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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Ferdy. Du siehst ja selbst, wie es ist.
Kann's nicht ändern.»
    «Aber
Sherry!» protestierte Mr. Ringwood. «Du kannst das nicht überlegt haben. Wirst
sie nicht finden. Unmöglich in dieser ungeheuren Menschenmenge!»
    «Zum
Teufel, ich muß wenigstens den Versuch machen, nicht?» erwiderte Sherry. Dann
fügte er mit einem gewissen Scharfsinn noch hinzu: «Wenn ich irgend etwas von
der Mentalität des Kätzchens verstehe, dann sitzt sie im großen Zelt von
Richardson und sieht sich ein schauderhaft schlechtes Stück an, oder sie
bewundert ein dressiertes Schweinchen oder etwas Ähnliches.»
    Nach
einiger Überlegung sah sich Mr. Ringwood genötigt, zuzugeben, daß das in der
Tat am wahrscheinlichsten sei. Als er die gefurchte Stirn seines Freundes
gewahrte, hüstelte er leicht und wagte es zu sagen: «Weißt du, lieber alter
Junge – ist nicht meine Sache –, aber sie will nie auch nur das geringste
Unrechte tun. Habe erst gestern abend zu George gesagt: sie ist eine liebe
kleine Seele. Sie weiß nur ganz und gar nicht Bescheid.»
    «Du lieber
Himmel, das weiß sie wahrhaftig nicht!» stimmte der Viscount gefühlvoll zu.
    «Werde dir
etwas sagen, Sherry: wenn ich eine Frau hätte – und ich bin verteufelt froh,
keine zu haben –, dann hätte ich bedeutend lieber eine, wie es dein Kätzchen
ist, als alle Unvergleichlichen zusammen.»
    «Tatsächlich?»
sagte Sherry und starrte ihn an. «Ja», sagte Mr. Ringwood entschieden.
    «Nun, ich
weiß nicht, ob ich das auch wollte», sagte Sherry heiter und unbekümmert und
wußte nicht, daß diese schlichten Worte seinen Freund der Herrschaft
beraubten, einen zusammenhängenden Satz hervorzubringen.
    Sie
verließen gemeinsam das Haus und trennten sich am Piccadilly. Mr. Ringwood
lenkte seine Schritte seiner Wohnung zu und brütete den ganzen Weg über das
Problem nach, was für eine Art Ehe es wohl sein mochte, der er seinen Beistand
geliehen hatte; und der Viscount begab sich in einer Droschke nach Smithfield.
    Der
außerordentlich weitläufige Jahrmarkt war von Menschen und Buden dermaßen
überfüllt, daß die Aufgabe, eine kleine Dame unter dem sich überschäumend
gebärdenden Pöbel zu entdecken, einen weitaus starrköpfigeren Mann als Sherry
hätte entmutigen können. Er entlohnte seine Droschke und überlegte gerade, ob
er sich direkt in das große Zelt begeben oder erst einen Rundgang durch die
verschiedenen andern Zelte machen solle, die allerlei Attraktionen anpriesen
wie: «Das lebende Skelett», «Die Feuerschluckerin», oder «Mr. Simon Paap, den
berühmten holländischen Zwerg», als er durch den erstaunlichsten Glücksfall
seine Frau erblickte, die ihm entgegenkam und sich mühsam einen Weg durch die
Menge bahnte; sie wurde aber weder von Mr. Yarford noch von Sir Matthew
Brockenhurst begleitet, sondern von einem völlig unbekannten Kleinbürger, der
in seinem Sonntagsanzug durchaus den Eindruck eines achtbaren Handwerkers
machte. Der Viscount stand vor Erstaunen wie festgewurzelt, und während er noch
auf diese völlig unerwartete und gänzlich unerklärliche Erscheinung der Frau
seines Herzens starrte, die am Arm dieses unverkennbaren Kleinbürgers
dahertrippelte, erblickte ihn Hero und stieß einen Freudenschrei aus. Sie eilte
auf ihn zu, wobei sie ihren Kavalier hinter sich herzog, und warf sich ihm fast
an die Brust, während sie ausrief: «Ach, Sherry, ich bin so schrecklich
glücklich, dich zu sehen. Bitte zank mich nicht aus. Ich habe wirklich nicht
gewußt, wie es hier ist. Sowie ich aber bemerkte, um welche Art Lustbarkeit es
sich handelt, sagte ich zu Gussie, daß ich bestimmt weiß, dir wäre es nicht
recht, daß ich hier bin; aber sie erklärte, ich sei eine kleine Gans und
befände mich in Begleitung dieses widerlichen Wilfred in völliger Sicherheit;
und dann ging sie mit Sir Matthew weg, und ich versuchte – tatsächlich, Sherry
– ich versuchte, Wilfred dazu zu bewegen, mich nach Hause zu bringen. Aber er
war wirklich abscheulich ... da bin ich ihm davongelaufen, aber er verfolgte
mich, und Mr. Tooting – o Sherry, das ist Mr. Tooting und er war so schrecklich
gefällig – ja, also Mr. Tooting schlug ihn zu Boden, und plötzlich war um uns
eine so schreckliche Menschenmenge, du kannst dir das gar nicht vorstellen! –,
aber schließlich haben sich alle doch wieder verlaufen, und Mr. Tooting sagte,
er werde mich in einer Droschke nach Hause begleiten, und dann sah ich
plötzlich dich, und so braucht er sich jetzt gar nicht mehr soviel

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