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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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vermied dabei mit knapper Not, von einem Tilbury niedergestoßen zu
werden, stürzte über zwei Sänftenträger, deren Bürde ihm den Weg versperrte,
erreichte glücklich die andere Straßenseite und lief mit langen Schritten auf
die Russel Street zu. Er kam zu spät. Denn als er die Querstraße erreichte, war
von der Verfolgten nichts mehr zu sehen; nachdem er einige Schritte in die
Straße gemacht hatte, blieb er stehen, denn es wurde ihm klar, wie sinnlos es
wäre, ihnen durch alle Straßen der Nachbarschaft nachzujagen. Er drehte sich um
und ging wieder zurück, wobei er bemerkte, daß er durch sein sonderbares
Betragen kein geringes Aufsehen erregt hatte. Er bemerkte auch, daß er seine
Peitsche noch immer in der Hand hielt, und hätte ihn der Anblick Lord Wrothams,
wie er sich Hero eifrig zuneigte, nicht mit mörderischer Wut erfüllt, hätte er
bestimmt selbst über das unsagbar komische Schauspiel gegrinst, das er
zweifellos bot.
    Zurückgekehrt,
hörte er, wie sich Ferdy mit gewinnender Liebenswürdigkeit in Sherrys Namen
entschuldigte und sich erbot, für die Kosten der notwendigen Reparaturen des
Phaetons aufzukommen. Der Besitzer des Phaetons war bereits ein wenig
besänftigt gewesen, und alles hätte bei einem dritten Glas Gin gemütlich
geregelt werden können, wie Ferdy eben im Begriff war vorzuschlagen, wenn der
Viscount diese freundlichen Ansätze nicht im Keime erstickt hätte, indem er
sich bei seinem Opfer mit finsterem Blick und in der trockensten Weise
entschuldigte, ihm seine Karte überreichte, sein Kabriolett bestieg und sich
ohne ein weiteres Wort entfernte.
    «Na, aber,
lieber alter Junge», protestierte Ferdy. «War nicht nötig, auf diese Art
wegzufahren. War ein recht netter Bursche.»
    «Hast du
gesehen, wer da vorbeigegangen ist?» fragte Sherry.
    Das jüngste
Ereignis hatte alles andere aus Ferdys Gedanken ausgeschaltet; diese Worte
brachten ihm aber seine eigene Überraschung wieder in Erinnerung. «Ja, bei
Jupiter!» rief er aus. «Zum Teufel, ich konnte meinen Augen fast nicht trauen!
George! Du hast ihn doch auch gesehen, Sherry, nicht wahr?»
    Sherry
knirschte hörbar mit den Zähnen. «Glaubst du, daß ich blind bin? Ich sah ihn,
aber vor allem sah ich, wer an seinem Arm daherspazierte. Meine Frau!»
    «Lady
Sheringham?» sagte Ferdy vorsichtig.
    «Ja, du
Esel!»
    «Ja,
Sherry, lieber Junge, da du es jetzt erwähnst, ich sah sie ebenfalls», sagte
Ferdy. «Ich wollte deine Aufmerksamkeit nur nicht auf sie lenken.»
    Jetzt
hatten sie den Circus überquert und waren bereits die Hälfte der Brock Street
hinuntergefahren. «Also das ist es, weshalb ...!» murmelte Sherry. «Also
George habe ich es zu verdanken ...! Bei Gott, laß mich George nur in die
Finger kriegen!»
    Ferdy, der
wußte, daß es sich nur um Minuten handeln konnte, bevor ihm eine höchst
unwillkommene Frage entgegengeschleudert wurde, sagte in dem verzweifelten
Versuch, jeden Verdacht abzulenken: «Sherry, ich habe nicht den Wunsch, meine
Nase in deine Angelegenheiten zu stecken. Nehme aber an, daß du nicht erwartet
hast, Lady Sherry hier zu sehen? Ist eine höchst ungewöhnliche Sache!»
    Zu Ferdys
Glück war der Viscount so sehr mit George und seinem Verrat beschäftigt, daß er
ihn gar nicht beachtete, Das Kabriolett fegte in die Royal Crescent und blieb
vor einem der Häuser stehen, vor dem eben die Gepäckwagen von einer Schar
Bediensteter entladen wurden. Jason sprang ab und lief zu den Köpfen der
Pferde. Als sein Gebieter abgesprungen war, sagte er in erstauntem Ton: «Wahr
und wahrhaftig, Guv'nor, es war die Missus!»
    «Halt
deinen Mund, Jason», sagte der Viscount ärgerlich.
    «Mund und
Augen bleiben geschlossen wie bei 'ner Auster, Mylord», erwiderte der
Reitknecht prompt, während sein scharfgeschnittenes Gesicht lebhafte Neugierde
ausdrückte. Der Viscount eilte ins Haus und überließ es seinem Cousin, ihm zu
folgen, wann es ihm beliebte. In der Eingangshalle befand sich ein Wirrwarr von
Koffern und Hutschachteln; Seine Lordschaft eilte, nicht zu achtsam, mitten
hindurch und in den Salon, der sich im ersten Stockwerk befand. Dort traf er
Miss Milborne, die damit beschäftigt war, zwei Kammerzofen Anweisungen zu
geben, wohin die einzelnen Gepäckstücke, die im ganzen Zimmer herumstanden, zu
bringen seien. Sie lächelte Sherry entgegen und sagte: «Deine Mama hat
Kopfschmerzen und hat sich ein wenig aufs Bett gelegt, bevor es an der Zeit
ist, sich zum Dinner umzukleiden. Es tut mir leid, daß wir

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