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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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Tier, das man für sie besorgte, erwies sich von
sanfter, um nicht zu sagen träger Gemütsart, und da Serena Emilys Grenzen
kannte, nahm sie sie nur auf solche Ausflüge mit, die auch für Fanny geeignet
gewesen wären. Wann immer sich die Gelegenheit bot, tat sie ihr Bestes, Emily
in den Pflichten der Herrin eines vornehmen Haushalts zu unterweisen; aber die
Fragen, die ihr das Mädchen schüchtern stellte, und die Bestürzung, die viele
ihrer Antworten hervorriefen, ließen nichts Gutes für die Zukunft ahnen. Sie
nahm an, daß Rotherham, dem nichts an Äußerlichkeiten lag und der die förmliche
Art, die noch immer in den Familien nobler Lebensart herrschte, nicht mochte,
Emilys Unwissenheit von so vielem, das jedes Mädchen seines eigenen Ranges von
Geburt an wußte, gleichgültig war.
    Es kam der August, und Emily war
noch immer in Bath. Für einen unparteiischen Beobachter schien sie ihre
blühende Gesundheit wiedererlangt zu haben, aber Mrs. Floore schaute ihrem
Hausarzt fest in die Augen und sagte, daß Emily noch weit davon entfernt sei,
sich wirklich wohl zu fühlen. Er war so zuvorkommend, ihr zuzustimmen; und da
Emily zufällig hüsteln mußte, schüttelte er den Kopf, verbreitete sich über die
Unklugheit, Husten zu vernachlässigen, und verschrieb als Heilmittel Magnesia
und Brotpudding.
    Major Kirkby, der sah, daß man oft
von ihm erwartete, Emily ebenso wie Serena zu begleiten, sagte zu Fanny, er
könne nicht recht entdecken, was an dem Mädchen eigentlich dran sei, das es
Serena so lieb machte. Fanny erklärte, das sei alles Güte. Emily habe immer zu
Serena aufgeschaut, und deshalb erbarme sich Serena ihrer. Aber das genügte dem
Major nicht. «Das ist alles sehr schön», wandte er ein, «aber sie scheint zu
glauben, sie sei in irgendeiner Art für Miss Laleham verantwortlich! Sie erzählt
ihr immer wieder, wie sie sich unter diesen oder jenen Umständen zu verhalten
habe!»
    «Wenn sie das doch nur nicht täte!»
sagte Fanny impulsiv. «Ich wollte, Emily benähme sich so derart ungeschickt,
daß sie Lord Rotherham abstoßend wird, denn ich bin überzeugt, sie wird
todunglücklich werden, wenn sie ihn heiratet! Wie Serena das nicht sehen kann,
verstehe ich nicht!»
    «Ich glaube, das ist Serena
gleichgültig», sagte er langsam. «Sie scheint mir ganz darauf aus zu sein, Miss
Laleham so zu erziehen, daß sie Lord Rotherham eine passende Frau wird. Ich
kann nur das eine sagen, Lady Spenborough: sie will nicht, daß auch diese Verlobung
in die Brüche geht.»
    «Aber was geht das sie an?» rief
Fanny. «Da irren Sie sich bestimmt!»
    «Das habe ich sie auch schon
gefragt. Sie antwortete, es sei nicht sehr erfreulich für ihn gewesen, als sie
ihn stehenließ, und sie wolle um nichts in der Welt, daß ihm eine zweite solche
Schmach widerfahre.»
    Fanny sah sehr überrascht drein,
aber als sie diesen Ausspruch etwas überlegt hatte, sagte sie: «Sie kennt ihn
natürlich schon ihr ganzes Leben lang, und wie immer sie auch gestritten haben
mögen, scheint es ihnen immer gelungen zu sein, miteinander auszukommen. Aber
es ist sehr unrichtig von ihr, sich in das hier einzumischen! Ich glaube nicht,
daß Emily Rotherham heiraten will. Sie wagt bestimmt nicht, es Serena zu sagen,
und Serena gibt sehr acht, daß Emily nicht mit mir allein bleibt, weil sie
weiß, wie ich in dieser Beziehung denke.»
    Er lächelte. «Demnach also, wenn
Serena sich in der einen Richtung einmischt, würden Sie es liebend gern in der
anderen tun?»
    «O nein, nein! Nur, wenn sich mir
Emily anvertrauen wollte – mich um meinen Rat fragen –, würde ich ihr äußerst
nachdrücklich abraten, einen Mann zu heiraten, für den sie nicht entschieden
Neigung fühlt. Außerdem einen Mann, der um so viel älter ist als sie, und von
so herber Gemütsart! Sie kann sich nicht bewußt sein – selbst wenn er ebenso
gütig, so rücksichtsvoll wäre wie ...» Die Stimme versagte ihr, sie wandte den
Kopf ab und errötete schmerzlich.
    Unbewußt legte er seine Hand auf die
ihre, die auf der Armlehne ihres Sessels lag, und drückte sie tröstend. Sie
schien unter seiner zu flattern. Nach einem Augenblick wurde sie sanft
zurückgezogen, und Fanny sagte ein bißchen atemlos: «Ich hätte das nicht sagen
sollen. Ich möchte nicht, daß Sie denken, ich hätte nicht aufrichtigst an Lord
Spenborough gehangen. Meine Erinnerungen an ihn müssen immer die dankbarsten
und liebevollsten sein.»
    «Mehr müssen Sie nicht sagen», sagte
er leise. «Ich verstehe

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