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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Mühe zu
machen.»
    Nachdem
Sherry seine Rockaufschläge aus ihrem Griff befreit hatte, schob er die Hand
seiner Frau fest unter seinen Arm, um sich hierauf dem errötenden Mr. Tooting
zuzuwenden, dem er seinen Dank aussprach. Dieser junge Mann, der mit einem
einzigen Blick in dem Gatten seiner Schutzbefohlenen einen richtiggehenden
Aristokraten erkannt hatte, war völlig überwältigt und stotterte einige
unzusammenhängende Sätze des Inhalts, daß er glücklich wäre, nützlich gewesen
zu sein. Sherry, der seinen Mitmenschen immer sehr ungezwungen entgegenkam,
ergriff seine widerstrebende Hand, schüttelte sie und erklärte, er sei ihm sehr
verpflichtet und wäre glücklich, sich revanchieren zu können, wenn er je in
die Lage käme, ihm in irgendeiner Weise dienlich zu sein. Dann erkundigte er
sich nach Mr. Yarford, und nachdem er genau festgestellt hatte, auf welche Art
er zu Boden gegangen war, billigte er in herzhafter Weise diesen Schlag, der
seiner Meinung nach ein Kinnhaken gewesen sein müsse. Er erklärte ferner, daß
man ihn selbst für einen recht geschickten Boxer hielt und daß er bei Jackson
in der New Bond Street Unterricht nehme. Das führte natürlich zu dieser und
jener Erinnerung an Boxer und zu einigen Betrachtungen über die berühmtesten
Preisboxer jener Tage, und schließlich waren beide Gentlemen höchst angetan
voneinander. Sie trennten sich mit dem gegenseitigen Ausdruck der Hochachtung,
der Viscount beglückte Mr. Tooting mit seiner Visitenkarte, worauf sich Mr. Tooting
entfernte, dem der Kopf bei dem Gedanken wirbelte, daß er eine wirkliche,
lebende Gräfin vor Belästigungen geschützt und mit ihrem blutjungen Gatten in
der freundschaftlichsten Weise geplaudert hatte.
    Kaum war er
in der Menge verschwunden, als der Viscount seine Aufmerksamkeit seiner so
unbequemen Frau zuwandte. «Erst ist es dies, dann jenes», sagte er ernst. «Ich
will verdammt sein, Hero, wenn mir je ein junges Ding begegnet wäre, das so oft
zu Ärgernis Anlaß gibt wie du.»
    «Zank mich
nicht aus, Sherry. Es tut mir wirklich schrecklich leid, wieder in eine
Verlegenheit geraten zu sein», sagte Hero in ihrer entwaffnenden Art. Sie hob
ihre Augen anbetend zu seinem Gesicht und sagte mit einem kleinen Seufzer: «Ich
sehe ein, daß das hier nicht eben in dem Stil ist, den du gutheißen kannst; ich
bin auch nicht in einer einzigen Bude gewesen, obwohl ich ein sehr komisches
Kasperletheater besucht habe.»
    «Das will
ich auch hoffen», sagte Seine Lordschaft streng. Dann verdarb er aber die
ganze Wirkung, indem er die Rolle des erbitterten Ehemannes aufgab und spitzbübisch
sagte: «Da wird schon einmal hier sind, könnten wir uns die Sehenswürdigkeiten
ebensogut auch ansehen. Zum Kuckuck, wenn ich Lust habe, meine Frau auf den Bartholomäus-Jahrmarkt
zu führen, wer, zum Teufel, sollte mich daran hindern? Außerdem werden wir
keine Menschenseele treffen, die uns kennt.»
    «Sherry!»
rief Hero atemlos und klammerte sich verzückt an seinen Arm. «Meinst du das
wirklich? Darf ich mir die < Feuerfeste Frau > ansehen, die sich die Hände
in kochendem Öl wäscht? Und, oh, Sherry, es gibt hier ein Theater, in dem sie
ein Stück spielen, das den wunderbaren Titel hat: < Die Todeshalle > oder < Wer ist der Mörder? > Sherry, könnten wir ...»
    Sherry
stieß ein unbändiges Gelächter aus. «Du bist doch der albernste unter allen
albernen Fratzen! Die Todeshalle! Also komm, aber das sage ich dir, ich will
nicht, daß du dich jedesmal, wenn du dich vor diesem Mummenschanz zu fürchten
beginnst, so an mich klammerst wie im Astley.»
    Hero
versprach, sich mit äußerster Schicklichkeit zu betragen, worauf sie
miteinander loszogen, um zwei Shilling eine Loge für die bevorstehende
Vorstellung im Großen Zelt kauften und die Zeit, bis der Vorhang sich vor
diesem vielversprechenden Melodram heben sollte, damit verbrachten, durch den
Jahrmarkt zu schlendern, alle Mißgeburten zu besichtigen und einander
verschiedenen völlig sinnlosen Jahrmarktskram zu kaufen. «Die Todeshalle»
stellte sich als wahrhaft haarsträubendes Drama heraus, so daß Hero Sherrys
Hand vom Anfang bis zum Ende fest umklammert hielt, und seine Frage, ob sie
sich unterhalte, mit einem beredten Schauder beantwortete, den er richtig als
Zeichen einer Zufriedenheit nicht geringen Grades auslegte. Auf dem Heimweg
ermahnte er sie, unter keinen Umständen darüber zu sprechen, wo sie gewesen
waren, und verbot ihr strengstens den weiteren Verkehr mit Lady

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