Georgette Heyer
sie
solchen Gesellschaften vorsitzen müßte. Es war ganz klar, daß er mit seiner
erwählten Braut prahlen wollte, aber er hätte es besser wissen müssen, als es
in einer solchen Art zu tun.
Sie fand, daß Mrs. Floore diese
Ansicht teilte. Diese war überaus zufrieden, daß Seine Lordschaft so stolz auf
ihre kleine Emma war, hielt ihn aber für verrückt, daß er nicht erkannte, wie
schüchtern und menschenscheu sie war. Mrs. Floore war in Triumphstimmung, weil
sie ihre Tochter in einer einzigen schnellen Runde aus dem Sattel gehoben
hatte. Unglücklicherweise für Lady Laleham, die Emily aus der Obhut ihrer
Großmutter schnell wieder entfernen wollte, sobald sie nur wieder gesund war,
hatte Sir Walter schwere Rückschläge erlitten und diese, zusammen mit den
angehäuften Rechnungen für ihre und Emilys teure Roben, hatten sie gezwungen,
ihre Mutter um finanzielle Entlastung zu bitten. Mrs. Floore war durchaus
bereit, ihr soviel Geld zu schicken, wie sie brauchte, machte aber zur
Bedingung, daß Emily in ihrer Obhut bliebe, bis ihr eigener Arzt sagte, daß sie
wieder vollkommen in Ordnung sei. Lady Laleham war gezwungen, diese Bedingung
anzunehmen, und Emilys Laune besserte sich sofort. Ein Vorschlag Ihrer Gnaden,
daß sie mit ihrer Tochter zusammen nach Beaufort Square kommen würde, wurde von
Mrs. Floore so klipp und klar abgelehnt, daß sie ihn nicht mehr wiederholte.
«Habe gewußt, daß sie das nicht
tut», sagte Mrs. Floore zu Serena. «In
ihrem eigenen Haus kann sie sich ja aufspielen, aber nicht in dem meinen, und
das weiß sie jetzt! Na, meine Liebe, ich leugne nicht, daß Sukey eine schwere
Enttäuschung für mich war, um es nicht deutlicher auszudrücken, aber alles hat
seine gute Seite, und zumindest habe ich sie unter der Knute. Mich zu
beleidigen wagt sie nicht, aus Angst, ich könnte ihr die Apanage nicht
weiterzahlen, die sie von mir kriegt, ganz davon zu schweigen, daß ich sie
enterben könnte. Jetzt müssen wir also überlegen, wie wir Emma wieder
aufmöbeln! Ich werde sie zu dem großen Ball am Montag führen, in den New
Assembly Rooms, und Ned Goring wird uns dazu begleiten. Daran wird Sukey nichts
finden können, auch Seine Lordschaft nicht, selbst wenn sie davon erfahren,
wozu aber kein Grund besteht, denn es gibt kein Walzertanzen dabei und an den
Montag-Bällen nicht einmal einen Kotillon.»
«Aber ich dachte, Emily soll viel
Ruhe haben?» sagte Serena lachend. «Haben sie denn nicht gerade die Bälle in
London umgeworfen?»
«Ei, das stimmt, aber es ist
zweierlei, ob man Abend für Abend Bälle besucht und nie vor zwei oder drei Uhr
morgens ins Bett kommt, oder nur hie und da zu einer Unterhaltung geht! Die dauern
in den New Rooms doch nie länger als bis elf Uhr abends, meine Liebe, und in
der Lower Rooms an Dienstagen nur bis Mitternacht! Und was das Wichtigste ist,
es täte dem armen kleinen Ding gar nicht gut, wenn sie deprimiert wäre und
Trübsal blasen würde und nur mich zur Gesellschaft hätte! Ich führe sie auch
zum nächsten Gala-Abend in den Sydney Gardens aus, etwas, das ich noch nie
getan habe, weil es diesmal zum erstenmal ist, daß sie mich im Sommer besucht.
Ich wette, das Feuerwerk wird ihr Spaß machen; und mir auch.»
Wenn Serena dieses dicke fröhliche
Gesicht betrachtete, zweifelte sie nicht daran. Mrs. Floore war in übermütiger
Stimmung und entschlossen, aus dem Besuch ihrer Enkelin das Beste
herauszuholen. «Denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß sie je wieder einmal
bei mir sein wird», sagte sie seufzend. «Aber keine Angst, sie soll nur das
tun, was der Doktor sagt! Und eines sagt der, nämlich, daß sie nicht daheimsitzen
soll bei diesem schönen Wetter; drum wäre es sehr freundlich von Ihnen,
Mylady, wenn Sie ihr manchmal erlauben, mit Ihnen spazierenzugehen, was ihr bei
weitem mehr Freude machen würde, als mit mir im Landauer spazierenzufahren,
denn das ist ja für ein junges Ding wirklich eine trübselige Sache!»
«Aber natürlich würde mich ihre
Gesellschaft freuen», antwortete Serena. «Vielleicht möchte sie auch mit mir
ausreiten.»
Dieser Vorschlag gefiel Mrs. Floore
sofort, und sie begann gleich Pläne zu machen, um ein sanftes Pferd zu mieten.
Emily selbst war hin- und hergerissen zwischen der Genugtuung, von einer
solchen Reiterin wie Lady Serena zum Ausreiten aufgefordert zu werden, und der Angst, daß man von ihr erwarten
würde, über alle möglichen Hindernisse zu springen oder ein widerspenstiges
Pferd zu reiten. Aber das
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