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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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hervor. «Ich kann mir nicht vorstellen, wer das ist,
jedenfalls ist er aber ein widerwärtiger Mensch und scheint zu glauben, daß ich
eine Nobelkokotte bin. Ich bin so glücklich, daß du zurückgekommen bist!»
    Der kleine
Tumult hatte natürlich unter den in der Nähe müßig Umherstehenden ziemliches
Aufsehen hervorgerufen. «Verflucht!» rief Sherry aus, als er es bemerkte. «Es
tut mir schrecklich leid, Kätzchen, es war wirklich nur meine Schuld. Machen
Sie, daß Sie aus meiner Loge kommen, Sie, wenn Sie nicht wollen, daß ich Sie an
Ihren – Ihren Ohren hinauswerfe.»
    Als der
Vorstadtbeau wieder auf den Beinen stand und Zeit gefunden hatte, Größe und
Stil seines Angreifers zu begutachten, murmelte er etwas, das einer
Entschuldigung glich, und schlich sich, unter Hinterlassung eines
Vorderzahnes, aus der Logentür. Sherry setzte sich wieder neben Hero und rieb
seinen Knöchel. «Habe mir die Hand an seiner Fresse angeschlagen», meinte er
fröhlich. «Beachte diese Esel gar nicht, die uns jetzt anglotzen, Kätzchen. Ich
hätte dich nicht alleinlassen dürfen. Vergesse immer wieder, daß ich ein
verheirateter Mann bin. Er hat dir doch nichts getan, nicht wahr?»
    «O nein»,
erwiderte Hero. «Ich glaube, er war ein bißchen beschwipst. Er wollte bloß mein
Gesicht sehen, allerdings kann ich nicht begreifen, warum. Sind
das Süßigkeiten? Bitte, davon möchte ich etwas haben. Und vielleicht auch noch
ein bißchen von dem herrlich kalten Champagnerpunsch. War das übrigens die
Flyaway Nancy?»
    «Kätzchen»,
sagte der Viscount herzlich, «du bist die beste Frau, die ich bekommen konnte,
meiner Seel', das bist du! Auf dein Wohl, Fratz!»
    «Ach,
Sherry, und ich weiß, daß du der beste Gatte bist», erklärte Hero und errötete
vor Freude.
    «Das bin
ich leider nicht», sagte Seine Lordschaft mit ungewohnter Bescheidenheit. «Aber
neun unter zehn Frauen wären nach den Ereignissen ohnmächtig in der Loge
gelegen und hätten mich auf der Heimfahrt mit Vorwürfen überhäuft. Ich will
dir etwas gestehen: ich bin sehr froh, daß ich dich geheiratet habe. Es war
zwar nicht das, was ich beabsichtigt hatte, aber es bewährt sich
ausgezeichnet. Ich dachte es mir.»
    «Ach,
Sherry», seufzte Hero tief gerührt.
    Er füllte
ihr Glas neuerdings. «Ich hätte die Unvergleichliche gewiß nie zu einem
Maskenball im Covent Garden führen können», bemerkte er. «Wenn ich es genau
überlege, hätte ich dich aber auch nicht hierherbringen dürfen.»
    «Was? Bloß
weil dieser dumme Mensch versucht hat, mir die Maske abzunehmen? Unsinn,
Sherry! Ich unterhalte mich doch großartig!»
    «Du bist wirklich
ein lieber Kerl», vertraute er ihr an. «Hölle und Teufel, wenn ich dir nicht
eine Loge für die Oper miete!»
    Dieses
großzügige Angebot rief in Hero einen wahren Freudentaumel hervor, aber das
Unglück wollte es, daß dies auch der Anlaß wurde, die Gunst ihres Gatten in
rasender Geschwindigkeit wieder zu verlieren. Denn kaum besaßen sie die Loge,
die sie sich durch die liebenswürdige Vermittlung Lady Seftons verschafften,
als Hero auch schon keine Zeit verlor, anläßlich einer italienischen Stagione
zum erstenmal in der Oper zu erscheinen. Sie hatte sich für diesen Anlaß eine
neue Toilette bestellt, und da die Gräfinwitwe die Familienjuwelen, wenn auch
widerwillig, herausgegeben hatte, hatte sie die Perlengarnitur angelegt, zu der
auch ein sehr schönes Diadem gehörte. Nachdem sie Sherry dazu überredet hatte,
sie in die Oper zu begleiten, lud sie auch noch Mr. Ringwood und Mrs. Hoby ein,
sich ihnen für diesen Abend anzuschließen.
    Nichts
hätte unter einem günstigeren Stern stehen können als der Beginn dieses
Abends. Der Viscount war entzückt, daß seine Frau so blendend aussah, und Hero
war immer glücklich, wenn er sich an ihrer Seite befand. Gesteigert wurde
dieses Glücksgefühl noch _durch die Freude, jetzt auch imstande zu sein,
Bekannten in andern Teilen des Hauses zuwinken und zunicken zu können, da sie
dank der verschiedenen Parties, Ballfeste und Morgenvisiten jetzt auf dem
besten Wege war, die meisten Leute zu kennen, die die vornehme Welt ausmachten.
Das war gewiß ein Fortschritt, und sie verglich ihr heutiges Auftreten
unwillkürlich mit dem ersten Abend nach ihrer Hochzeit, als sie nicht ein
einziges Gesicht unter den vielen Menschen kannte. Es freute sie, daß Mr. Ringwood
neben ihr saß, denn sie hatte das Gefühl, in ihm ihren besten Freund zu besitzen.
Und nach Sherrys häufigen

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