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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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siebenmal
hindurchzufahren, und Sherry nur fünfmal.»
    Eine
Blutwelle stieg bis an die Wurzeln der bewunderungswürdig geschnittenen und
coiffierten kupferfarbenen Locken von Miss Milborne. Sie sagte mit äußerst
beherrschter Stimme: «Ich hatte nichts davon gehört. Wie – wie lächerlich!
Wirklich, das übersteigt alles. Ich kann mich über Lady Sheringhams Unwillen
durchaus nicht wundern.»
    Sie
begegnete einem sprühenden Blick ihrer Gastgeberin und lachte kurz auf. «Ach,
friß mich nur nicht gleich, meine Liebe! Ich weiß schon, daß mich das nichts
angeht. Bist du morgen abend im Almack?»
    Da Sherry,
als sie dieses Thema vorsichtig zur Sprache brachte, (mit einem Stöhnen) gesagt
hatte, er sei bereit, seine Pflicht zu erfüllen, konnte Hero versichern, daß
sie bestimmt dort sein werde, und sie verbrachten den Rest des Besuches mit
einer eingehenden Unterhaltung über die respektiven Toiletten der Damen.
    Als Hero am
folgenden Abend im vollen Glanz einer neuen Toilette aus italienischem Crêpe,
die verschwenderisch mit Spitzen und Seide
geputzt war, auf ihren Gatten zueilte, stellte sich unglücklicherweise heraus,
daß Sherry diesen Ball völlig vergessen und mit einer Gesellschaft seiner
Intimen ein Rendezvous im Cribb's Parlour vercinbart hatte. Er sah recht
unzufrieden drein, um nicht zu sagen mürrisch, denn er nahm an, daß sie von ihm
nun erwarte, eine Absage in Gils Wohnung zu schicken, und zerbrach sich den
Kopf, was sie im Almack-Club bloß so amüsant finden konnte.
    «Würdest du
lieber nicht gehen, Sherry?» fragte Hero und unternahm den tapferen Versuch,
durch ihre Stimme keine sehnsüchtige Note klingen zu lassen.
    «Oh!
Wahrscheinlich bist du versessen darauf, und da kann man nichts machen!»
erwiderte er. «Ich bin nur gezwungen, mich umzuziehen, und ich muß gestehen,
daß mir das entsetzlich langweilig ist. Doch das hat weiter nichts zu
bedeuten.»
    Dem
vermochte sie nicht zuzustimmen. Denn sie würde es empörend finden, müßte er
ihretwegen ein Vergnügen aufgeben, und das Bewußtsein
dieses Opfers würde ihr eigenes Vergnügen weitgehendst beeinträchtigen. Sie
erklärte sofort: «Aber, Sherry, mir liegt ganz und gar nichts daran,
hinzugehen. In Wirklichkeit habe ich sogar ein wenig Kopfschmerzen, und wenn du
mit Freunden verabredet bist, wäre ich sehr froh, zu Hause bleiben zu können.»
    Seine
Gesichtszüge heiterten sich augenblicklich auf. «Tatsächlich?» fragte er
begierig. «Wenn du wirklich den Wunsch hättest hinzugehen, bin ich natürlich
jederzeit dazu bereit, ich glaube aber, du würdest es recht langweilig
finden.»
    «O ja!»
    «Und wenn
du dich zu Hause langweilst, könntest du doch deiner Cousine ein Billett
schicken und sie einladen, den Abend mit dir zu verbringen»,
schlug Sherry vor, der ganz vergaß, daß er ihr wegen ihres vertrauten Umgangs
mit Mrs. Hoby eine scharfe Rüge erteilt hatte. «Außerdem gehe ich nicht fort,
bevor wir nicht gemeinsam diniert haben. Ich habe George rasch ein Billett
geschickt, um anzufragen, ob er sich uns anschließen will: er kommt mich hier
abholen.»
    Als aber
Lord Wrotham gegen Ende des Dinners erschien, bemerkten sie sofort, daß er
Kniehosen angelegt hatte, ein Umstand, der Sherry zu
dem Ausruf veranlaßte: «Du lieber Gott, alter Knabe, wir gehen doch auf keinen
Ball! Was, zum Teufel, hast du vor? Kniehosen für Cribb's Parlour!»
    «Cribb's
Parlour?» wiederholte George, während er Hero die Hand schüttelte. «Aber ich
dachte doch, daß wir auf den Ball im Almack gehen.»
    «Oh!» rief
Hero etwas verlegen. «Ich habe ganz vergessen, daß Sie sagten, Sie würden mit
uns kommen. Es tut mir wirklich sehr leid, George, und ich weiß nicht, wie ich
so dumm sein konnte!»
    «Ach, das
macht nichts», sagte Sherry und schenkte seinem Freund ein Glas
Wein ein. «Hero macht sich nichts daraus, auf den Ball zu gehen, und ich habe
eine gemütliche kleine Kartenpartie arrangiert, die sich in Cribb's Parlour
treffen soll.»
    Lord
Wrotham blickte Hero forschend an. Die Tatsache, daß sie eine Balltoilette
trug, entging ihm nicht, und er sagte: «Ist das wirklich wahr? Sind Sie auch
sicher, daß Sie wirklich nicht gehen wollen?»
    «Wirklich,
ich bleibe ebenso gern zu Hause», versicherte sie ihm, «wissen Sie, ich habe
etwas Kopfschmerzen, und Sherry glaubt, ich würde es dort höchstwahrscheinlich
sehr langweilig finden.»
    «Ah!» sagte
Wrotham und runzelte die Stirn. Er blickte von einem zum andern und sagte
schließlich, er glaube,

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