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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Neigung, ihm mit gleicher Münze
heimzuzahlen, und versuchte, was er mit einer milden Antwort erreichen könne.
«Hallo, Sherry! Dachte mir schon, daß du mich besuchen würdest. Glas Portwein
gefällig?»
    «Die
einzige Verwendung, die ich für ein Glas Portwein habe, ist, es dir in dein
verdammtes Gesicht zu schütten!» erwiderte Sherry keineswegs besänftigt.
    Lord Wrotham
umfaßte die Flasche mit festem Griff. «Nein, das wirst du nicht tun», sagte er.
«Und es hat auch keinen Sinn, mich fordern zu wollen,
denn ich werde mich mit dir nicht duellieren. Und selbst wenn ich es täte,
könntest du mich ja doch nicht töten. Ja, du würdest mich wahrscheinlich nicht
einmal treffen. Aber glaube mir, ich nehme es dir durchaus nicht übel, daß du
es versuchen willst.»
    «So, du
nimmst es mir also nicht übel, was?» rief Sherry aus. «Bei Gott, äußerst
zuvorkommend! Was hast du mit meiner Frau gemacht?»
    «Sie nach
Hause begleitet», antwortete George ruhig.
    «Tod und
Verdammnis! Ich nehme an, daß du sie wohl nur zufällig getroffen hast, was?»
sagte Sherry mit beißendem Hohn.
    «Stimmt.
Wenn du aber meinst, ob ich wußte, daß sie sich in Bath aufhält, dann muß ich
sagen: ja, ich wußte es.»
    «Und du
wagst es, mir kaltlächelnd zu sagen, daß du wußtest, wo sie ist ...»
    «Ja. Aber
ich gestehe, daß es ein verteufelter Streich ist, den ich dir gespielt habe»,
gab George zu. «Es gefiel mir gar nicht, aber ich gab Lady Sherry mein Wort,
sie nicht zu verraten, folglich konnte ich nichts tun, als mich ruhig zu
verhalten.»
    Sherry
glich einer schwarzen Gewitterwolke. «Sie teilte dir mit, wo sie zu
finden ist? Sie zog dich ins Vertrauen? Wrotham, beantworte mir das,
oder ich werde dich so lange würgen, bis du mir die Wahrheit sagst! – Ist sie
mir davongelaufen, um zu dir zu gehen?»
    «Nein, sie
kam zu Gil», erwiderte George. «Ferdy und ich dinierten bei ihm. Sherry, um
ganz aufrichtig zu sein, sie erzählte uns das Ganze und bat uns, ihr zu helfen,
sich vor dir zu verbergen. Sie war in einer traurigen Gemütsverfassung. Ich
wäre in der Tat am liebsten weggegangen, um dich aufzusuchen und zur
Rechenschaft zu ziehen.»
    «Es wäre
besser gewesen, du hättest es getan», sagte Sherry rasch mit sehr weißen
Lippen. «Eine feine Sippschaft sind meine Freunde! All diese Wochen – wo ist
sie?»
    «Sie wohnt
als Gast bei Lady Saltash am Camden Place», sagte George.
    Sherry
starrte ihn an. «Bei Lady Saltash? Gils Großmutter?! Nun, zum Teu – als ich
hierherkam, hatte ich keine Ahnung, welche Situation ich hier vorfinden würde.
Aber das übersteigt alles! Gast bei Lady Saltash! Und ich nehme an, daß sie
äußerst gastfreundlich aufgenommen wurde? Und sie war durchaus nicht gezwungen,
sich ihr Brot zu verdienen? Und keineswegs in Schwierigkeiten?!»
    «Hölle und
Teufel, du solltest darüber froh sein», rief George.
    «Darüber
froh sein! Natürlich bin ich froh darüber. Wenn ich aber bedenke – und du
wußtest es! Du und Gil und Ferdy! Ihr nennt euch meine Freunde, ihr helft aber
meiner Frau und unterstützt sie dabei, sich vor mir zu verstecken, während ich
im ganzen Land umherjagte, sie überall suchte und einfältig genug war, sie mir
in Not und Elend vorzustellen! Bei Gott, das übersteigt alles! Ich hätte gute
Lust, dir die Eingeweide auszureißen und den Krähen vorzuwerfen!»
    «Ach was,
Sherry, geh und nimm eine Dusche!» sagte George ungeduldig. «Oder fahr nach
London zurück und reiße Gil die Eingeweide heraus. Es war seine Idee, nicht die
meine.»
    Sherry, der
im Zimmer umherlief, sagte über die Schulter: «Aber du gehst fröhlich mit ihr
spazieren, wie es dir beliebt, und sie legt ihre Hand auf deinen Arm! Hast
nicht einmal gewartet, damit ich sie einholen kann! Gast der Lady Saltash! Ihr
vier habt mich schön zum Narren gehalten!»
    «Nein, das
haben wir nicht getan. Außer uns kennt niemand die Wahrheit. Lady Sheringham
ist hier nur unter dem Namen einer Miss Wantage bekannt.»
    Seltsamerweise
schien diese Neuigkeit den Viscount noch mehr zu erbittern. Es hatte den
Anschein, als ob er Schwierigkeiten hätte, Luft zu bekommen. George fand es
jetzt an der Zeit, ihm zum zweitenmal eine Erfrischung anzubieten. Er schenkte
zwei Gläser Portwein ein und reichte eines seinem so schwer geprüften Freund.
Sherry gewann sein Sprachvermögen wieder: «Ich nehme an, daß meine Frau um
mich durchaus keine Trauer trägt?»
    «Nein»,
sagte George, seiner Weisung eingedenk. «Sie war im Anfang

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