Georgette Heyer
herausschneiden wollen. An dem Ganzen war Gil
schuld. Und Ferdy auch. Diese lächerlichen Narren dachten, daß ich dich töten
wollte. Sie müssen mich schon für einen sehr komischen Kauz halten. Und was
taten sie? Sie sind schnurstracks zu dem Kätzchen gelaufen und haben ihr die
ganze Geschichte erzählt. Gott weiß, was sie sich dabei dachten und was das
Kätzchen dabei hätte tun sollen, denn selbst Ferdy konnte nicht annehmen, daß
du kneifen würdest, und keiner von beiden kann daran gedacht haben, daß sie zu
mir kommen könnte – was sie dann tatsächlich getan hat.»
«Was!» rief
Sherry, und der Mund blieb ihm offen stehen.
George
nickte. «Gestern vormittag. Weißt du, Sherry, daß du ein Auge auf das Kätzchen
haben mußt? Es geht mich nichts an, aber sie ist ein solches Baby, daß man
nicht wissen kann, was sie nächstens anstellen wird. Kam, um mich zu bitten,
ich solle mich mit dir nicht duellieren.»
«Ob das dem
Kätzchen nicht wieder ähnlich sieht!» rief Sherry aus. «Weißt du, George, man
kann mit ihr einfach nicht Schritt halten. Wie hätte ich ahnen sollen, daß ich
ihr einen Wink geben müßte, sie soll, wenn sie die Absicht hat, einen Mann zu
besuchen, unbedingt eine Droschke nehmen.»
George sah
etwas unangenehm berührt aus und sagte: «Alter Junge, die Hauptsache bleibt
aber, daß sie einen Mann überhaupt nicht zu besuchen hat!»
«Nein, bei
Gott, das darf sie nicht!» stimmte Sherry zu. «Ist eine verteufelte Sache, das
Verheiratetsein. George, du machst dir keine Vorstellung. Dachte nie, daß ich
ständig damit beschäftigt sein würde. Einmal ist's der Royal Saloon, dann
wieder der Peerless Pool – ja, ich war tatsächlich gerade noch imstande, sie
zurückzuhalten, einfach hinzugehen! – Der Bartholomäus-Jahrmarkt und jetzt
das, von ihren andern plötzlichen Einfällen ganz zu schweigen – zum Teufel! ich
habe keine ruhige Minute mehr!»
«Sie meint
es bestimmt nicht böse, Sherry», sagte George etwas unbeholfen.
«O Gott,
nein. Die Sache ist die, daß sie noch von nichts eine Ahnung hat, und ihre
Cousine sagte ihr nicht, wie sie sich zu verhalten hat.»
George nahm
eine scharfe Kurve, bevor er sagte: «Ich glaube, sie würde nie etwas tun, von
dem sie annimmt, daß du es nicht gerne sehen würdest. Hat dich verteufelt
gern, Sherry.»
«Ja, gewiß.
Weißt du, ich kenne sie seit ihrem achten Lebensjahr», erwiderte Sherry mit
einer Unbekümmertheit, die seinen Freund zum Verstummen brachte.
Während
sich diese Ereignisse abspielten, erhielt Hero am frühen Morgen den Besuch von
Miss Milborne, die in das Speisezimmer geführt wurde, ehe die Frühstücksplatten
vom Tisch entfernt worden waren. Sie sah ziemlich blaß aus, und es fehlte ihr
auch ein wenig an der gewohnten guten Haltung. Ohne sich wegen der ungelegenen
Stunde ihres Besuches zu entschuldigen, stieß sie heftig hervor: «Du hattest
recht! Ich konnte keinen Schlaf finden, weil ich immer daran denken mußte. Wirklich,
ich hatte nicht die Absicht, ungefällig zu sein. Ich werde tun, was in meiner
Macht steht, um Wrotham davon abzubringen, dieses Duell auszutragen.»
In Heros
Wesen lag nicht ein Fünkchen Bosheit, und so kam sie ihr sogleich mit ihrem
sonnigsten Lächeln und einem warmen Händedruck entgegen. «Oh, ich wußte, daß
ich mich in dir nicht getäuscht habe, Isabella. Ich bin dir zu großem Dank
verpflichtet, nur ist es bereits zu spät, denn sie sind schon vor einigen
Stunden nach Westbourn Green gefahren. Ich kann mir gar nicht denken, wo sie
so lange bleiben.»
Miss
Milborne starrte sie entsetzt an. «Sie sind hingefahren? Und du kannst ruhig
dasitzen und frühstücken, als ob – und da nennst du mich herzlos?»
Hero
lachte. «Ach, es gibt doch nichts, um sich Sorgen zu machen.
George
versprach mir, Sherry kein Haar zu krümmen. Er sagte, daß er in die Luft
schießen werde; wie du siehst, kann ich also ganz ruhig sein.»
«Und wie»,
fragte Miss Milborne mit erstickter Stimme, «wenn es Sherry ist, der George
tötet?»
«Nun, ich
habe auch daran gedacht», gab Hero zu. «Aber George versicherte mir, Sherry
könne ihn unmöglich auf eine Entfernung von vierundzwanzig Metern treffen, und
ich bin überzeugt, daß er genau weiß, was er sagt. Darf ich dir etwas Kaffee
anbieten, Isabella?»
«Danke,
nein. Ich entnehme deinen Worten, daß du tatsächlich in Wrothams Wohnung
warst.»
«Ja, was
hätte ich sonst tun sollen, da du mir nicht helfen wolltest? Und es tut mir
wirklich leid, daß ich
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