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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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richtete.
    «Ich nehme
diese Dame mit nach London, Jason», kündigte der Viscount an.
    «Ha!» stieß
der getreue Diener hervor. «Ha! Tatsächlich, Guv'nor?»
    «Ja, und
außerdem wünsche ich nicht, daß du ein Wort darüber verlierst. Also kein
Geschwätz, in welcher Kneipe es auch sein mag, verstehst du! Und das sag ich
dir, daß es auch in den Stallungen kein Geschwätz gibt!»
    «Ich kann's
Maul halten», erwiderte Jason würdevoll, «aber wissen möcht ich, um was Sie
wieder gewettet haben.»
    Der
Viscount stieß Miss Wantage nicht eben zart auf den Sitz des Kabrioletts,
sammelte die Zügel in seiner Hand und war im Begriff, sich neben sie zu setzen.
«Ich werde heiraten.»
    «Was Sie
nich sagen!» rief Jason, und der Mund blieb ihm offen stehen. «Das is aber nich
die Richtige, Guv'nor. Du lieber Himmel, was müssen Sie wieder hinter die Binde
gegossen haben! Und dabei hab ich meiner Seel nie nich den geringsten Verdacht,
daß Sie Ihnen angedudelt haben. Man kennt's Ihnen gar nicht an, Guv'nor,
tatsächlich! Aber mich so zu foppen, wo ich Ihnen doch genau kenne und geglaubt
hab, Sie sind strohnüchtern. Und was sin Sie wirklich die ganze Zeit? Leck wie
'n Sieb! Was werden Sie aber sagen, wenn man Ihnen wieder ausgenüchtert hat,
Mylord? 'ne feine Geschichte wird das werden, und wer muß das Bad ausgießen,
wenn ich Ihnen mit die falsche Edelpflanze wegfahren lasse? Ich!»
    «Zum Teufel
mit deiner Unverschämtheit, natürlich bin ich nüchtern!» rief der Viscount
zornig. «Steck deine Nase gefälligst nicht in meine Angelegenheiten! Was, zum
Teufel, gibt's denn zu lachen, Hero?»
    «Ich finde
ihn so urkomisch!» gurgelte Miss Wantage. «Was ist eine Edelpflanze?»
    «Weiß Gott,
was das ist. Der Bursche kann den Mund nicht aufmachen, ohne in die
Gaunersprache zu verfallen. Paßt durchaus nicht für deine Ohren. Jason, zurück
von den Köpfen! Los!»
    Das
Kabriolett fuhr an. Jason sprang behende hinten auf und rief über das herabgelassene
Verdeck hinweg: «Ich kann meine Nase doch nicht aus Ihre Angelegenheiten
lassen, Guv'nor. Brennen Sie vielleicht durch?»
    «Natürlich
nicht – du gütiger Gott, doch, ja!» sagte Seine Lordschaft höchst betroffen.
    «Weil, wenn Sie das tun möchten», fuhr Jason fort, «und wenn Sie wollen, daß niemand
nichts davon weiß, dann darf das junge Edelpflänzchen nich neben Sie sitzen,
wie sie es jetzt tun tut.»
    «Bei Gott,
da hat er recht!» rief der Viscount und zügelte plötzlich die Pferde. «Die
Hälfte der Grafschaft würde herumerzählen, daß sie gesehen haben, wie du mit
mir weggefahren bist. Hero, es gibt nichts anderes: du wirst dich auf den
Boden setzen und unter der Decke verstecken müssen.»
    Da sich
Hero erfahrungsgemäß keinerlei Erwartungen hingab, daß man ihre Menschenwürde
oder ihre Bequemlichkeit in Betracht ziehen könnte, erhob sie gegen diesen
Vorschlag keine Einwendungen, sondern rollte sich möglichst eng zusammen, dem
Viscount zu Füßen, und ließ sich überdies noch eine Decke überwerfen. Da man Sherrys
Fahrstil nur als halsbrecherisch zu bezeichnen vermochte, wurde sie erheblich
umhergestoßen, sie beklagte sich aber nicht, sondern umklammerte bloß die
Stulpenstiefel des Viscount und preßte ihre Wange gegen sein Knie. Auf diese
Weise legten sie die nächsten Meilen zurück. Der Viscount hielt jenseits der
zweiten Zollschranke an und erklärte, daß sie jetzt, seiner Ansicht nach, vor
einer zufälligen Begegnung mit Leuten, die sie erkennen könnten, ziemlich
sicher wären.
    «Sherry, es
macht mir aber nichts aus, zu bleiben, wo ich bin, wenn du glaubst, daß es für
mich besser wäre», versicherte ihm Hero.
    «Ja, aber
ich bekomme dabei einen Krampf im linken Bein», sagte der Viscount höchst
egoistisch. «Steh auf, Fratz, und bring um Himmels willen deine Frisur in
Ordnung. Du siehst wie ein Wildfang aus!»
    Miss
Wantage tat ihr Bestes, um seine Anordnung zu befolgen, doch leider ohne
sichtbaren Erfolg. Glücklicherweise zwangen die Anforderungen der damaligen
Haarmode Seine Lordschaft, stets einen Kamm bei sich zu tragen. Er holte ihn
also hervor, zog ihn durch die zerzausten seidigen Locken, knüpfte die Bänder
der Kapuze unter Heros Kinn und erklärte nach einem kritischen Blick, es ginge
jetzt an. Miss Wantage lächelte ihm vertrauensvoll zu, wobei der Viscount eine
Entdeckung machte. «Du siehst genauso aus wie ein kleines Kätzchen.»
    Sie lachte.
«Nein, wirklich, Sherry?»
    «Ja,
tatsächlich. Ich glaube, es ist wegen

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