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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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erhob sich. «Ihr liegt nichts an ihm. Oh, ich bin überzeugt, es ist
unmöglich! Es ist das Gefühl für einen Mann, der der Freund ihres Vaters war!
Wenn sie ihn liebte, und auch du ...!»
    Auch er stand auf. «Gott helfe mir –
sie soll die Wahrheit nie erfahren. Wie ich ihr gegenübertreten soll, weiß ich
allerdings nicht! Fanny, ich kann es einfach nicht gleich! Ich habe daheim
Angelegenheiten zu regeln, um die ich mich hätte längst kümmern sollen. Ich
fahre weg. Sag ihr, daß ich vorgesprochen habe, um ihr zu sagen, daß ich von
meinem Verwalter einen Brief erhielt und noch heute nachmittag mit der
Postkutsche abreisen will!» Er schaute auf die vergoldete Uhr auf dem
Kaminsims. «Die Post verläßt Bath tun fünf Uhr, nicht? Ich habe gerade noch
Zeit, meine Reisetasche zu packen und sie zu erreichen.»
    «Das geht nicht!» rief sie. «Wenn du
so weggehst, was muß sie dann denken?»
    «Ich werde zurückkommen. Sag ihr,
daß es nur für ein paar Tage ist. Ich muß Zeit haben, tun mich zu sammeln. Nur,
in diesem Augenblick ...» Er unterbrach sich, ergriff ihre Hände, küßte sie
leidenschaftlich und brachte nur heraus: «Mein Liebling, mein Liebling!
Verzeih mir!» Dann ging er, ohne ein weiteres Wort oder einen Blick zurück,
schnell aus dem Zimmer.

16
    Als Serena nach Laura Place
zurückkehrte, waren fast drei Stunden vergangen, und Fanny hatte Zeit gehabt,
sich zu fassen. Sie hatte sich in ihr Schlafzimmer geflüchtet, als sie die Tür
hinter dem Major ins Schloß fallen gehört hatte, und sich einer Verzweiflung
hingegeben, die sie nicht zu beherrschen vermochte. Die Heftigkeit ihrer
Gefühle ließ sie so erschöpft zurück, daß sie mitten in ihren erregten Überlegungen
eingeschlafen war. Sie erwachte nicht sehr erfrischt, aber ruhig, und obwohl
sie natürlich nur niedergeschlagen und bedrückt sein konnte und ihre Wangen bleich waren,
so hatte langes Weinen in ihrem Gesicht doch keine Spuren hinterlassen.
    Als Serena eintrat, saß sie in der
Fensternische mit einem offenen Buch auf den Knien. «Fanny, hast du dir schon
vorgestellt, daß ich geraubt wurde oder mich verirrte oder tot auf der Straße
liege? Ich bin voller Reue; und warum ich eigentlich zustimmte, mit dieser dummen
Gesellschaft nach Wells zu fahren, habe ich keine Ahnung! Ich hätte doch wissen
können, daß es eine viel zu lange Fahrt ist, um bequem oder amüsant zu sein!
Das heißt, ich wußte es ohnehin und habe mich und dich opfern lassen, bloß weil
Emily hinfahren wollte und es nicht hätte dürfen, wenn ich nicht mitgefahren
wäre. Zumindest hab ich mir das eingebildet. Aber meiner Seel, ich glaube,
Mrs. Beaulieu hätte sie bereitwilligst mitgenommen, obwohl sie sie erst ein
einziges Mal getroffen hat! Sie ist wirklich äußerst gutmütig – einem solchen
Pack an zusammengewürfelten Leuten, dem sie erlaubte, an der Partie
teilzunehmen, bin ich im Leben noch nicht begegnet! Ich versichere dir, Fanny,
mit Ausnahme ihrer eigenen Familie, den Aylshams, dem jungen Thormanby und mir
war Mr. Goring der präsentabelste Teilnehmer an dem Ausflug!»
    «Heiliger Himmel, fuhr der
vielleicht mit dir?»
    «Jawohl, auf Vorschlag von Mrs.
Floore. Ich konnte es unmöglich ablehnen, ihn unter meine Fittiche zu nehmen,
und sobald ich die übrige Gesellschaft in Augenschein genommen hatte, war ich
sogar froh darüber! Er ist vielleicht nicht der anregendste Gesellschafter,
aber man kann sich wenigstens darauf verlassen, daß er eine sture Nüchternheit
wahrt, und daß er mithielt, ermöglichte es mir, auf Fobbings Begleitung zu
verzichten, worüber ich sehr froh war! Fobbing wäre mindestens eine Woche lang
ungnädig zu mir gewesen, hätte er unsere Kavalkade erlebt! Du wirst sagen, es
geschehe mir ganz recht, weil ich nicht auf Hector gehört habe. Er hat mir
vorausgesagt, wie es werden würde – obwohl er wohl kaum vorausgesehen hat, daß
ich die meiste Zeit in Wells damit zu tun haben würde, den einen Draufgänger
ununterbrochen zu dämpfen und die Versuche eines zweiten, mich von der
Gesellschaft loszueisen, ständig abzuwehren.»
    «Liebste, wie unangenehm das gewesen
sein muß! Wärst du bloß nicht mitgefahren!»
    «Ja, wahrhaftig! Es war
todlangweilig. Wir kamen erst mittags nach Wells, denn trotz allen schönen
Geschichten, die man mir erzählte, ist es eine Fahrt von drei Stunden; und dort
haben wir dann vier endlose Stunden verbracht, weil die Pferde rasten mußten,
wir gegessen haben, die Kathedrale besichtigten und in der Stadt

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