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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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auseinanderliegen!»
    «Ich weiß, daß du manchmal
überrascht warst – ja sogar enttäuscht –, aber du bist doch glücklich gewesen!
Bestimmt warst du doch glücklich?» sagte Fanny flehend.
    «Ich war deinetwegen glücklich!»
antwortete er. «Heute ist mir das klar. Vorher nicht. Ich war wie ein Mensch,
der von starkem Sonnenschein geblendet ist, und als sich meine Augen daran
gewöhnten und ich eine Landschaft sah, die weniger vollkommen war, als ich sie
mir vorgestellt hatte, schloß ich sie einfach. Denn ich hielt es ja nicht für
möglich, daß sich mein Gefühl für Serena ändern konnte. Daß du die Frau warst,
die ich liebte, wußte ich nicht, bevor ich dich in meinen Armen hielt und
erkannte: Wenn ich dich gehen ließe, würde es bedeuten, mir das Herz aus der
Brust zu reißen.»
    Sie erhob sich schnell, kniete neben
ihm nieder und legte die Arme um ihn. «Und das meine auch! O Hector, Hector,
auch das meine! Oh, wie schlecht ich bin! Denn ich wußte sehr gut, wie sehr ich
dich liebe!»
    Sie klammerten sich aneinander, ihr
Kopf lag auf seiner Schulter, und seine Hand hielt ihren Kopf an seine Schulter
gepreßt. Ihre Tränen flossen still; als sie wieder sprach, tat sie es mit
entschlossener Ruhe. «Es darf nicht sein, Liebster.»
    «Nein, ich weiß. Gut für dich, daß
dir ein solcher verächtlicher Tölpel erspart bleibt, als der ich mich erwiesen
habe!» sagte er bitter.
    Sie zog seine Hand von ihrer Wange
und hielt sie fest. «So darfst du nicht reden. Oder mir davon sprechen, was
hätte werden können. Wir dürfen beide nie wieder daran denken. Hector, wir
könnten einfach nicht ...!»
    «Das brauchst du mir nicht zu sagen.
Es wäre schändlich von mir!»
    «Du wirst es lernen, mit Serena
glücklich zu werden – wirklich, das wirst du, Liebster! Jetzt schaut es aus,
als ob – Aber wir werden uns beide daran gewöhnen! Wo es sich nicht direkt um
Abneigung handelt, kann man das, weißt du. Ich – ich habe das kennengelernt.
Serena darf nie auch nur das geringste von dem hier ahnen!»
    «Nein», sagte er hoffnungslos.
    Sie konnte es sich nicht versagen,
ihm leicht über das gewellte blonde Haar zu streichen. «In Serena steckt so
viel, das Wirklichkeit ist, nicht nur Teil deines Bildes! Ihr Mut und ihre Güte
und ihre Großmut – oh, tausend Dinge!» Sie versuchte zu lächeln. «Du wirst vergessen,
daß du so närrisch warst, mich auch nur ein bißchen geliebt zu haben. Serena
ist klüger als ich – und so viel schöner!»
    Er nahm ihr Gesicht in seine Hände
und schaute ihr tief in die Augen. «Klüger und schöner, aber so viel weniger
lieb!» sagte er schmerzlich. Er ließ sie los. «Hab keine Angst! Ich bin ein
Narr, aber ich hoffe, doch ein Ehrenmann.»
    «Ich weiß, oh, ich weiß! Du warst
ein bißchen entsetzt, als du sahst, daß Serena nicht ganz so ist, wie du es
geglaubt hast, aber du wirst dich davon erholen und dich über dich selbst
wundern, daß du nicht sofort erkanntest, wieviel liebenswerter sie ist als das
dumme Bild, das du dir von ihr gemacht hast! Und sie liebt dich, Hector!»
    Er schwieg eine Weile und starrte
seine geballten Hände an, dann aber sah er wieder Fanny forschend und fragend
an. «Wirklich?» fragte er.
    Sie war erstaunt. «Aber, Hector ...!
Oh, wie kannst du das bezweifeln, wenn sie doch sogar sagte, sie wolle auf ihr
Vermögen verzichten, nur um dir eine Freude zu machen?»
    Er seufzte. «Ja. Das habe ich
vergessen. Aber manchmal schien mir – Fanny, bist du sicher, daß es nicht
Rotherham ist, den sie wirklich liebt?»
    «Rotherham?» sagte Fanny zutiefst
ungläubig. «Guter Gott, was bringt dich auf einen solchen Gedanken?»
    «Ich glaube es nicht. Aber als er
hier war – nachher –, durchzuckte mich der Verdacht, daß dem so sei.»
    «Nein, nein, das ist unmöglich! Oh,
wenn du je gehört hättest, was sie über ihre Verlobung mit ihm spricht, würdest
du so etwas nicht denken! Sie können einander nicht treffen, ohne einander in
die Haare zu geraten! Und er! Glaubst du denn, daß er sie immer noch liebt?»
    «Nein», sagte er schwer. «Ich habe
keine Anzeichen dafür bemerkt – es ist mir nicht aufgefallen. Er machte nicht
den geringsten Versuch, unsere Verlobung zu verhindern. Im Gegenteil! Er hat
sich mir gegenüber so duldsam, ja mit einer Freundlichkeit verhalten, die ich
nie erwartet hätte, noch zu verdienen glaube! Und seine eigene Verlobung wurde
ja angezeigt, bevor er von Serenas Verlobung erfuhr!»
    Wieder entstand eine lange Stille.
Fanny

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