Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
Vom Netzwerk:
ich, aber ich bin doch viel lieber mit dir beisammen als mit jemand
anderem. Sherry, warum bist du uns denn nicht nachgekommen? Das wäre doch am
allerschönsten gewesen!»
    «Das wollte
ich in der Tat auch tun», sagte Sherry, der etwas auftaute. «Es war aber schon
elf Uhr vorbei, als ich bei dem verwünsch ten Club vorfuhr, und nichts hätte
Willis dazu bringen können, mich noch hineinzulassen.»
    «Ach,
Sherry!» rief Hero und errötete vor Kummer. «Wenn ich das gewußt hätte, dann wäre
mir mein ganzes Vergnügen verdorben gewesen. Ach, wie ärgerlich! Es tut mir so
entsetzlich leid! Aber daran bin ich wieder schuld, weil ich so dumm war und
glaubte, daß du nicht gehen wolltest!»
    «Ich muß
gestehen», begann Seine Lordschaft in verletztem Ton, «daß ich in Anbetracht
dessen, daß ich bereit war, dich zu begleiten, nicht verstehen kann, warum ...»
Er unterbrach sich und begegnete ihrem angstvollen, völlig kritiklosen Blick.
«Nein, Kätzchen, du warst ja gar nicht schuld daran, das weißt du ganz genau»,
sagte er. «Ich wollte wirklich nicht gehen, aber in einem solchen Fall solltest
du dein Vergnügen nicht um meinetwillen aufgeben. Zum Teufel. Gil hatte recht!»
    «Gil? Was
hat Gil damit zu tun?»
    «Ach,
nichts. Er behauptete nur, daß ich ein Narr und verdammt egoistisch bin – und
ich glaube fast, daß er recht hat, aber ich will dir etwas sagen, Kätzchen ...!»
    «Wie kann
Gil es wagen, eine derartige Behauptung aufzustellen?» unterbrach ihn Hero
leidenschaftlich. «Das ist die abscheulichste Lüge, das bist du ganz und gar
nicht! Ich muß annehmen, daß er ziemlich betrunken war, als er das sagte.»
    «Nein,
nein, nur leicht beschwipst», versicherte ihr der Viscount. «Aber wie dem auch
sei, es ist belanglos. Ich wollte nur, daß ich dich begleitet hätte, Kätzchen,
es tut mir wirklich furchtbar leid. Da!»
    Sie ergriff
seine ihr entgegengestreckte Hand und führte sie an ihre Wange. «Ach, Sherry,
wie dumm bist du! Ich glaube, du bist leicht beschwipst, weil du dich wegen
einer solchen Lächerlichkeit bei mir entschuldigst.»
    «Bin
vollkommen nüchtern!» versicherte ihr der Viscount. «Ich will durchaus nicht
behaupten, daß ich nicht ein wenig beschwipst war, als ich Cribb's Parlour
verließ, aber das ist schon lange her. Zum Kuckuck, ich habe volle drei Stunden
auf deine Rückkehr gewartet und habe nichts anderes getan als ein verdammtes
Buch gelesen.»
    Hero fand
die Vorstellung, daß Sherry einen Abend zu Hause und mit einem Buch verbrachte,
so komisch, daß sie in ein schallendes Gelächter ausbrach, das so ansteckend
war, daß auch Seine Lordschaft mit einstimmen mußte. Sie begaben sich- in
ausgezeichneter Harmonie gemeinsam nach oben, und als sie sich vor Heros Tür
trennten, erwies ihr Sherry die Ehre, ihr mitzuteilen, daß sie ein gutes
kleines Kätzchen sei und daß er sie schon immer gern gemocht habe.

12
    Hero hätte den Ballabend des
Almack-Clubs uneingeschränkt genossen, wäre er nicht für ihren Begleiter ein
höchst zweifelhaftes Vergnügen gewesen, weil er ihm durch eine einzige Person
restlos vergällt worden war. Als nämlich Miss Milborne entdeckte, daß ihr
glühendster Bewunderer die Ballräume mit Hero am Arm betrat, war sie aufs
äußerste empört und betroffen. Nie zuvor hatte George einer andern Dame als
ihr seine Dienste geweiht. Wenn er im Almack-Club erschien, dann nur, um sich
ihrem Hofstaat anzuschließen, und wenn sie nicht mit ihm tanzte, hatte er die
ihre Eitelkeit aufs höchste befriedigende Angewohnheit, sich gegen die Wand zu
lehnen und sie nicht aus den Augen zu lassen, anstatt eine andere junge Dame
zum Tanz aufzufordern. Jetzt war er also nach einem Streit, in dem er sich
völlig verstockt gezeigt hatte, hierhergekommen, sah ungemein fröhlich aus,
ja, er lachte sogar über etwas, das Hero zu ihm sagte, wobei er ihr seinen
schönen Kopf etwas zuneigte, um ihre Worte besser zu verstehen. Auch Hero sah
blendend aus. Miss Milborne hatte in der Tat nicht gewußt, daß ihre kleine
Freundin so vorteilhaft aussehen könne. Es war selbstverständlich, daß sie nie
Anspruch auf eine so blendende Schönheit wie die der Unvergleichlichen erheben
konnte, aber Miss Milborne war nicht dumm, und so mußte sie zugeben, daß in dem
Lächeln und in dem mutwilligen Ausdruck der jungen Frau ein ganz besonderer
Charme lag. Während sie George beobachtete, kam sie widerstrebend zu der Überzeugung,
daß er für den Charme seiner Partnerin durchaus empfänglich war.

Weitere Kostenlose Bücher