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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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hier noch
immer so einen Wirrwarr haben, aber es wird bald alles in Ordnung sein – oh,
was ist denn los, Sherry?»
    Der
Viscount wartete, bis sich die beiden Zofen mit Gepäckstücken beladen hatten,
dann sperrte er sie sorgfältig aus dem Zimmer aus. Mit der Hand noch auf der
Türklinke sagte er grimmig: «Weißt du, wen ich soeben in der Bennet Street
sah?»
    Sie sah ihn
überrascht und neugierig an.
    «George!»
rief der Viscount, ja, er schleuderte ihr den Namen geradezu entgegen.
    «Oh»,
machte sie und errötete ein wenig. «Oh, wirklich?»
    «Ja»,
erwiderte Seine Lordschaft. «Aber du hast gar keinen Grund, so befriedigt
dreinzuschauen, Bella, denn er kam keineswegs deinetwegen nach Bath. Er kam
herausfordernd daher und an seinem Arm hing – meine Frau!»
    «Oh», sagte Miss Milborne in ganz anderem
Tonfall. «O nein, Sherry, nein!»
    «Ich kann
dir nur sagen: Es ist so», rief der Viscount, machte einige hastige Schritte
durchs Zimmer und stieß eine Hutschachtel, die ihn störte, aus dem Weg.
    Miss
Milborne preßte die Hände zusammen und sagte in völlig beherrschtem Ton: «Ich
sagte es dir ja, Sherry – ich sagte es dir, daß er eine auffallende Vorliebe
für Hero hat! Es fiel mir sofort ein, als ich hörte, daß sie dich verlassen
hat. Aber daß er imstande war – die ganze Zeit über – oh, es ist zu
schändlich!»
    «Warte nur,
bis ich ihm Aug in Aug gegenüberstehe!» stieß Sherry zwischen zusammengepreßten
Zähnen hervor.
    Isabella
bedeckte ihre Augen mit einer Hand. «Ich war noch nie im Leben schockierter!
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du glaubst nicht – wäre es nicht möglich,
daß er Hero zufällig hier in Bath getroffen hat?»
    «Zweifellos
wird er uns genau das einzureden versuchen», sagte Sherry unter grimmigem
Lachen. «Aber das hieße, es ein wenig zu weit treiben! Jetzt weiß ich, warum er
mir so dringend abriet, nach Bath zu fahren. Jetzt ist mir alles klar! Er muß
vorausgefahren sein –, und zwar im selben Augenblick, als er erfuhr, daß ich
mich entschlossen hatte, mit meiner Mutter hierherzukommen.»
    «Und sie!»
rief Miss Milborne bebend. «Oh, das hätte ich nie von ihr gedacht!»
    «Doch, du
hast es gedacht», erwiderte der Viscount, der sich sogleich gegen sie wendete.
«Es ist genau das, was du dachtest, Bella. Aber daran ist kein wahres Wort,
und wenn du es wagen solltest, das noch einmal zu sagen, dann erwürge ich
dich!»
    «Bitte
glaube ja nicht, daß du mit mir in dieser Weise sprechen kannst», sagte
Miss Milborne feindselig. «Ich bin ja, dem Himmel sei Dank, nicht deine
unglückliche Frau!»
    «Wenn du
dem Himmel dafür dankst, sind wir wenigstens einer Meinung», warf ihr der
Viscount entgegen. «Es ist nur deine Schuld! Wenn du mit Wrotham nicht so
abscheulich gespielt hätten, wäre das nie passiert! Bei Gott, wann immer ich
daran denke, wie er alles mögliche versuchte, um mir davon abzuraten,
hierherzufahren und ...» Er unterbrach sich.
«Ja, bei Jupiter», rief er. «Und Ferdy auch! Ferdy! Er wußte es! Nun, so werde
ich wenigstens einen von ihnen zwischen die Finger, bekommen – Cousin Ferdy wird
mir verschiedenes zu erklären haben!»
    Noch
während er sprach, verließ er jählings das Zimmer und lief mit einigen äußerst
gefährlichen Sprüngen die Treppe hinab. Obwohl man seinen Cousin Ferdy im
allgemeinen nicht für sehr scharfsinnig hielt, verfügte er doch über einen
recht gut entwickelten Selbsterhaltungstrieb und hatte daher nicht auf diesen
unvermeidlichen Augenblick gewartet. Weder im Haus noch vor dem Haus war eine
Spur von ihm zu finden, und eine erboste Erkundigung bei Bootle förderte lediglich
die Auskunft zutage, daß Mr. Fakenham sich einiger dringender Besorgungen erinnert
hatte, die ohne den geringsten Zeitverlust erledigt werden mußten, und daß er
das Haus vor zehn Minuten verlassen habe. Sherry, der wußte, daß Ferdy
beabsichtigt hatte, im Hotel York abzusteigen, begab sich unverzüglich zu
diesem Gasthof. Es war aber eine Niete. Mr. Fakenhams Diener und Mr. Fakenhams
Gepäck waren allerdings eingetroffen, Mr. Fakenham selbst war jedoch bisher
nicht erschienen. Der Viscount, der beständig wütender wurde, wartete einige
Zeit im Speisesaal, als es aber klar wurde, daß sein Cousin nicht die Absicht
hatte, unverzüglich aus seinem Versteck aufzutauchen, begab er sich wieder ins
Royal Crescent zurück, nicht ohne beim Kammerdiener eine Nachricht zu
hinterlassen, die darauf berechnet war, Ferdy zu erschrecken und ihn

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