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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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besser, nicht hinzufahren. Wenn die Unvergleichliche hinfährt, wird auch
Revesby hinfahren, und das wird dir gewiß gar nicht recht sein.»
    «Ich
glaube, Bath ist groß genug, um für uns beide Platz zu haben! Tatsache ist, daß
es nur gut sein kann, wenn ich auch fahre, falls er die Absicht hat, sich an
Bellas Schürzenbänder zu hängen.»
    Ferdy gab
es auf. Er entfernte sich nach einigen Minuten, um sich seinen Freunden
anzuschließen, und Sherry begab sich nach Hause.
    Aber Ferdys
Freunde bemerkten, daß er heute sehr nachdenklich war. Während des Dinners saß
er in Gedanken versunken, danach folge er der
Gesellschaft in einem tranceartigen Zustand in das Spielzimmer und war bei dem
Spiel so unaufmerksam, daß sein Bruder ihm vorwarf, völlig verloren zu sein.
Ihr Gastgeber, der diesen Punkt unparteiisch überlegte, schüttelte den Kopf.
«Durchaus nicht verloren, Duke. Sehr liebenswert, wenn er ein wenig blau ist.
Heute abend ist er eben nicht liebenswert. Bist du ganz wohl, Ferdy, alter
Knabe?»
    «Hatte
einen Schrecken», sagte Ferdy. «Sah Sherry heute abend.»
    «Sherry?»
sagte der Honourable Marmaduke.
    «Meinen
Cousin Sherry», erklärte Ferdy.
    «Zum
Kuckuck, er ist doch auch mein Cousin, nicht?» sagte Marmaduke. «Ferdy, du
bist ja total betrunken!»
    «Bitte, er
kann ja auch dein Cousin sein», sagte Ferdy, der nicht vorbereitet war, diesen
Punkt zu diskutieren. «Es hätte dich aber nicht in Schrecken versetzt. Besteht
kein Grund dafür. Sherry fährt nach Bath.»
    Marmaduke
starrte ihn an. «Warum?» fragte er.
    «Eben
darüber habe ich mir den ganzen Abend den Kopf zerbrochen. Duke, weißt du, was
ich glaube? Es ist Schicksal! Das ist es: Schicksal! Es gibt etwas, das einen
Menschen verfolgt: hat einen Namen, ich vergaß aber, wie es heißt. Schleicht
hinter ihm drein und vernichtet ihn, wenn er es am wenigsten erwartet.»
    «Was ist
das?» fragte sein Gastgeber unsicher.
    «Ich weiß
nicht», erwiderte Ferdy. «Du kannst das Ding nicht sehen.»
    «Meinst du
ein Gespenst? Ich glaube nicht an Gespenster!» sagte sein Gastgeber, der seine
Fassung wiedergewann.
    Ferdy
schüttelte den Kopf. «Schlimmer als das, Jack, mein lieber Junge. Warte! In
einem Augenblick werde ich mich schon an den Namen erinnern. Bin ihm in Eton
begegnet.»
    «Zum
Henker, Ferdy, ich war zur selben Zeit wie du in Eton, du hast aber nie
erwähnt, daß etwas hinter dir hergeschlichen ist.»
    «Vielleicht
habe ich nie darüber gesprochen, es ist aber wahr. Schlich damals hinter mir
her, als ich die Fensterscheibe in der Kapelle einschmiß.»
    «Der alte
Horley?» fragte Mr. Westgate. «Du willst damit doch nicht sagen, daß er nach
London gekommen ist? Und warum schleicht er hinter dir her?»
    «Nein,
nein», erwiderte Ferdy gereizt, weil sein Freund so wenig Intelligenz besaß.
«Doch nicht der alte Horley. Nein, das Ding, das ihn dazu brachte, mich zu
verdächtigen, obwohl ich fest überzeugt war, meine Spuren verwischt zu haben.
Bin nicht ganz sicher, ob es nicht etwas Griechisches ist. Könnte auch etwas
Lateinisches sein, wenn ich es genau überlege.»
    «Ich weiß,
was er meint», sagte Marmaduke. «Und außerdem beweist es, daß er ganz verloren
ist, sonst würde er an solche Dinge überhaupt nicht denken. Nemesis! Das ist
es, nicht wahr, Ferdy?»
    «Nemesis!»
wiederholte Ferdy erfreut, daß man ihn endlich verstanden hatte. «Das ist es.
Zum Kuckuck, das ist wieder einmal ein Beweis, denn ich dachte nie, daß das
Zeug, das sie uns in der Schule beibrachten, noch einmal nützlich sein könnte.
Wenn ich aber nicht eine Menge Griechisch und Latein hätte lernen müssen, dann
hätte ich nie etwas über dieses Dingsda gewußt. Habe den Namen schon wieder
vergessen, aber das hat jetzt nichts mehr zu bedeuten.»
    Er schien
die Absicht zu haben, über die Vorteile einer humanistischen Erziehung
nachzugrübeln, sein Bruder brachte ihn aber zur Sache zurück.
    «Was, zum
Teufel, hat die Nemesis damit zu tun, daß Sherry nach Bath fährt?» fragte er.
    «Du wirst
das nicht verstehen», sagte Ferdy. «Glaube, ich werde zu Gil gehen.»
    «Zum
Teufel, Ferdy, du kannst doch nicht einfach so davonlaufen», widersprach Mr.
Westgate.
    «Doch, ich
kann», erwiderte Ferdy. «Habe das Bedürfnis, mit Gil zu sprechen. Sehr
erfahrener Bursche. Komme später zurück.»
    «Duke,
weißt du was?» sagte Mr. Westgate, der Ferdy nachblickte, während dieser zur
Tür schritt. «Ich habe den armen Ferdy noch nie im Leben so angesäuselt
gesehen.

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