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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Lachsalven und einem gewissen strahlenden Blick
seiner engelhaft blauen Augen zu schließen, verstand es ihre Cousine
ausgezeichnet, ihn zu unterhalten.
    Der
unselige Zwischenfall ereignete sich während des Balletts. Völlig fasziniert
von dem ersten Ballett, das sie sah, saß Hero ein wenig vorgeneigt in der
Loge, während ihre Augen jede Einzelheit verfolgten, die sich hinter dem
Rampenlicht abspielte. So vermochte sie die deutliche Aufmerksamkeit nicht zu
übersehen, die eine niedliche kleine Tänzerin mit einem spitzbübischen
Augenzwinkern und einem reizvollen Grübchen neben dem einladenden Mund ihrer
Loge schenkte. Da vergaß sie ihre Umgebung und Sherrys ernsthafte
Vorstellungen, ihre voreilige Zunge zu hüten; sie wandte sich impulsiv an ihn
und sagte, über Mr. Ringwood hinweg, in der unschuldigsten Weise: «Sherry, ist das deine Ballettänzerin?»
    Kaum waren
diese Worte ihren Lippen entschlüpft, hätte sie sich am liebsten die Zunge
abgebissen, denn Sherry wurde nicht nur purpurrot, sondern warf ihr auch einen
so wütenden Blick zu, daß sie bis in ihre kleinen Seidenschühlein erbebte. Das
unterdrückte Lachen von Mrs. Hoby, die ihren Fächer entfaltete, um ihr Gesicht
zu verbergen, machte die ganze Sache nur noch schlimmer.
    Es fiel Mr.
Ringwood zu, die Situation zu retten. Er sah die Verwirrung seines Freundes,
Heros bestürzten Gesichtsausdruck und zeigte sich der Lage hervorragend
gewachsen. «Nein», sagte er mit schöner Schlichtheit, «Sherry bewundert ihre
Tanzkunst nicht so sehr wie die der Dunklen, dort drüben rechts.»
    Der
Viscount war nicht wenig erstaunt über diese gewandte Ausrede und sichtlich von
Bewunderung für seinen Freund erfüllt, den er nicht für so schlagfertig
gehalten hatte; Hero schob, noch immer völlig verwirrt, ihre Hand dankerfüllt
in die Mr. Ringwoods und drückte sie beredt, während sie mit unterdrückter
Stimme flüsterte: «Ja, Gil, das habe ich sagen wollen!»
    Als sie
sich während des Zwischenakts in den Erfrischungssalon begaben, entführte der
Viscount Mrs. Hoby, ohne seiner Frau auch nur einen Blick zu gönnen. Mr.
Ringwood besorgte ihr ein Glas Limonade und hätte sich bemüht, höflich
Konversation zu machen, wenn sie ihm nicht ins Wort gefallen wäre, um mit der
verheerenden Offenherzigkeit, die sie charakterisierte, zu sagen: «Gil, ich
weiß nicht, wie ich das sagen konnte. Er ist sehr böse auf mich, nicht wahr?»
    «Keine
Ursache, darüber viel nachzugrübeln», versicherte Mr. Ringwood gütig. «Ich
glaube, er wird es bis zum Schluß des Abends wieder vergessen haben. Sherry
gehört nicht zu jenen, die lange böse sind.»
    «Ich hatte
vergessen, daß wir nicht allein sind», sagte Hero völlig zerknirscht. «Meine
nichtswürdige Zunge! Wenn nur meine Cousine nicht dabei gewesen wäre!»
    «Ja,
Kätzchen, das muß ich auch sagen», verwies sie Mr. Ringwood, «Sie sollten
nichts wissen über Sherrys – na ja, was ich meine, ist ...»
    «Ich weiß»,
sagte Hero, «Nobelkokotte.»
    Mr.
Ringwood erstickte fast an seiner Limonade. «Nein, das ist es nicht. Nein,
wahrhaftig, Kätzchen, derartige Dinge dürfen Sie nicht aussprechen!»
    «Lockvögelchen»,
korrigierte sich Hero gehorsam.
    Mr.
Ringwood betrachtete sie mit steigendem Entsetzen. «Wissen Sie was, Kätzchen?
Wenn Sie derartige Ausdrücke weiter verwenden, wird man Ihnen in der
Gesellschaft bald allgemein den Rücken kehren, und dann würden Sie völlig
zusammenbrechen, das können Sie mir glauben. Und Sherry sollte sich schämen,
vor Ihnen solche Ausdrücke zu gebrauchen!»
    «Sherry
kann nichts dafür», sagte Hero aufgebracht und bemühte sich, ihren zu freimütig
redenden Gatten zu verteidigen. «Er erklärt mir immer wieder, was ich sagen
darf. Unglücklicherweise verwechsle ich ständig das, was ich sagen darf, mit
dem, was ich nicht sagen darf. Ich glaube, ich dürfte von dieser Tänzerin auch
nicht sagen, daß sie ein Gustostückerl ist?»
    «Auf keinen
Fall!» sagte Mr. Ringwood nachdrücklichst.
    «Ich muß
gestehen, daß mir das alles sehr schwierig vorkommt. Wie darf ich sie also
nennen, Gil?»
    «Überhaupt
nicht. Eine Lady weiß nichts von derlei Dingen.»
    «O doch.
Denn meine Cousine Cassy hat mir zuerst von Sherrys Ballettänzerin erzählt,
daraus können Sie ersehen, wie sehr Sie sich irren.»
    «Auf alle
Fälle geben Sie vor, nichts davon zu wissen», sagte Mr. Ringwood verzweifelt.
    «Ach,
wirklich? Aber Sherry selbst erzählte mir, daß alle jungen Leute

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