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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Anerbieten gänzlich unbeachtet. «Er kommt hierher,
spricht kein Wort, kümmert sich kaum um uns, und was tut er dann? Und noch
dazu, ohne wenigstens zu sagen: < Du gestattest doch? > »
    «Das kann
ich nicht finden», widersprach Mr. Ringwood kopfschüttelnd. «Er teilte dir
doch mit, was er zu tun beabsichtigte, nicht? Wenn du es nicht gewollt hättest,
dann hättest du es ihm sagen müssen. Jetzt ist es zu spät. Komm, bestell dir
noch ein Glas Gin.»
    «Ich will
keinen Gin! Und ich dulde es nicht, daß George mir meine Frau vor der Nase
wegführt.»
    «Sherry, Sherry!»
mahnte Sir Montagu und legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm.
    Sie wurde
wieder abgeschüttelt. «Sag nicht dauernd Sherry zu mir!» rief Seine Lordschaft
gereizt. «Warum, zum Teufel, hat sie kein Sterbenswort davon gesagt, wenn sie
den verdammten Ball besuchen wollte? Erklärt mir das!»
    «Ich bin
überzeugt, daß sie nicht gehen wollte und Wrotham wieder wegschicken wird»,
sagte Revesby beruhigend.
    Mr.
Ringwood, durch ein klug berechnetes Quantum Gin hellsichtig geworden, sagte
einsichtsvoll: «Sherry, sie wollte nicht zugeben, daß sie gehen möchte, da du
keine Lust hattest. Habe das bei ihr schon oft beobachtet. Sie tut immer nur
das, was du willst. Ist ein grober Fehler, wenn du mich fragst.» Er stärkte
sich mit einem weiteren Schluck Gin, dann brachte er hervor: «Egoistisch!»
    «Wer ist
egoistisch?» fragte Seine Lordschaft.
    «Du»,
erklärte Mr. Ringwood schlicht.
    «Das bin
ich nicht!» widersprach Sherry, sehr betroffen. «Wie, zum Teufel, konnte ich
wissen, daß sie gehen wollte, wenn sie genau das Gegenteil sagte?»
    «Mein
lieber Sherry, der arme Ringwood ist ein bißchen beschwipst. Warum regst du
dich denn auf?» sagte Revesby.
    «Nein, das
bin ich keineswegs!» widersprach Mr. Ringwood und sah den eleganten Sir Montagu
voll Abscheu an. «Sherry ist ein Narr. War es immer. George wußte, daß sie
gehen wollte. George ist kein Narr. Wenigstens kein so großer Narr wie Sherry»,
ergänzte er.
    «Du bist ja
so betrunken, daß nichts mehr in dich hineingeht!» rief Sherry wütend. «Und
George hat kein Recht, einfach so wegzugehen. Außerdem wird es ihm nicht
gelingen, meine Frau auf den Ball zu begleiten, weil ich selbst sie hinführen
werde.»
    Als er
aufsprang, um wegzugehen, packte ihn Revesby am Rockärmel. «Nein, nein, mein
lieber Junge, dazu ist es jetzt schon zu spät. Überlege doch einmal. George ist
vor mehr als zwanzig Minuten weggefahren.»
    «Dann fahre
ich eben direkt in den Almack-Club und werde ihm dort tüchtig meine Meinung
sagen!» erklärte Sherry in drohendem Ton, wobei seine Augen angriffslustig
funkelten.
    Mr.
Ringwood spitzte die Ohren. «Sherry, du wirst George nicht fordern! Sei doch
vernünftig!»
    «Wer sprach
davon, ihn zu fordern? Wenn meine Frau auf einen Ball geht, dann gehe ich eben
auch.»
    «Sherry, du
machst wahrhaftig viel Lärm um nichts», sagte Revesby ruhig. «Ich kann dir
versichern, daß durchaus nichts Ungehöriges dabei ist, wenn Wrotham Lady
Sheringham auf den Ball begleitet.»
    «Beschuldigst
du etwa meine Frau, etwas Ungehöriges zu tun?» sagte Sherry, dessen Streitsucht
schnell beunruhigende Formen annahm. «Ganz bestimmt nicht, mein lieber Junge»,
erwiderte Revesby. «Eine derartige Idee ist mir nie in den Sinn gekommen. Ich
wäre froh, wenn du dich wieder niedersetzen und deine Grillen vergessen
würdest.»
    «Nun, das
werde ich nicht», gab Sherry zurück. «Ich gehe auf den Ball.»
    Mr.
Ringwood tastete nach seinem Monokel und betrachtete seinen Freund prüfend von
oben bis unten. Dann ließ er es wieder fallen und lehnte sich in seinem Stuhl
zurück. «Aber nicht in langen Beinkleidern», sagte er. «Kann man nicht machen,
Sherry.»
    Der
Viscount sah einen Moment lang äußerst betreten drein, wenn er aber einmal
einen Entschluß gefaßt hatte, war er nicht leicht wieder davon abzubringen. Er
erklärte mit ungeheuerer Würde, daß er dann eben nach Hause fahren werde, um
sich umzukleiden, worauf er aus der Taverne hinausstolzierte, bevor Revesby
oder Ringwood eine Antwort zu finden vermochten.
    Als er in
der Half Moon Street eintraf, erfuhr er von seinem Butler, daß Mylady mit Lord
Wrotham ausgegangen sei. Sherry erklärte mit großer Würde, daß er davon
unterrichtet wäre, und verlangte nach seinem Kammerdiener. Dieser Gentleman
war aber nicht sogleich aufzufinden, und als ihn ein Page atemlos aus der
Kneipe, die er in seiner Freizeit vorzugsweise

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