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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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ist nicht so ungewöhnlich, Ma'am, daß eine Braut
zunächst nur von einer bloßen Zuneigung ausgeht.»
    «Nun, mir scheint, sie mag ihn
überhaupt nicht!» sagte Mrs. Floore und wurde etwas lebendiger. «Und außerdem,
meine Liebe, das mag alles für noble Leute gelten, aber mir genügt das nicht!
Wenn Emma ihn nicht liebt, dann wird sie ihn auch nicht heiraten!»
    Serena schaute von dem Brief auf,
den sie gerade schrieb. «Es wäre nicht gut für sie, wenn sie die Verlobung
lösen würde, glauben Sie mir, Ma'am!»
    «Aber Sie haben es doch auch getan!»
sagte Mrs. Floore.
    «Ja», stimmte Serena zu und tauchte
die Feder wieder in das Tintenfaß.
    Mrs. Floore verdaute das zuerst
einmal. «Sukey und ihr verdammter Ehrgeiz!» sagte sie plötzlich bitter. «Sie
brauchen mir nichts zu erzählen, meine Liebe! Ich kenne diese Welt! Sie
konnten die Verlobung lösen, und niemand hätte mehr gesagt als eben, daß Sie einen
schlimmen Handel los seien; aber wenn Emma es täte, dann gäbe es eine Menge
Gewäsch, wenn es bekannt würde, nämlich daß er es war, und nicht sie, der die
Verlobung wirklich löste!»
    «Ich habe nicht gesagt, daß es für
mich gut war, Ma'am», antwortete Serena leise.
    Mrs. Floore seufzte tief. «Ich weiß
nicht, was am besten wäre, und das ist nun einmal so! Wenn Sie recht haben,
Mylady, und Emma kommt drauf, daß sie ihn trotzdem mag, dann möchte ich ihr
natürlich nicht die Chance verderben; in den Gedanken, eine Marchioness zu
werden, hat sie sich zweifellos verliebt. Gleichzeitig – na, eines ist sicher:
daß ich den Marquis nicht ins Haus lasse, solange ich Emma nicht gesund und
munter wieder hier habe! Die Diener werden ihm sagen, daß sie zu einem Picknick
gefahren ist und sehr wahrscheinlich erst spät zurückkommen wird – o Himmel,
was aber soll man tun, wenn Sie und Ned sie nicht heute schon finden? Wenn sie
in einer Poststation über Nacht bleiben, werdet ihr sie überhaupt nicht finden
können!»
    «Wie ich Gerard kenne», gab Serena
zurück, «wird er darauf bestehen, die Nacht durchzufahren, Ma'am! Er wird
soviel Distanz wie möglich zwischen sich und Rotherham legen wollen – und mit
gutem Grund! Aber wenn Mr. Goring herausfindet, welche Straße sie gefahren
sind, dann zweifle ich nicht daran, daß wir sie lange vor Abend finden werden.»
    Mr. Goring kehrte knapp vor zwölf
Uhr zum Beaufort Square zurück und lief mit triumphierendem Gesichtsausdruck
die Treppe herauf. Kaum hatte er den Salon betreten, sagte Serena: «Sie haben
herausgefunden, wohin sie gefahren sind! Mein Kompliment, Mr. Goring! Sie
waren schneller, als ich zu hoffen wagte.»
    «Es war nur Glück», sagte er und
wurde rot. «Ich hätte genauso gut ein halbes Dutzend Posthäuser abklappern
können, bevor ich das richtige herausgefunden hätte. Aber wie es der Zufall
will, erhielt ich schon im zweiten gewisse Auskünfte. Es scheint kein Zweifel
zu bestehen, daß es Monksleigh war, der heute frühmorgens eine Postkutsche
mietete und sie für zehn Uhr zum Queen's Square bestellte. Eine gelbe Kutsche,
zweispännig.»
    «Na, ich muß schon sagen!» rief Mrs.
Floore empört. «Wenn er sich schon mit der armen kleinen Emma davonmachen
mußte, dann hätte er das auch nobler machen können! Nur zweispännig! Das nenne
ich geradezu schäbig!»
    «Ich stelle mir vor, Master Gerard
hat nicht gerade die Taschen voll, Ma'am», sagte Serena amüsiert.
    «Dann hat er erst recht nicht mit
meiner Enkelin durchzubrennen!» sagte Mrs. Floore.
    «Sehr richtig! Und wohin sind sie
gefahren, Mr. Goring?»
    «Die Kutsche war bis Wolverhampton
gemietet, Ma'am, so daß Ihre Vermutung richtig zu sein scheint.»
    «Ausgerechnet Wolverhampton?» fragte
Mrs. Floore. «Das ist doch dort, von wo alle Schlösser und Schlüssel herkommen!
Und sehr gute noch dazu; aber was für eine Grille ist dem Jungen in den Sinn gekommen,
daß er Emma ausgerechnet dorthin führt? Das paßt alles zusammen! Wer hat schon
je einmal gehört, daß man auf Hochzeitsreise in eine Fabrikstadt geht?»
    «Nein, nein, Ma'am, ich glaube
nicht, daß Sie das zu fürchten brauchen!» sagte Serena lachend. «Es ist, wie
ich Ihnen sagte: Gerard muß sein Geld zusammenhalten! Verlassen Sie sich
darauf, sie haben vor, mit der regulären Postkutsche oder Expreßpost zur Grenze
zu fahren. Aber das macht nichts!» fügte sie beruhigend hinzu, als sie sah, wie
im Gesicht Mrs. Floores Zeichen der Wut aufstiegen. «Sie werden weder
Wolverhampton noch sonst einen Ort dort in der Nähe

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