Georgette Heyer
Ziegenlederhandschuhe und sagte, während sie
sie über dem Handgelenk glattstrich: «Ich habe mich sehr gefreut, wenigstens
Lady Sheringham zu sehen, und noch dazu in so strahlender Laune.»
Der
Viscount heftete seine blauen Augen starr auf ihr Gesicht. «Oh!» sagte er. «In
strahlender Laune? Ha!»
«Sie wurde
sehr bewundert», sagte Miss Milborne ruhig. «Ich habe tatsächlich gewünscht, du
wärest auch hingekommen, denn sie sah bezaubernd aus.»
«Ich werde
besonders gut aufpassen, um das nächste Mal dabei zu sein, wenn sie in diesen
verfl – verwünschten Club geht», versprach Seine Lordschaft.
«Ich bin
überzeugt, daß sich Lord Wrotham ihrer außerordentlich gut angenommen hat.»
«Nun, ich
wäre ihm äußerst verbunden, wenn er sich um die Frau jemandes andern kümmern
würde!» sagte Seine Lordschaft gereizt.
Jetzt wurde
aber Miss Milborne unruhig. Sie gab ihr förmliches Getue auf und fragte
unumwunden: «Sherry, du bist doch nicht etwa eifersüchtig auf George?»
«Wer sagte
etwas davon, daß ich auf George eifersüchtig wäre?» entgegnete der Viscount.
«Vermutlich brauche ich aber keinen gesteigerten Wert darauf zu legen, daß er
mit meiner Frau auf und davon geht, ohne wenigstens zu sagen: < Du gestattest
doch > oder – übrigens gehört das nicht hierher. Was er aber in drei Teufels
Namen von meinem Kätzchen will, wenn er sich deinetwegen in den letzten sechs
Monaten zum Narren gemacht hat, das geht einfach über meinen Verstand!»
Miss
Milborne überhörte diese wenig schmeichelhafte Beschreibung von Lord Wrothams
hingebender Liebe und sagte: «Ich bin überzeugt, daß du nicht den geringsten
Grund zur Besorgnis hast. Ich gebe dir mein Ehrenwort, daß in seinem Betragen
während des gestrigen Abends nichts war, was deine Eifersucht rechtfertigen
könnte.»
«Das möchte
ich ihm, bei Gott, auch geraten haben!» sagte Seine Lordschaft mit blitzenden
Augen.
Es ergab
sich keine Möglichkeit für eine weitere Aussprache, denn die Equipage einer
Dame von Stand hatte neben der Barutsche von Miss Milborne gehalten, und die
Gräfinwitwe Lady Sheringham lehnte sich auch schon aus dem Wagenfenster, um
ihre liebe Isabella mit einem Gruß zu beglücken. Sie nahm ihren Sohn mit einem
Seufzer und einem traurigen Lächeln zur Kenntnis, schien aber einen gewissen
Trost darin zu finden, daß er sich hier mit Miss Milborne unterhielt. Ihr
ganzes Benehmen, wenn auch nicht faktisch ihre Worte, hatten einen starken Beigeschmack
von Es-hätte-sein-Können, so daß Miss Milborne fühlte, wie ihr das Blut zu Kopf
stieg, und der Viscount, sich seiner Verabredung erinnernd, eiligst
davonstürzte.
«Ach, mein
Liebling», murmelte Lady Sheringham. «Wenn sich die Dinge nur anders gestaltet
hätten! Ich lebe in beständiger Sorge, daß er seine übereilte Heirat bald
bitter bereuen wird. Als ich ihn neben Ihrem Wagen stehen sah, konnte ich den
Gedanken nicht unterdrücken, daß ...»
«Ich bin
überzeugt, Madam, daß Sie sich wegen seines Glücks keine Sorgen zu machen
brauchen!» sagte Miss Milborne rasch, da sie sich der Ohren auf dem Kutschbock
des Wagens erinnerte.
«Ach, wenn
ich nur glauben könnte, daß Sie recht haben», seufzte Mylady mit der für sie
charakteristischen erhabenen Geringschätzung des Dienstpersonals. «Ich gestehe,
daß ich äußerst bestürzt war, als ich von Mrs. Burell erfahren mußte, daß meine
Schwiegertochter, wie ich sie wohl nennen muß, es gestern abend vorgezogen hat,
in Begleitung dieses gräßlichen jungen Wrotham auf dem Ball im Almack zu
erscheinen. Aber ich habe von allem Anfang an gewußt, wie es kommen würde.
Vermutlich ist er auch sonst ständig in ihrer Gesellschaft!»
Miss
Milborne wurde einer Antwort durch die überlauten beißenden Bemerkungen eines
Droschkenkutschers enthoben, der durch die gräfliche Equipage an der
Weiterfahrt gehindert wurde. Lady Sheringham sah sich gezwungen, ihrem Kutscher
Befehl zur Weiterfahrt zu geben, und überließ es ihrer jungen Freundin, ihre
übelwollenden Bemerkungen in Ruhe zu überdenken.
Inzwischen
hielt sich Lord Wrotham mit fast übermenschlicher Willenskraft von der Beauté
fern, allerdings nicht, wie seine Freunde hofften, mit dem festen Entschluß, mit
ihr nichts mehr zu tun haben zu wollen, sondern in der Hoffnung, daß sein
verändertes Betragen sie veranlassen könnte, seine Bewerbung mit
freundlicheren Augen zu betrachten. Eine seiner verheirateten Schwestern, die
sich nichts so sehr wünsch te, wie ihn an eine
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