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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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«Es ist ihr armes Herz, Mylady! Der Schock hat solche
Anfälle bei ihr ausgelöst, daß sie fast draufgegangen wäre! Schon vor Jahren
hat mir der Doktor gesagt, sie soll sich vorsehen, und jetzt sieht man, wohin
das geführt hat! Oh, Mylady, was für eine Natter hat sie an ihrem Busen genährt!»
    Die Zofe begann zur Gesellschaft
gerührt mitzuschluchzen. Mrs. Floore, deren sonst so rosiges Gesicht
erschreckend fahl war, öffnete die Augen und sagte schwach: «Oh, meine Liebe!
Was soll ich tun? Warum hat sie mir bloß nichts gesagt? Oh, was für ein dummer,
blinder Narr ich war! Ich dachte – was soll ich bloß tun?»
    Serena warf ihre Reitgerte auf den
Tisch, streifte ihre eleganten Handschuhe ab und sagte sehr bestimmt: «Sie
sollen vollkommen ruhig liegen bleiben, Ma'am, bis Sie sich ein wenig erholt
haben. Und Sie, Frauenzimmer, stehe vom Fußboden auf und hole Sie sofort Hirschhornsalz
oder ein Herzstärkungsmittel für Ihre Herrin! Und nehme Sie diese Federn weg,
Sie Idiotin! Mr. Goring, seien Sie so gut und helfen Sie mir, sie auf das Sofa
zu legen!»
    Er war gern dazu bereit, hatte aber
Zweifel und sagte leise: «Ich rufe lieber den Butler – sie ist zu schwer für
Sie, Ma'am!»
    Serena, die schnell einige Kissen
auf dem Sofa zurechtgelegt hatte, antwortete nur kurz: «Nehmen Sie sie bei den
Schultern, und reden Sie keinen Unsinn!»
    Als Mrs. Floore einmal in aller
Länge auf dem Sofa lag, stöhnte sie zwar, sah aber bald nicht mehr so grau aus.
Sie versuchte zu sprechen, aber Serena gebot ihr zu schweigen und sagte:
«Gleich, gleich, Ma'am!» Als die Zofe mit zitternden Händen ein Glas mit
irgendeinem Herzstärkungsmittel hereinbrachte, nahm es ihr Serena ab, hob den
Kopf der Leidenden und zwang sie, das Gebräu zu schlucken. Kurz darauf kehrte
die Farbe in Mrs. Floores Wangen zurück, und sie atmete ruhiger. Die
Haushälterin, ihrer übelriechenden Federn beraubt, schwenkte nun ein
Essigfläschchen unter Mrs. Floores Nase, und die Zofe, immer noch sehr
angerührt, fächelte ihr mit einer Nummer der Morning Post Luft zu.
    Serena ging zu Mr. Goring ans
Fenster. «Je weniger sie spricht, um so besser für sie», sagte sie leise.
«Jetzt sagen Sie mir doch bitte, was sich eigentlich ereignete, das sie so
umgeworfen hat?»
    «Emily – das heißt, Miss Laleham –
hat das Haus verlassen», antwortete er, immer noch mit schwerer Stimme. Er
sah, daß sie ihn mit gerunzelten Brauen ansah, und fügte hinzu: «Sie ist
davongelaufen, Ma'am. Und hinterließ einen Brief für ihre Großmutter.»
    «Heiliger Himmel! Wo ist sie?»
    «Geben Sie ihr ihn, Ned!» befahl
Mrs. Floore und versuchte sich aufzurichten. «Zum Henker mit Ihr, Stoke,
versuche Sie nicht, mich zurückzudrücken! Gebe Sie mir dieses Riechsalz und
dann verschwinde Sie endlich! Ich brauche Sie nicht mehr, Sie auch nicht,
Betsey, und heule Sie mich nicht an! Nein, Sie gehen nicht, Ned! Wenn man etwas
unternehmen kann, dann kann es niemand anderer für mich tun, denn ich kann
nicht durch das ganze Land rasen – obwohl es nicht eine Spur etwas nützen
würde, selbst wenn ich könnte, denn wer weiß, wohin sie gegangen ist? O Emmy,
warum hast du nur deiner Großmama nichts gesagt!»
    Mr. Goring hatte ein Blatt Papier
vom Tisch genommen und es schweigend Serena gereicht.
    «Liebste Großmama», begann der Brief
in Emilys unausgeglichener Handschrift, «es tut mir so schrecklich leid, und
ich mag Dir keinen Kummer antun, aber ich kann es nicht ertragen, und ich kann
Lord R. nicht heiraten, trotz Krönchen, weil er mir Angst macht, und ich habe
Dir nicht erzählt, daß er mir einen schrecklichen Brief geschrieben hat und
herkommt, und er und Mama werden mich zwingen, genau das zu tun, was sie
wollen, und ich kann es wirklich nicht ertragen, obwohl es mir einfach
schrecklich ist, Dich zu verlassen, ohne Dir Adieu zu sagen. Ich bitte Dich
sehr, sei nicht bös auf mich, meine liebe, liebste Großmama. Deine Dich
liebende Emma. P. S. Bitte, bitte, sag Mama oder Lord R. nicht, wohin ich
gegangen bin.»
    «Damit kämen Sie bestimmt in
Verlegenheit!» sagte Serena, als sie die Nachschrift gelesen hatte. «Dieses
dumme kleine Huhn ...! Meine liebe Ma'am, verzeihen Sie, aber für eine solche
Narrheit verdient sie eine Ohrfeige! Wohinaus, zum Teufel, will sie mit diesem
Geschreibsel? Rotherham hat ihr einen < gräßlichen > Brief geschrieben?
Welch ein Unsinn! Wenn er die Geduld verloren hat, so ist das kein Wunder, aber
über ihn zu schreiben, als sei er ein

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