Georgette Heyer
sagte Serena. «Ich fürchtete, daß sie vielleicht schon gestern abend
fortlief, in welchem Fall wir wahrhaftig eine schwere Aufgabe gehabt hätten.
Mr. Goring, kennen Sie Gerard Monksleigh?»
«Ich lernte
ihn gestern abend im Theater kennen, Ma'am.»
«Dann sind Sie imstande, ihn zu
beschreiben», sagte Serena frisch. «Einer Sache können wir sicher sein: in Bath
verstecken sie sich nicht! Ich will Gerard Gerechtigkeit widerfahren lassen und
glauben, daß er vorhat, Emily zu heiraten – obwohl, wie er sich das vorstellt,
meine Vorstellungskraft übersteigt! Es würde zu allem übrigen passen, wenn er
sie nach Gretna Green bringt, aber wo er das Geld für so eine Reise herhaben
soll, ist wieder mehr, als ich sagen könnte! Er kann sie natürlich auch nach
London bringen, in der hoffnungsvollen Annahme, daß er sich dort eine
Sondergenehmigung zur Heirat verschaffen kann.»
«Oh, meine Liebe, und was, wenn er
die schon in der Tasche hat?» rief Mrs. Floore aus. «Angenommen, er fuhr nach
Wells oder nach Bristol und hat sie schon geheiratet? Oh, ich will nicht, daß
sie sich an diesen jungen Kerl wegwirft!»
«Regen Sie sich nicht auf, Ma'am! Er
würde schwerlich jemanden überzeugen können, daß er großjährig sei.»
«Lady Serena hat recht, Ma'am», warf
Mr. Goring ein. «Man würde von ihm einen Beweis für sein Alter verlangen, denn
er sieht wirklich wie ein Grünschnabel aus. Was wünschen Sie, Lady Serena, daß
ich tun soll?»
«Natürlich die Posthäuser hier
aufsuchen. Ich nehme an, Sie kennen sie gut. Finden Sie heraus, ob Gerard eine
Kutsche gemietet hat und wohin sie ihn bringen sollte. Sind Sie von Bristol zu
Pferd gekommen? Haben Sie es in Bath?»
«Ich bin mit meinem Sportwagen
herübergefahren, Ma'am. Sollte ich entdecken können, welche Strecke sie gewählt
haben, kann ich die Pferde im Nu anspannen lassen», antwortete er. «Ich gehe
sofort los.»
«Ned Goring, ich gehe bis ans Ende
der Welt um Emma, aber nur auf eine anständige Art!» erklärte Mrs. Floore.
«Bilden Sie sich nur nicht ein, daß Sie mich in irgendein widerliches offenes
Vehikel verladen können! Einen Vierspänner werden Sie mieten, und nichts anderes!»
«Meine liebe Ma'am, Sie werden ganz
still zu Hause bleiben», sagte Serena. «Es wäre Ihnen durchaus nicht
zuträglich, wenn Sie weiß Gott wie viele Stunden lang herumgeschaukelt und -gestoßen würden! Außerdem – wenn dieses Unternehmen geheim bleiben soll, ist
es unbedingt nötig, daß Sie hierbleiben. Wenn Rotherham wirklich auf dem Weg
nach Bath ist, wird man ihn ja hinhalten müssen. Was immer für eine
Unstimmigkeit zwischen ihm und Emily existiert, können Sie doch nicht wünschen,
daß er erfährt, wie skandalös sich Emily beträgt – und Lady Laleham übrigens
auch nicht! Sie müssen ihnen beiden erzählen, daß Emily mit einer Gesellschaft
auf einem Ausflug ist. Und was Ihren Jagdwagen betrifft, Mr. Goring, den lassen
Sie, wo er ist! Wir werden unsere Ausreißer wesentlich schneller einfangen,
wenn wir reiten, und werden damit nicht jedem Zollwächter und jeder zufälligen
Reisebekanntschaft verraten, daß wir ein Wettrennen nach Flüchtlingen
veranstalten. Das sollten wir tunlichst vermeiden.»
Er starrte sie an. «Sie wollen doch
nicht im Ernst selbst mitkommen, Ma'am?»
«Natürlich will ich das!» antwortete
sie ungeduldig. «Wie in aller Welt stellen Sie sich vor, daß Sie es ohne mich
ausführen können? Sie stehen in keinerlei verwandtschaftlichen Beziehungen zu
Emily; Sie können sie nicht zwingen, mit Ihnen umzukehren! Ich möchte schwören
– alles, was dabei herauskäme, wäre, daß Sie und Gerard es unter sich
auskämpfen, mit den Postburschen als Sekundanten, und dann erst wäre der Teufel
wirklich los!»
Er war zu überrascht, einen solchen
Ausdruck von ihren Lippen zu hören, um über das groteske Bild, das sie
heraufbeschwor, zu lächeln. «Aber Sie werden doch nicht reiten, Ma'am? Sie
haben sich das nicht überlegt! Die beiden müssen uns doch schon viele Meilen
voraus sein! Das wäre nichts für Sie: es würde Sie zu Tod ermüden!»
«Mr. Goring, waren Sie je in den
Cottesmore auf Jagd?» fragte sie. «Nein, Ma'am, das nicht, aber ...»
«Nun, ich aber jedes Jahr!» sagte
sie. «Es gibt keine zweite Gegend wie jene für lange und schnelle Ritte. Es
gilt als die wildeste und rauheste der Grafschaften, müssen Sie wissen. Also
verschwenden Sie Ihre Besorgnis nicht an mich, bitte ich Sie! Meine Stute ist
als Steher trainiert und ist
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