»
    «Doch, ich
fahre. Kam, um es dir zu sagen. Habe Lust, dich zu begleiten.»
    Sherry
hielt die Kerze, die er in der Hand trug, empor und sah seinen Cousin eingehend
an. «Warum?» fragte er.
    «Habe dich
eben gern, Sherry. Weiß nicht, warum, es ist aber so. Habe dich schon immer
gern gehabt. Wenn du nach Bath fährst, fahre ich auch.»
    «Jetzt

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