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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Sobald er
ihr versichert hatte, daß keine Dame von Stand dieses Lokal betreten würde, war
sie ganz fügsam und klagte so wenig darüber, daß er ihr dieses geplante
Vergnügen verdorben hatte, daß Seine Lordschaft gerührt seine
eigenen Pläne freiwillig aufgab, um seine anspruchslose junge Frau in Astleys
Amphitheater zu führen, wo man ein hochdramatisches Stück spielte: «Es lebe die
Freiheit oder Die Flucht der Sarazenen». Es wurde ein unerhörter Erfolg, und
selbst Sherry, der sich über so anspruchslose Unterhaltungen erhaben fühlte,
unterhielt sich ausgezeichnet, ja er verdankte dem naiven Staunen Heros sogar
eine weit größere Unterhaltung als den wunderbaren Vorgängen auf der Bühne.
    Auf ihre
Bitte hin stellte er Hero eine Liste jener fashionablen Lokale zusammen, in
denen gesehen zu werden sich mit ihrem Rang nicht vereinen ließ. Sie studierte
die Liste sorgfältig, leider erwies sie sich aber als unvollständig. Als der
Viscount eines Nachmittags sein Haus zu einer ungewohnt frühen Stunde betrat,
fand er auf dem Hallentisch ein zusammengefaltetes Billett seiner Frau.
    «Liebster
Sherry», lautete die Nachricht, «stelle Dir nur vor! Gussie Yarford, ich meine
Lady Appleby, besuchte mich und hatte eine glänzende Idee für einen ganz
wunderbaren Spaß. Wir gehen in unseren einfachsten Kleidern auf den
Bartholomäus-Jahrmarkt. Sie sagte, daß dagegen nicht das geringste einzuwenden
sei, da Wilfred Yarford und Sir Matthew Brockenhurst uns begleiten. Ich weiß
also, daß Du nichts dagegen haben wirst, falls ich zum Dinner nicht rechtzeitig
zu Hause wäre.»
    Der
Viscount ließ ein unterdrücktes Stöhnen hören und vergaß sich sogar so weit,
daß er sich durch seine blonden Locken fuhr. Sein Freund, Mr. Ringwood, der ihn
nach Hause begleitet hatte, betrachtete ihn mit besorgter Teilnahme.
    «Sie ist
auf den Bartholomäus-Jahrmarkt gegangen», sagte Sherry in verzweifeltem Ton.
    Mr.
Ringwood dachte über das Gehörte nach, dann schüttelte er den Kopf. «Darf sie
nicht tun, Sherry. Gehört sich gar nicht. Solltest es nicht gestatten.»
    «Wie zum
Teufel hätte ich ahnen sollen, daß sie je auf eine solche Idee kommt. Sie ist
wahrhaftig bis zum Überdruß verwildert! Aber laß mich nur diese Gussie Yarford
in die Finger bekommen, mehr braucht es nicht! Gussie Yarford! Die tollste
Range in ganz London! Seit sie begonnen hat, die ganze Welt an der Nase
herumzuführen, nützen ihr ihre ganzen Beziehungen nichts, um ihr ein Entree in
den Almack-Club zu ermöglichen. Was habe ich nur verbrochen, um das zu
verdienen. Aber es ist nicht Heros Schuld! Sie weiß darüber nicht mehr und hat
ebensoviel Ahnung, wie sie sich verhalten soll, wie – zum Kuckuck – wie eben
ein Kätzchen!»
    Mr.
Ringwood versuchte all dies sorgfältig zu entwirren und fragte, ob er das so
verstehen solle, daß Hero mit der berüchtigten Lady Appleby auf den
Bartholomäus-Jahrmarkt gegangen sei?
    «Ja, das
sagte ich dir doch», erklärte Sherry ungeduldig. «Weißt du, ich glaube, sie
nimmt an, es wäre alles in schönster Ordnung, weil die
Yarfords in Kent begütert sind. Sie ist mit Gussie seit ihrer Kindheit bekannt
– leider Gottes!»
    Mr.
Ringwood sah sehr ernst drein. «Sherry, Lady Appleby ist sehr schlechter Ton.
Appleby ebenfalls. Hoffe, er ist nicht mit ihnen auf den Jahrmarkt gegangen.
Man kann sich durchaus nicht darauf verlassen, daß er die Grenzen zu wahren
weiß.»
    «O nein»,
sagte Sherry bitter, «Appleby ist nicht mit. Dabei weiß das Kätzchen, daß ich
gegen diesen Ausflug nichts einwenden kann, weil sie Wilfred Yarford und
Brockenhurst natürlich auch mitgenommen haben.»
    Mr.
Ringwood zog ein langes Gesicht, denn er kannte Lady Applebys
unternehmungslustigen Bruder Wilfred ziemlich genau und Sir Matthew
Brockenhurst noch besser. Nach einem Moment völliger Betäubung sagte er mit
großem Ernst: «Sherry, lieber alter Knabe, habe nicht die Absicht, dich
aufzuregen, aber dieser Bursche Yarford – nein wirklich, Sherry, das ist ein
verdammt häßlicher Kunde!»
    «Gott, als
ob ich das nicht selbst wüßte!» erwiderte Sherry. «Und was Brockenhurst
betrifft – verwünscht, ich glaube, ich hätte ihn nie zum Dinner in unser Haus
einladen dürfen. Zehn zu eins wette ich, daß ihn das Kätzchen aus diesem Grund
für einwandfrei hält. Da gibt's nur eins: ich muß sie suchen gehen. Es tut mir
verdammt leid, Gil, aber du wirst dir für unsere kleine Vergnügungstour jemand
andern suchen müssen. Versuch es mit

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