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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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stürzen, falls ihm keine
Hoffnung gewährt würde. Als er gewahr wurde, daß sie entsetzt zurückbebte und
Tränen des Schreckens in ihren Augen standen, bat er sie, nicht erschrocken zu
sein, und es gelang ihm, einen Arm um ihre schlanke Taille zu legen.
    Mitten in diese lächerliche Szene
geriet unangemeldet Major Kirkby. Höchst erstaunt blieb er auf der Schwelle
stehen. Ein Blick genügte ihm, um ihn die Tatsachen ziemlich genau einschätzen
zu lassen. Als der aus der Fassung geratene Liebhaber sich erschrocken nach ihm
umwandte und Fanny erleichtert aufschrie, trabte er munter über das Parkett
und half Mr. Ryde, den er am Kragen packte, schnell auf die Beine. «Am besten,
Sie bitten Lady Spenborough noch schnell um Entschuldigung, bevor Sie gehen»,
sagte der Major heiter. «Und nächstesmal unternehmen Sie lieber keinen
Morgenbesuch, wenn Sie angesäuselt sind!»
    Verwirrt und empört wies Mr. Ryde
dieses Ansinnen hitzig zurück und versuchte, wiewohl etwas unzusammenhängend,
sowohl Fanny wie den Major von der Ehrbarkeit seines Antrages zu überzeugen.
Aber Fanny verbarg bloß ihr blutübergossenes Gesicht in den Händen, während ihn
der Major zur Tür beförderte und sagte: «Wenn Sie fünf Jahre älter sind, können
Sie Heiratsanträge machen, und dann werden Sie es allerdings auch besser
verstehen, Ihre Aufmerksamkeiten nicht einer Dame aufzudrängen, deren
derzeitiger Stand genügen sollte, um sie vor Belästigungen zu schützen. Schauen
Sie, daß Sie weiterkommen! Falls Sie mich zwingen, Sie hinunterzubegleiten,
werde ich dies in einer Form tun, an der Ihnen wohl schwerlich gelegen sein
dürfte.»
    Mit diesen dämpfenden Worten stieß
er Mr. Ryde aus dem Zimmer und schloß die Tür hinter ihm zu. «Dummer junger
Stutzer!» bemerkte er und wandte sich ins Zimmer zurück. Dann sah er, daß
Fanny durchaus nicht geneigt war, die Sache mit einem Lachen abzutun, sondern
sogar äußerst verzweifelt und aufgeregt war; er ging auf sie zu und rief
betroffen aus: «Sie dürfen sich das doch nicht so zu Herzen nehmen! Dieses
Scheusal! Hätte ich ihn doch wirklich die Treppe hinuntergeworfen!»
    Sie versuchte, ihre Erregung zu
beherrschen, aber kaum hatte sie die Tränen von den Wangen gewischt, füllten
sich ihre Augen aufs neue. Die Neuartigkeit sowohl wie die Ungehörigkeit des
Erlebnisses regten sie schrecklich auf. Sie zitterte jämmerlich und war nun
ebenso blaß, wie sie vorher rot gewesen war. «Wie konnte er bloß?! Wie konnte
er mich nur so beleidigen!» schluchzte sie.
    «Es war zwar sehr schlimm, aber
beleidigen wollte er Sie nicht!» versicherte ihr der Major. «Er verdient ja
wegen seiner Frechheit wirklich Prügel, aber es kam nur daher, daß der dumme
Junge maßlos verschossen ist und den Kopf verloren hat!»
    «Oh, wie muß ich mich aufgeführt
haben, daß er glaubte, annehmen zu dürfen, mir wären solche fürchterlichen
Anträge willkommen?» weinte Fanny. «Noch kein Jahr Witwe, und schon so etwas ...!
Ich hätte nicht im Traum – es wäre mir nicht eingefallen ...»
    «Nein, nein, natürlich nicht!» sagte
der Major beruhigend, ließ sich auf ein Knie nieder – genau auf der Stelle, die
Mr. Ryde soeben verlassen hatte – und hielt die Hand der Witwe tröstend fest.
«Es ist doch nicht Ihre Schuld! Ihr Benehmen ist einwandfrei! Bitte, nicht ...!
Ich ertrage es nicht, wenn Sie so unglücklich sind, meine – Lady Spenborough!»
    «Entschuldigen Sie – es ist sehr
dumm!» schluckte Fanny und machte heldenhafte Anstrengungen, um ihre Fassung
wiederzugewinnen, brachte aber nur ein unterdrücktes Schluchzen heraus. «Ich
wußte nicht, wie ich ihm Einhalt tun sollte, und er küßte mir nur immer die
Hände und sagte solche Sachen und erschreckte mich so! Wirklich, es tut mir so
leid, daß ich so dumm bin! Ich b-bin Ihnen ja s-so d-dankbar, daß Sie ihn w-weggeschickt
haben! Ich w-weiß nicht, was ich hätte t-tun sollen, w-wenn Sie nicht
hereingekommen wären, denn er – oh, Major Kirkby, er hat doch tatsächlich den
Arm um mich gelegt! Ich schäme mich ja so, aber ich habe ihn wirklich nicht im
geringsten ermutigt!»
    An dieser Stelle ging der Major über
Mr. Ryde hinaus und legte auch noch den zweiten Arm um die gebeugte Gestalt,
wiegte sie beschützend und sagte unwillkürlich: «Fanny, Fanny! Aber, aber,
mein Liebling, ist ja schon gut! Wein doch nicht! Ich werde mich schon darum
kümmern, daß dir der junge Laffe nicht mehr nahekommt! Du mußt dich jetzt
nicht mehr fürchten!»
    Wie es

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