Georgette Heyer
ich verdammt sein, wenn ich mich dafür entschuldigen würde, Sie geküßt zu
haben! Denn es hat mir ein ganz außerordentliches Vergnügen bereitet!»
erklärte er frech. «Wenn Sherry einen Funken Verstand hätte, dann wüßte er
auch, daß ich mir nichts dabei dachte.»
«George,
Sie sagten einmal, daß Sie mir um keinen Preis der Welt Kummer bereiten
wollen», sagte Hero verzweifelt.
«Nein, bei
Gott, nicht um alles in der Welt!»
«Aber sehen
Sie denn nicht ein, Sie dummes Geschöpf, wenn Sie Sherry töten, wäre ich so
unglücklich, daß ich sterben müßte?» rief Hero.
«Oh! Aber
ich habe doch nicht die Absicht, Sherry zu töten», sagte Seine Lordschaft
schlicht. «Wer hat Ihnen denn das in den Kopf gesetzt?»
Sie ließ
seinen Rock los und starrte ihn an. «Aber sie sagten mir – ich meine Gil und
Ferdy ...»
«Sie wollen
damit doch nicht behaupten, daß diese beiden Dummköpfe Ihnen die ganze Affäre
erzählt haben?» stieß George hervor.
«Was
sollten sie denn sonst tun, wenn sie dachten, daß Sie Sherry töten wollen?»
«Ach,
welcher Unsinn! Wer sagte etwas davon, irgend jemanden zu töten? Du lieber
Gott, Sherry ist doch mein Freund!»
«Ja, aber –
aber wenn Sie nicht die Absicht haben, sich zu entschuldigen, fürchte ich,
wird Sherry darauf bestehen, sich mit Ihnen zu duellieren», sagte Hero.
«O Gott,
ja! Sherry, der ist schon richtig!» sagte George mit äußerster Herzlichkeit.
Hero sah
ihn verständnislos an. «George, wenn Sie die Absicht haben, Sherry zu
verwunden, dann wäre es mir viel, viel lieber, wenn Sie auch das nicht täten!»
«Nein,
nein, ich werde ihm kein Haar krümmen!» versicherte er ihr. «Ich werde ihn gar
nicht treffen.»
«Bitte, was
soll denn das heißen?»
«Ach – ich
werde einfach in die Luft schießen.»
«Oh,
George, ich bin Ihnen wirklich unendlich dankbar, aber wäre es nicht besser,
wenn Sie sich mit Sherry überhaupt nicht duellierten?»
«Zum
Henker, nein. Wir müssen uns duellieren. Er hat mich doch herausgefordert.»
«Ja, das
weiß ich, aber – George, wenn Sie die Absicht haben, in die Luft zu schießen,
dann fürchte ich, daß Sherry höchstwahrscheinlich Sie töten wird.»
«Sherry?
Auf eine Entfernung von vierundzwanzig Metern?» sagte George. «Er könnte auf
diese Entfernung nicht einmal einen Heuschober treffen. Deshalb habe ich auch
Pistolen gewählt. Nicht etwa, weil mir etwas daran läge, wenn er mir eine Kugel
durch die Brust schösse», fügte er hinzu, und seine Stirn umwölkte sich
plötzlich.
«Aber mir
liegt etwas daran», sagte Hero heftig. «Er müßte aus dem Lande fliehen, und was
würde dann aus mir?»
Georges
düstere Stimmung verflog augenblicklich, und er grinste. «Ach, Kätzchen, Sie
abscheuliches kleines Ding! Foppen Sie sich nicht selbst. Er wird mich schon
nicht treffen.»
«Glauben
Sie nicht, es wäre besser, ich würde ihm einen Wink ge ben, daß Sie die
Absicht haben, in die Luft zu schießen?» fragte sie voll Besorgnis.
George
packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. «Unterstehen Sie sich nicht,
Sherry ein Wort davon zu sagen!» rief er. «Wenn er wüßte, was Sie getan haben,
wäre er imstande, uns beide umzubringen. Außerdem gehört es sich nicht, Sie in
diese Affäre hineinzuziehen. Sie müssen jetzt sofort nach Hause fahren. Und
hören Sie, zu keiner Menschenseele ein einziges Wort ...!»
«Aber ich
muß doch Gil sagen ...»
«Nein, das
müssen Sie nicht. Ich werde mich mit Gil schon einigen. Verdient selbst, daß
man ihn fordert, weil er Sie derart in Angst versetzt hat.»
«O nein,
bitte, George, tun Sie das nicht!» sagte sie rasch.
«Hätte
keinen Zweck, wenn ich es auch täte: man kann Gil nicht zu einem Duell
herausfordern. Aber hören Sie, Kätzchen, ich glaube, Sie hätten wissen müssen,
daß ich Sherry nichts tun würde.»
«Um Ihnen
die Wahrheit zu gestehen», vertraute sie ihm an, «glaubte ich auch nicht daran,
bis Ferdy und Gil zu mir kamen. Aber wie ekelhaft von Ihnen, den beiden
weiszumachen, daß Sie Sherry töten wollten! Sie sind wirklich ganz abscheulich,
George, das ist Ihnen doch klar?»
Er gab es
zu, verteidigte sich aber damit, daß er sich nicht anders zu helfen wußte.
Darüber mußte Hero lachen. Gleich darauf begleitete George sie zu ihrer
Barutsche, und sie schieden als die besten Freunde. Hero fuhr in die Half Moon
Street zurück, und George sandte ein Billett in Mr. Ringwoods Wohnung, in dem
er seinem Wunsche Ausdruck gab, Gil möge endlich aufhören,
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