Georgette Heyer
ihrer
Gesellschaft zu zeigen, kann ich dir nur verraten, daß das nicht gut ausgehen
kann.»
Tief
gekränkt über seine Ungerechtigkeit, erwiderte Hero: «Du hast doch gesagt, es
sei ein Glück für mich, eine Verwandte in der Stadt zu haben. Du hast weiter
gesagt, man könnte nicht das geringste dagegen einwenden, daß ich sie besuche.»
«Wenn ich
das überhaupt gesagt habe – so hatte ich damals noch keinen Abend in ihrer
Gesellschaft verbracht», sagte Sherry grimmig.
«Mir schien
aber, daß du dich mit ihr recht gut unterhalten hast», schleuderte ihm Hero
entgegen. «Ich habe sehr wohl bemerkt, daß du über die Dinge, die sie dir
sagte, herzlich lachtest.»
«Ach was,
ich wünsche eben nicht, daß du weiter mit ihr herumflanierst», sagte Sherry in
äußerst gebieterischer Form. «Merk dir das!»
«Das werde
ich nicht!» erwiderte Hero unverzüglich und geriet in Zorn. «Ich werde mich
anfreunden, mit wem es mir beliebt, und ich werde hingehen, wohin es mir
beliebt, und ich werde tun, was mir beliebt, und ich werde ...»
«Bei Gott, was wirst du?» unterbrach sie Seine Lordschaft und näherte sich ihr in nicht
mißverständlicher Absicht.
Hero bezog
eine strategische Position hinter einem kleinen Tischchen. «Doch, das werde
ich, und es hat keinen Sinn, mir zu sagen < Bei Gott, was wirst du? > , denn
du selbst hast gesagt, daß keiner von uns sich in die Angelegenheiten des
andern mischen solle – und das weißt du ganz genau!»
Der
Viscount blieb stehen und starrte sie argwöhnisch an. «Das habe ich gesagt? Ich
könnte schwören, nie im Leben etwas so verdammt Dummes gesagt zu haben.»
«Ja, du
hast es gesagt. Und du sagtest auch, daß ich in dir nie die Sorte eines
Ehemannes entdecken würde, der wegen jeder Kleinigkeit einen Wirbel macht. Du
sagtest, sofern es diskret geschieht ...»
«Also
diskret bist du bestimmt nicht!» sagte Seine Lordschaft, der sich förmlich auf
das Wort stürzte. «Es gibt in der Tat niemanden, der weniger diskret wäre. Und
dich tun zu lassen, was dir beliebt? O ja, da würdest du aber etwas Nettes
anrichten, mein Mädchen. Du hast ja nicht mehr Verstand als der verdammte
Kanarienvogel, den dir Gil verrückterweise geschenkt hat, und nicht mehr
Ahnung davon, wie man sich in guter Gesellschaft benimmt, als Jason.»
«Ich stehle
nicht!» rief seine Frau leidenschaftlich.
«Das habe
ich auch nie behauptet.»
«Doch, ja,
weil du gesagt hast, ich wäre wie Jason, und von allen widerwärtigen Dingen,
die man mir sagen kann ...»
«Ich habe
nicht gesagt, du wärest wie Jason. Ich habe bloß gesagt, daß du nicht mehr
Ahnung hast ...»
«Das ist
genau dasselbe, und es sieht dir wieder einmal ähnlich, Sherry, zu erklären,
daß alles meine Schuld wäre, wenn doch du es warst, der mir von den
Nobelkokotten und den Ballettänzerinnen erzählt hat.»
«Wie, zum
Teufel, sollte ich denn wissen, daß du wie eine richtige Range damit
herausplatzen wirst?» fragte Seine Lordschaft.
«Ach was,
du hättest wissen müssen, daß ich es wahrscheinlich doch einmal tun würde»,
sagte Hero aufrichtig. «Du kennst mich doch lange genug, und ich habe dich,
weiß Gott wie oft, schon so b-böse gemacht, weil ich immer Dinge s-sagte, die
ich nicht sagen sollte. Und Gil hat erklärt, es gehöre sich nicht, vor mir
derartige Reden zu führen, also ist es ebenso deine Schuld wie meine.»
«Oh!» sagte
Seine Lordschaft voll Abscheu. «Also so ist das? Nicht genug daran, daß du mich
in aller Öffentlichkeit blamierst, so mußt du diese Sache auch noch mit Gil
breittreten? Auf mein Wort, Hero, da hört sich wirklich alles auf! Ich hätte
mir aber denken können, wie alles kommen würde. Vermutlich hast du ihn auch
gefragt, ob er eine Ballettänzerin hat?»
«Ja, und er
sagte ...»
«Was?»
donnerte der Viscount.
«Er sagte,
er hätte keine», schloß Hero schlicht.
Der
Viscount schien Schwierigkeiten zu haben, Luft zu bekommen. «Hero!» stieß er
schließlich hervor. «Hast du denn keinen Sinn für Anstand und Schicklichkeit?»
«Doch, den
habe ich», erwiderte Hero mit schwellendem Busen. «Ich besitze davon weit mehr
als du, Sherry, denn ich habe keine Ballettänzerin, und ich bin nie beschwipst
oder – ach, ich wollte, du würdest gehen! Du bist unfreundlich, nachträgerisch
und ungerecht, und ich hasse dich!»
«Ich bin
Ihnen für Ihre Aufrichtigkeit äußerst verbunden, Madam!» sagte der Viscount und
nahm plötzlich Zuflucht zu einer Ehrfurcht gebietenden Würde. «Ich hatte
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