Georgette Heyer
Cousin, wie du weißt. Habe ihn
gern.»
«Ja, das
ist alles schön und gut, wenn er mich aber zu einem Duell herausfordert, will
ich verdammt sein, wenn ich ihm die Satisfaktion verweigere.»
«George, um
meinetwillen», bat Hero und umklammerte seinen Arm.
«Ach, schon
gut», sagte George. «Aber hören Sie, Kätzchen, ich würde das für niemanden
sonst tun; es wird mir ohnedies ungeheuer schwerfallen. Ferdy, bist du nach
Bath gekommen, um Lady Sherry zu warnen?»
«Dachte,
daß ich es tun sollte», erklärte Ferdy. «Gil ist verreist, und ich konnte
nicht verhindern, daß Sherry nach Bath fährt. Wußte nicht, daß du hier bist.
Bist du auch hergefahren, um sie zu warnen?»
«Ihr seid
beide rührend gut zu mir», sagte Hero herzlich. «Ich weiß bestimmt, daß noch
nie jemand so gute Freunde hatte. Ich muß euch wirklich von Herzen danken.
Ferdy, hoffentlich ist Sherry nicht sehr böse auf Sie.»
«Er ist zu
aufgeregt, um darüber nachzudenken, ob ich etwas mit Ihrem Aufenthalt in Bath
zu tun hatte», erwiderte Ferdy. «Stürzte in einer teuflischen Laune in das Haus
hinein – Lady Sheringham ist im Royal Crescent abgestiegen –, ich weiß
allerdings nicht warum, ich glaube aber, er wollte das Ganze der
Unvergleichlichen erzählen. Schien mir der richtige Augenblick zu sein, mich zu
entfernen. Nicht deshalb, weil ich mich etwa vor Sherry fürchte, aber,
Kätzchen, ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll: wenn er erst einmal vermutet,
daß ich Ihren Aufenthalt kenne, dann versucht er mir bestimmt die ganze
Geschichte zu entlocken.»
«Wir müssen
ihm die Wahrheit sagen», erklärte George.
Ferdy
starrte ihn an. «Zum Kuckuck, George, er wird uns in Stücke reißen. Ich meine,
weil wir seine Frau vor ihm verstecken und ihm weismachten, wir hätten keine
Ahnung, wo sie ist. Wir haben ihn zum Narren gehalten. Wird es nicht dulden!
Nein, das duldet mein Cousin Sherry nicht! Man kann es von ihm auch nicht
erwarten.»
«Mich wird er nicht in Stücke reißen»,
erwiderte George mit trotzig aufgeworfenen Lippen.
Ferdy
vermochte daraus keinen Trost zu schöpfen und sagte in entrüstetem Ton: «Was
hat das Ganze für einen Sinn? Wahrscheinlich wird er dafür mich in
Stücke reißen! War nie so kräftig wie er, außerdem war ich mit den Fäusten nie
besonders geschickt. Ich wollte fast, ich wäre nie nach Bath gekommen. Überdies
weiß Sherry, daß ich im York abgestiegen bin, und ich wette um tausend Pfund,
daß er in diesem Augenblick dort auf mich wartet, bereit, im selben Moment auf
mich loszuschlagen, in dem ich das Hotel betrete.»
«Unsinn!
Wie ich Sherry kenne, wird er viel eher versuchen, mich ausfindig zu machen»,
sagte George lebhaft. «Ja, ich gedenke sogar, mich jetzt ins White Hart
zurückzubegeben, denn je eher ich dieses Hindernis nehme, desto besser ist es
für uns alle.»
«George,
Sie werden bestimmt nicht vergessen, daß Sie mir versprochen haben, Sherry
nicht zu fordern, nicht wahr?» fragte Hero besorgt. «Glauben Sie nicht, daß
Ferdy mit Ihnen gehen sollte, nur um Sie daran zu erinnern?»
«Nein, zum
Kuckuck, Kätzchen», widersprach Ferdy und ähnelte mehr denn je einem gehetzten
Reh. «Ist ohnedies schon schlimm genug. Außerdem bedürfte es mindestens zwei
Männer, um die beiden daran zu hindern, einander an die Kehle zu springen. Hat
gar keinen Sinn, wenn ich mitgehe. Könnte dabei nur verletzt werden.»
Hier
schaltete sich Lady Saltash, ein und gab ihrer Meinung Ausdruck, daß Lord
Wrotham zweifellos ohne Ferdys Unterstützung weit besser dran sei. Und sie
erntete Ferdys unauslöschliche Dankbarkeit, als sie ihn einlud, zum Dinner am
Camden Place zu bleiben. Und George beauftragte sie, falls Sherry den Wunsch
äußern sollte, seine Frau aufzusuchen, dann solle er ihm mitteilen, daß sie zu
einer privaten Party gegangen sei und ganz bestimmt nicht vor Mitternacht nach
Hause zurückkäme.
23
Es war neun Uhr. Die Kirchenglocken
schlugen soeben die Stunde, als Sherry stolzen Schrittes den Privatsalon Lord
Wrothams im White Hart betrat.
George hatte bereits diniert, das Gedeck war entfernt und eine Flasche mit
altem rotem Portwein sowie zwei Gläser auf den Tisch gestellt worden.
Sherry
wartete nur ab, bis sich der Kellner, der ihn in den Salon geführt hatte,
entfernte, um seinen Freund in einer Weise zu begrüßen, die seinen Gefühlen nur
in sehr geringem Maße Ausdruck verlieh. «George! Du elender schwarzer Schuft!»
rief er wild.
Lord
Wrotham unterdrückte seine gewaltige
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