Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
Vom Netzwerk:
es wäre am besten, wenn er nochmals nach Hause ginge,
um eine Kleidung anzulegen, die für Cribb's Parlour geeigneter wäre. Das wollte
Sherry aber keinesfalls zulassen, da sie sich, wie er sagte, schleunigst auf
den Weg machen müßten, weil sie ohnedies schon sehr verspätet waren. Er gab
Hero achtlos einen kleinen Klaps auf die Schulter, empfahl ihr, frühzeitig zu
Bett zu gehen, und zog seinen Freund mit sich, um zu Mr. Ringwoods Wohnhaus zu
fahren. Hier bestieg Mr. Ringwood ihre Droschke, und alle fuhren zu der
Taverne, die einem Exchampion des Boxringes gehörte. Lord Wrotham wurde noch
immer von Zweifeln gequält, und als Mr. Ringwood seiner Überraschung Ausdruck
verlieh, daß Sherry gerade einen der Ballabende für dieses Rendezvous gewählt
hatte, sagte er plötzlich: «Mir schien es nicht so, als ob sie Kopfschmerzen
gehabt hätte!»
    «Du lieber
Gott, woher willst du das wissen?» erwiderte Sherry. «Ich erzählte dir doch,
daß sie nicht auf den Ball gehen wollte. Sie sagte es ja selbst. Ich erbot
mich, falls sie darauf versessen wäre, mit ihr hinzugehen, aber sie erklärte
sofort, daß sie froh sei, nicht gehen zu müssen.» Dann fügte er noch naiv
hinzu: «Ich muß gestehen, daß ich höllisch froh war, das zu hören, denn solche
Lustbarkeiten sind durchaus nicht nach meinem Geschmack.»
    In diesem
Moment hielt die Droschke in der Jermyn Street, um Sir Montagu Revesby
aufzunehmen, das Thema wurde fallengelassen, und man verkürzte sich den Rest
der Fahrt damit, daß man die Vorzüge der beiden vielversprechenden Konkurrenten
im Schwergewicht erörterte, die sich gerade im Training für eine in Kürze stattfindende
Begegnung befanden. Lord Wrotham trug wenig zu dem Gespräch bei, sondern saß in
dumpfes Brüten versunken, das selbst sein erstes Glas Gin überdauerte. Er war
eben im Begriff, sich für ein zweites Glas zu entscheiden, als er zu einem
plötzlichen Entschluß gelangte und seine Freunde damit erschreckte, daß er im
Ton äußerster Überzeugung erklärte: «Sie wollte gehen!»
    Mr.
Ringwood blickte ihn mit einiger Mißbilligung an. «Wohin gehen?» fragte er.
    «Natürlich
auf den Ball im Almack!» rief Wrotham ungeduldig. «Wer?»
    «Das
Kätzchen – Lady Sherry!»
    «Unsinn!»
sagte Sherry. «Was du für ein komischer Kauz bist, George! Wenn du dir einmal
etwas in den Kopf gesetzt hast, dann kriegst du es auch nicht wieder heraus.
Füll sein Glas voll, Monty.»
    «Nein», sagte
George. «Ich werde euch was sagen, sie war nämlich schon in Balltoilette. Und
ich möchte wetten, Sherry, daß du daran schuld bist. Ich werde in die Half Moon
Street zurückfahren und mich zu ihrer Begleitung anbieten.»
    «Aber ich
wiederhole dir, daß sie gar nicht gehen wollte», sagte Sherry, dieses
Gesprächsthemas schon recht überdrüssig.
    «Nun, ich
glaube aber, daß sie gehen wollte. Zum Teufel, wenn ich mir's recht überlege,
wollte ich doch gar nicht hierherkommen. Ich fahre zurück.»
    Der
Viscount zuckte die Achseln, warf Mr. Ringwood einen bedeutungsvollen Blick
zu, und Lord Wrotham nahm ungestüm Abschied. Er war zwar keineswegs in
geselliger Stimmung gewesen, aber daß er nun wirklich weggegangen war, wirkte
unerklärlicherweise lähmend auf die kleine Gesellschaft. Der Viscount machte
eine ziemlich finstere Miene und goß sein zweites Glas Gin in recht
herausfordernder Weise hinunter. Nachdem sich aber einige Bekannte eingestellt
hatten, um Grüße mit ihm zu tauschen und Wetten abzuschließen, schüttelte er
seine düsteren Gedanken ab und nahm bereitwillig an den verschiedenen
Transaktionen teil. Als sich diese Freunde aber wieder entfernt hatten, setzte
er sich neuerdings an seinen Tisch, blickte mürrisch vor sich hin und trank
unter beharrlichem Schweigen ein drittes Glas. Der Versuch Mr. Ringwoods, ihn
seiner trüben Stimmung zu entreißen, versagte völlig, und ein Scherzwort
Revesbys rief nur ein mechanisches Lächeln hervor. Das dritte Glas verhalf ihm
anscheinend zu einem Entschluß. Er stellte es geleert auf den blanken Tisch
zurück und stieß plötzlich hervor: «Mit welchem Recht begleitet George Wrotham
meine Frau auf den Ball?»
    Mr.
Ringwood dachte darüber sorgfältig nach. «Kann nichts Ungehöriges
dabei finden», erklärte er schließlich. «Ist ganz in Ordnung.»
    «Und ich
werde es nicht dulden!» rief Seine Lordschaft kriegerisch. «Mein lieber Sherry,
gestatte, daß ich dir noch ein Glas Gin bestelle»,
sagte Revesby lächelnd.
    Seine
Lordschaft ließ dieses

Weitere Kostenlose Bücher